Wer war Robert Rosen?
Rebeka Lange gehört zu den Millionen Soldatenkindern des Zweiten Weltkrieges, die ihre Väter nie kennengelernt haben. Mit 60 Jahren begibt sie sich auf Spurensuche, nicht ohne Angst, den Vater Robert Rosen als Täter zu entlarven. Nach einem Jahr der Recherche kann sie für ihn einen Nachruf in die Zeitung setzen: „Ich suchte Mörder und fand Menschen“.
Arno Surminskis Roman überzeugt mich sowohl wegen des exzellent ausgeführten Themas als auch wegen der angewandten Montagetechnik. Da sind einmal Rebekas Recherchen, die die letzten Lebensmonate des Vaters im Russlandfeldzug und das Leben der Familie zu Hause in Masuren nachzeichnen. Roberts Tagebuch, sein Briefwechsel und der von zwei Kameraden spiegeln glaubhaft die Stimmungslage an der Front und zu Hause wieder. Parallel dazu hat Surminski Tagebuchnotizen eines westfälischen Soldaten Napoleons eingebaut, der 1812 am Russlandfeldzug teilgenommen hat. Die Aktualität des Themas wird nicht zuletzt an Rebekas Sohn deutlich, der als Soldat im Kosovo stationiert ist und Vergleiche seiner Friedensarmee mit der Wehrmacht des Großvaters ablehnt. Rebeka dagegen ist am Ende überzeugt, dass alle Kriege miteinander verwandt sind und einer den anderen nach sich zieht wie eine ansteckende Krankheit.
Ein empfehlenswerter Roman, aber nicht der beste von Arno Surminski.
Arno Surminski: Vaterland ohne Väter. Ullstein 2004
www.ullsteinbuchverlage.de