Georgia Byng: Molly Moon

Eine pfiffige, mutige Kinderbuchheldin

Molly Moon lebt in einem Waisenhaus, in dem es schlimmer zugeht als bei Oliver Twist. Das Essen ist ungenießbar, die Vorsteherin eine Kinderhasserin und ungerecht und die anderen Kinder hänseln sie. Molly scheint das Unglück förmlich anzuziehen und zuletzt wird sogar ihr einziger Freund Ronny adoptiert und zieht nach New York.

Doch mit der Entdeckung eines Hypnosebuches in der Bibliothek kommt für Molly die sensationelle Wende. Sie schafft es bis zum Musicalstar in New York und trifft Ronny wieder. Doch dann wird sie durch einen Verbrecher, der hinter dem Buch her ist, aufgerüttelt und erkennt, dass sie kein Leben führen will, das auf falschen Voraussetzungen beruht…

Molly Moon ist eine pfiffige, mutige Kinderbuchheldin für Mädchen ab ca. sieben Jahren, und wenn mir das Buch teilweise auch etwas überzogen vorkam, kann es gut unterhalten.

Georgia Byng: Molly Moon. dtv 2009
www.dtv.de

Heinrich Maurer: Die vier von der Schusterstaffel

Eine schwäbische Dorfgeschichte

Heimatromane gehörten bisher nicht zu meiner üblichen Lektüre, aber nachdem ich Heinrich Maurers Die vier von der Schusterstaffel gelesen habe, werde ich diesem Genre in Zukunft mehr Beachtung schenken. Anders als in der Definition des Brockhaus, der mit Heimatroman die Begriffe „Trivialliteratur“ und „idyllisch-idealisierende Verherrlichung der Heimatliebe“ verbindet, handelt es sich hier um die sehr realistische Geschichte von vier Bauernhöfen und ihren Bewohnern in einem schwäbischen Dorf von den 1950er-Jahren bis zur Jahrtausendwende.

Zu Beginn sind die vier Freunde Berward Hinderer, Karl Markmann, Hermann Lindwein und Herbert Fendler, die sich abends auf ein Flaschenbier an der Schustertreppe treffen, Bauernsöhne im Wartestand. Drei von ihnen übernehmen nach und nach den Hof der Eltern und heiraten, Karl Markmann bleibt als jüngerer, unverheirateter Sohn auf dem Hof des älteren Bruders.

Sehr anschaulich schildert Heinrich Maurer die Veränderungen, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Dorf und auf den Höfen abspielen, sei es durch nicht mehr vorhandene Knechte und Mägde, durch die Flurbereinigung, die neuen Maschinen, die veränderte Tierhaltung oder die Vorgaben und Einflussnahmen der EWG und später der EU. Beständige Weiterbildung und der Mut zu Veränderungen kennzeichnen das Leben der Familien, und wo nicht richtig auf die neue Zeit reagiert wird, wo nicht an einem Strang gezogen wird, droht die Zwangsversteigerung. Die Freundschaft der Vier, die oft genug zu Konkurrenten werden, ist im Laufe der Jahre mancher Belastung ausgesetzt, trotzdem spürt man in Notzeiten doch die Verbundenheit, und als die junge Generation herandrängt, finden sie auch wieder die Zeit, die Tradition der Treffen an der Schusterstaffel aufleben zu lassen.

Ich habe aus diesem Roman, der sich an manchen Stellen fast wie ein Sachbuch liest, sehr viel über die Geschichte und die heutigen Gegebenheiten für die Landwirtschaft in meiner Heimat gelernt. Dabei hat es mir besonders gut gefallen, dass Heinrich Maurer, selber nahe Schwäbisch Hall auf einem Bauernhof aufgewachsen, nie in einen klagenden Ton verfällt, sondern immer nur anhand der vier Höfe verschiedene Entwicklungen und unterschiedliche Reaktionen der Bauern aufzeigt. Ich hatte so das Gefühl, Fakten von allen Seiten beleuchtet dargelegt zu bekommen, ohne mit meinem Urteil in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden. Ich habe einiges über Landwirtschaft und Agrarpolitik erfahren, bin durch die Familiengeschichten bestens unterhalten worden und meine, die Situation der Bauern und ihrer Familien nun besser zu verstehen.

Die vier von der Schusterstaffel ist für mich ein kleines Gesamtkunstwerk, bei dem Aufmachung, Sprache und Inhalt wunderbar zusammenpassen, und ein Heimatroman im positivsten Wortsinn, ruhig und unaufgeregt erzählt. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die gewählte Schriftgröße, die für manch Interessierten zu klein sein könnte.

Heinrich Maurer: Die vier von der Schusterstaffel. Ulmer 2016
www.ulmer-verlag.de

Ken Follett: Das zweite Gedächtnis

Ein routiniert geschriebener Agententhriller

Am 29. Januar 1958 laufen in Cape Canaveral die Vorbereitungen zum Start der Explorer, dem ersten amerikanischen Satelliten als Antwort auf den Sputnik der Russen.

Um fünf Uhr morgens desselben Tages erwacht auf einer Männertoilette ein Mann ohne Gedächtnis. Ein Kumpel klärt ihn darüber auf, dass er Luke heißt und will ihm weismachen, dass er ein Penner sei.

Von Stunde zu Stunde setzt Luke nun wie bei einem Puzzle Teile seiner Identität zusammen. Die einzelnen Kapitel haben nur Uhrzeiten als Überschrift oder Jahre, wenn es um Rückblenden und seine Arbeit für den CIA und das Leben mit den vier Mitstudenten in Harvard geht.

Während Luke seine Identität ergründet, merkt er schnell, dass er verfolgt wird, doch er findet auch Verbündete. Am Ende steht der große Showdown in Cape Canaveral.

Ein logisch und klar aufgebauter Agententhriller, wirklich spannend, unterhaltsam und mit der Ken Follett eigenen Routine geschrieben, aber auch klischeebehaftet, sehr konstruiert und manchmal vorhersehbar.

Ken Follett: Das zweite Gedächtnis. Bastei Lübbe 2015
www.luebbe.de

Gabriele Beyerlein: Bea am anderen Ende der Welt

Kinder und die Globalisierung

Auch vor Kindern macht die Globalisierung nicht halt. Der achtjährige Jan und seine beste Freundin Bea, bei der er anders als bei seinen Fußballerfreunden nicht cool sein muss, werden getrennt. Beas Vater muss für zwei Jahre nach Shanghai und Bea zieht um. Trotz Mails und Telefonaten vermissen die Kinder einander schmerzlich.

Doch mit dem neuen Mitschüler in seiner Klasse, der gerade aus Shanghai zurückgekehrt ist, und der nicht einmal weiß, wer Lukas Podolski ist, könnte etwas Neues für Jan beginnen…

Mir hat an diesem Kinderbuch ab acht Jahren gefallen, dass die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Mädchen im Mittelpunkt steht und das Buch deshalb für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet ist. Gabriele Beyerlein schreibt einfühlsam über Freundschaft, Abschied, Verlust und Neuanfang und thematisiert die Folgen der Globalisierung auch für Kinder.

Gabriele Beyerlein: Bea am anderen Ende der Welt. Thienemann 2008
www.thienemann-esslinger.de

E. M. Forster: Zimmer mit Aussicht

Italien versus England

Zimmer mit Aussicht aus dem Jahr 1908 ist ein englischer Klassiker und Gesellschaftsroman von Edward Morgan Forster (1879 – 1970), der die steifen englischen Konventionen der Sinnlichkeit Italiens gegenüberstellt.

Lucy Honeychurch ist zusammen mit ihrer älteren, prüden Anstandsdame und Cousine Charlotte auf einer klassischen Bildungsreise durch Italien. In ihrer Pension in Florenz, die voller Engländer ist, begegnen sie dem unkonventionellen und daher „unpassenden“ Landsmann Mr. Emerson und seinem Sohn George, die zum allgemeinen Entsetzen Sozialisten sind. Bei einem Ausflug überrumpelt George Lucy mit einem Kuss und sofort reiste Charlotte mit ihr ab. Zuhause verlobt sich Lucy mit dem blutleeren, asketischen und spröden Landadeligen Cecil, der nicht annähernd so gut küsst wie George. Trotzdem tritt die Episode in den Hintergrund, bis die Emersons in die Nachbarschaft ziehen…

Mir haben an diesem absolut lesenswerten Klassiker besonders die feine Ironie, die Gegenüberstellung der italienischen und der englischen Mentalität, der nicht ganz einfach zu lesende Stil und die Entwicklung von Lucy gefallen. Auch die mit drei Oscars prämierte, sehr buchtreue Verfilmung aus dem Jahr 1985 mit Julian Sands, Helena Bonham Carter, Maggie Smith, Judy Dench und Rupert Everett ist sehr zu empfehlen.

Fünf Sterne und ein Augenzwinkern für einen Blick in eine andere Zeit.

E. M. Forster: Zimmer mit Aussicht. Fischer 2014
www.fischerverlage.de

Alexandra Fischer-Hunold: Koalas spurlos verschwunden

Auf den Spuren der Tierschmuggler

Koalas spurlos verschwunden ist ein Ratekrimi aus der Reihe Tatort Erde und spielt in Australien. Er richtet sich an eher schlechte Leser ab ca. neun Jahren, ist sprachlich sehr einfach und daher zum Vorlesen eher weniger geeignet. Raten kann man nach jedem der neun Kapitel, wobei die Fragen hinten aufgelöst werden. Die Fragen zwingen zum sehr genauen Lesen, was pädagogisch zu begrüßen ist.

Thema des Kinderkrimis sind Tierschmuggler. Mike und Brendan, die Söhne des Direktors des Island Koala Parks, helfen bei der Aufklärung. Viele landeskundliche und Sachinformationen, auch im Anhang, reichern den Krimi an, wobei mir die Handlung leider sehr konstruiert erschien.

Fazit: Es gibt spannendere, besser erzählte Ratekrimis, trotzdem kann man das ein oder andere Interessante erfahren.

Alexandra Fischer-Hunold: Koalas spurlos verschwunden. Loewe 2005
www.loewe-verlag.de

Elizabeth Graver: Die Sommer der Porters

Mehr als ein Sommerhaus

Vordergründig stehen im Debütroman von Elizabeth Graver Die Sommer der Porters zwei Mitglieder der Familie Porter und eine Angestellte im Mittelpunkt, doch das eigentliche Zentrum ist die (fiktive) Halbinsel Ashaunt vor der Küste von Massachusetts. Dort verbringt die Familie über Jahrzehnte die Sommer, dort entscheiden sich Zukunftsfragen und wird Atem geholt, wenn eine Lebenssituation ausweglos scheint.

Ein Teil der Spannung dieses Romans lag für mich bereits in der Frage, wer wohl in den einzelnen Kapiteln im Mittelpunkt stehen würde. Daraus ergab sich auch jeweils ein anderer Erzählstil, vom allwissenden Erzähler bis zu sehr persönlichen Tagebucheinträgen und Briefen, was der Autorin besonders gut gelungen ist. Auch die ab und zu eingestreuten Ausblicke in die Zukunft haben mir als selten genutztes Stilmittel gut gefallen. Schön fand ich außerdem, dass mit dem Kindermädchen Bea eine Angestellte den Reigen der Hauptpersonen eröffnet, aus Schottland eingewandert und im Laufe der Zeit fast mehr Familienmitglied und Freundin. Ihre Zukunft entscheidet sich im Sommer 1942, als die Familie Porter entgegen vieler Nachbarn Ashaunt trotz des dort stationierten Militärs nicht meidet und Bea einen Verehrer unter den Soldaten findet. Aber möchte sie ihr sicheres Leben bei den Porters, wo sie eine Familie, Geborgenheit und ihren geliebten Schützling Janie gefunden hat, dieser vielleicht letzten Chance auf eine eigene Familie opfern?

Im Mittelpunkt der weiteren drei Kapitel stehen eine Tochter der Porters und ein Enkel. Die Tochter hat nach dem Krieg in der Schweiz studiert, von dort ihren Mann mitgebracht und steht im dauernden Zwiespalt zwischen einer wissenschaftlichen Karriere und der sich ständig vergrößernden Familie. Wie für sie ist auch für ihren Sohn, der den Ansprüchen seiner Mutter nie gerecht werden kann und der nach einem LSD-Rausch unter Panikattacken leidet, Ashaunt der Rückzugsort und Kraftspender. Gelungen ist auch das Ende, das weder zu traurig noch Happy End ist, aber zum Roman und seinen Protagonisten passt.

Die Handlung dieses Familienromans wird nicht von Spannung oder Höhepunkten getragen, sondern von den Momentaufnahmen seiner zentralen Figuren und den Naturbeschreibungen. Im Hintergrund läuft die Geschichte der USA von 1942 bis 1999 ab und macht nicht vor der Familie, aber auch nicht vor Ashaunt halt, denn auch dort sind Veränderungen nicht aufzuhalten.

Mir hat dieser amerikanische Familienroman, der mich von der Grundidee, nicht aber von der Ausführung, an Sommer in Maine von Courtney O’Sullivan erinnert hat, insgesamt gefallen, obwohl es kein Lieblingsbuch wurde. Sehr hilfreich wäre ein Stammbaum gewesen, denn die Enkelgeneration war für mich unübersichtlich und durch die punktuelle Erzählweise bisweilen verwirrend. Außerdem hätte mich auch das Leben einiger anderer Familienmitglieder sehr interessiert, die leider völlig im Hintergrund bleiben. Trotzdem kann ich die Lektüre dieses Buches aus dem für mich immer sehr interessanten mare-Programm empfehlen.

Elizabeth Graver: Die Sommer der Porters. mare 2016
www.mare.de

Liza Marklund: Der rote Wolf

Ein ungelöster Altfall und private Turbulenzen

Mit Der rote Wolf erschienen die Krimis von Liza Marklund endlich in der richtigen Reihenfolge, und so ist dieser als fünftes erschienene  Band tatsächlich Band fünf der Serie.

Annika Bengtzon, die Journalistin beim Stockholmer „Abendblatt“, hat nach dem Trauma im letzten Krimi (Olympisches Feuer) drei Monate pausiert und arbeitet jetzt noch als freie Mitarbeiterin und nicht mehr bei der Kriminalredaktion. Sie leidet nicht nur unter den traumatischen Nachwirkungen ihrer Geiselnahme, sondern auch um der von ihrem Ex-Chef für die Zeitung vorgegebenen Richtungswechsel. Statt seriöser Berichterstattung möchte der nun voyeuristische Beiträge, um die Auflage zu steigern. Auch ihr Privatleben bleibt bewegt, nicht nur wegen der beiden Kleinkinder, sondern auch, weil ihre Ehe in einer Krise steckt.

Entgegen der Vorgaben ihrer Zeitung recherchiert Annka Bengtzon zum Thema Terrorismus in Schweden. Im Falle eines Anschlags auf einen Fliegerhorst in Nordschweden im Jahr 1969, bei dem ein Wehrpflichtiger ums Leben kam, der nie aufgeklärt, aber einer linken Splittergruppe angelastet wurde, möchte Annika sich mit einem Kollegen treffen, der am gleichen Fall arbeitet. Doch bevor es dazu kommt, wird er ermordet, ebenso der einzige Zeuge, ein 13-jähriger Junge.

Beharrlich wie immer recherchiert Annika in dem alten Fall und schnell wird klar, dass er Folgen bis in die Jetztzeit hat. Alle, die damals in den kommunistischen Zellen aktiv waren, sind heute erpressbar…

Neben der spannenden Krimihandlung, die lediglich durch Annikas manchmal übermenschliches Geschick überschattet wird, wenn es darum geht, Menschen Informationen zu entlocken, die sie auch der Polizei nicht gegeben haben, hat mich in diesem Band die Geschichte der linken Zellen in Schweden in den 1960er-Jahren interessiert. Außerdem ist die Schilderung des Macht- und Quotenkampfs in den Medien wie in der Politik, beides Spezialthemen von Liza Marklund, sehr anschaulich gelungen.

Liza Marklund: Der rote Wolf. Rowohlt 2006
www.rowohlt.de

Liza Marklund: Prime Time

Wenn Glanz und Glamour brökeln…

Da die Krimis von Liza Marklund auf Deutsch nicht in chronologischer Reihenfolge publiziert wurden, handelt es sich bei Prime Time um Band drei der Serie nach Studio 6 und Paradies, aber vor dem zuerst erschienen Band Olympisches Feuer.

Wie immer in den Krimis um Annika Bengtzon, Journalistin beim „Abendblatt“, spielt das Privatleben der Protagonistin eine große Rolle. Fans stringent auf den Fall konzentrierter Krimis sollten deshalb besser die Finger von der Serie lassen. Neben dem Privatleben Bengtzons und dem aktuellen Fall geht es jeweils auch noch um die Machtkämpfe und Intrigen bei der Zeitung, die durchaus auch mal unter die Gürtellinie gehen können, und mir gefällt diese Mischung sehr gut.

In Prime Time ist Annika Bengtzon nach der Babypause gerade wieder in den Beruf zurückgekehrt. Die Kinder sind ein bzw. drei Jahre alt und die Beziehung zu ihrem Partner Thomas leidet unter der nur unzureichend geregelten Kinderbetreuung. Auch in Schweden scheint es so etwas zu geben.

Als die Familie gerade zu einem Kurzurlaub über Mittsommer zu Thomas‘ Eltern aufbrechen will, erhält Annika einen Anruf ihres Chefs, der sie an den Tatort des Mordes an einer bekannten Fernsehmoderatorin ruft. 13 Personen sind verdächtig, alle aus der Medienbranche, alle mit einem Motiv, darunter Annikas Freundin Anne Snaphane. Wer sich bisher vom Glanz und Glamour der Medienwelt hat blenden lassen, wird spätestens hier eines Besseren belehrt…

Annika Bengtzon ermittelt in diesem sehr unterhaltsamen, wenig grausamen Krimi gewohnt kühl und zielgerichtet, und wenn mir auch Olympisches Feuer noch besser gefallen hat, kann ich diesen Band doch auch empfehlen.

Liza Marklund: Prime Time. Ullstein 2003
www.ullsteinbuchverlage.de

Anja Kiel: Lara und die freche Elfe – Prinzessinnenzauber

Rosarote Mädchenträume

Unter dem Motto „Lesen lernen macht Spaß“ hat der Ravensburger Buchverlag in seiner Leseraben-Erstleserreihe Bücher in drei Lesestufen vom Lesestarter bis zum Überflieger im Programm. Es gibt sowohl thematische Geschichtensammlungen als auch durchgängige Geschichten, so dass für jeden Kindergeschmack ein passender Titel zu finden sein müsste.

Die erste Lesestufe, die sich bereits an Erstklässler richtet, zeichnet sich durch eine große Fibelschrift, wenige Zeilen umfassende Abschnitte im Flattersatz, leicht verständliche Inhalte aus der Erlebnis- oder Fantasiewelt der Zielgruppe und erklärende, sehr farbige Illustrationen, die sich an die Sehgewohnheiten der an Bilderbuchillustrationen gewöhnten Kinder anlehnen, aus. Für zusätzliche Motivation sorgen Raben-Belohnungssticker, die nach bewältigten Zielen aufgeklebt werden dürfen, Rätsel auf den letzten vier Seiten und die Teilnahme bei www.antolin.de.

Eindeutig an die Zielgruppe „rosa Prinzessinnen“ richtet sich der Titel Lara und die freche Elfe – Prinzessinnenzauber von Anja Kiel, fröhlich-märchenhaft illustriert von Elke Broska. Da erlebt die kleine,  fantasievolle Lara, während ihre Eltern am Sonntagmorgen länger schlafen, ihr eigenes Prinzessinnen-Elfen-Abenteuer, bei dem die kleinen Leserinnen nebenbei rätseln können, welche beiden Märchen im Text versteckt sind. Ein Buch mit einem hohen Identifikationsfaktor für die Zielgruppe.

Kritiker mögen einwenden, dass die geschlechterspezifische Prägung von Kinderbüchern nicht mehr in die Zeit passt und nicht wünschenswert ist. Auch mir persönlich sind Unisex-Kinderbücher prinzipiell lieber. Aber es geht hier nicht um weltanschauliche Fragen, sondern um das herausragend wichtige Thema Leseförderung, und da sind mir (fast) alle Mittel recht, rosarote Prinzessinnen genauso wie Superman oder Vampire. Wichtig ist allein, den Lesespaß zu wecken, und das ist mit der zauberhaften Lara und ihrer Elfe garantiert möglich. Und über Emanzipation reden wir später…

Anja Kiel: Lara und die freche Elfe – Prinzessinnenzauber. Ravensburger Buchverlag 2016
www.ravensburger.de