Rosamund Lupton: Lautlose Nacht

Ein Hörerlebnis mit unterschiedlichen Seiten

Ich bin bei der Bewertung dieses Hörbuchs zu Lautlose Nacht von Rosamund Lupton sehr zweigespalten. Einerseits habe ich nicht unerhebliche Kritikpunkte, andererseits hat es mich doch auch gut unterhalten, so dass ich die Drei-Sterne-Bewertung keineswegs als ein Abraten verstanden wissen möchte. Lediglich sollte man vorher wissen, worauf man sich gefasst machen muss.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, einmal als Ich-Erzählung im Präsens von der zehnjährigen, durch ihre Taubheit weit über ihr Alter reife Ruby und einmal durch ihre Mutter Yasmin in personaler Erzählweise und in der Vergangenheit. Die beiden sind auf dem Weg von England nach Alaska, um Matt, Yasmins Mann und Rubys Vater, zu besuchen, der dort als Tierfilmer in der arktischen Tundra arbeitet. Als sie in Fairbanks landen, teilt man ihnen mit, dass Matts Dorf Anaktue durch eine Brandkatastrophe vollkommen zerstört wurde und alle Einwohner ums Leben gekommen sind. Da man Matts Ehering und sein Handy gefunden hat, geht die Polizei davon aus, dass er die 24. Leiche neben den 23 toten Dorfbewohnern ist.

Yasmin, die sich zuletzt im Streit mit Matt wegen einer Frau aus Anaktue befunden hat, glaubt von Anfang an unerschütterlich nicht an Matts Tod, genau wie Ruby. Beide sind überzeugt, dass er während des Feuers nicht im Dorf war. Zusammen brechen sie zu einer absolut halsbrecherischen Tour Richtung Norden auf, um die abgebrochene Suche der Polizei wiederaufzunehmen, in deren Folge Yasmin nicht nur einen Sattelzug stehlen und fahren, sondern auch einen Polarsturm, die Verfolgung durch einen Unbekannten in einem Tanklastzug und das Einbrechen ins Eis überstehen muss.

Mein Hauptkritikpunkt an dieser Geschichte ist die für mich enorme Unglaubwürdigkeit, die im Laufe der Handlung immer mehr zunimmt. Die Beschreibung, wie Mutter und Tochter den Naturgewalten und anderen Bedrohungen trotzen, war mir einfach zu unrealistisch.

Andererseits fand ich die Schilderungen der Natur, den umweltpolitischen Hintergrund des Romans und vor allem alles, was mit Rubys Taubheit zu tun hatte, ausgesprochen interessant. Die Auseinandersetzungen zwischen Yasmin und Matt über den richtigen Umgang damit und den besten Weg für die Tochter, mit der Behinderung in einer Welt von Hörenden zurechtzukommen, sowie die Strategien von Ruby waren für mich der stärkste Teil des Hörbuchs und werden mir in Erinnerung bleiben.

Tanja Geke liest die sechs CDs mit angenehmer Stimme und ohne allzu viel Schauspielerei sehr unaufgeregt-ruhig und so, dass die Erzählperspektive zu jeder Zeit klar ist.

Rosamund Lupton: Lautlose Nacht. argon hörbuch 2016
www.argon-verlag.de

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert