Das geheimnisvolle Hinterzimmer im Bistro Balto
Zwischen 1959 und 1964 spielt dieser 2009 mit dem „Prix Goncourt des lycéens“ ausgezeichnete Roman.
Der Ich-Erzähler Michel, zu Beginn zwölf Jahre alt, leidet unter seiner fehlenden Begeisterung für die Mathematik sowie unter dem zerrütteten Verhältnis zwischen seiner aus der Bourgeoisie stammenden Mutter und dem Vater aus dem Arbeitermilieu. Er flüchtet sich in die Literatur, den Rock ’n’ Roll und das Tischfußballspielen im Bistro Balto an der Place Denfert-Rochereau. Dort entdeckt er eines Tages im Hinterzimmer den „Club der unverbesserlichen Optimisten“, Emigranten vorwiegend aus Osteuropa, Kommunisten und Ex-Kommunisten, Juden, Intellektuelle, Querköpfe und einsame Flüchtlinge, die sich zum Philosophieren, Erinnern und Schachspielen treffen. Ab und zu kommen Sartre und Joseph Kessel vorbei, um sich von der Atmosphäre beim Schreiben inspirieren zu lassen. Michel wird ihr jüngstes Mitglied und bekommt in der Folge Lebensgeschichten voller Tragik, aber auch oft humorvoll erzählt, zu hören.
Als Michel 1964 ein mittelmäßiges Abitur ablegt, kennt er all ihre Schicksale, hat seinen ersten Kinofilm gesehen, das Fotografieren erlernt und seine erste Liebe erlebt und wieder verloren. Die Welt steht ihm offen, er ist erwachsen geworden.
Dieser leicht melancholische, in die Zeitgeschichte und das Leben in Paris eingebettete Entwicklungsroman hat mich über Tage nicht mehr losgelassen und ich empfehle ihn als das „etwas andere“ Buch. Für mich ein absolutes Lieblingsbuch!
Jean-Michel Guenassia: Der Club der unverbesserlichen Optimisten. Insel 2012
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