Ein aufrechter Kommissar als Hoffnungsstifter
Max Heller, inzwischen „Genosse Oberkommissar“, ist wieder da! Spielte der Auftakt der Dresden-Krimi-Serie, Der Angstmann, zwischen November 1944 über die Zerstörung der Stadt am 13. Februar 1945 bis zur Besetzung durch die Sowjetarmee im Mai 1945, so ist Tausend Teufel 1947 angesiedelt. Die politische Führung ist ausgewechselt, doch sind viele Probleme dieselben geblieben: Kälte, Hunger, Wohnungsnot, Schwarzmarkthandel, Raubmorde, fehlende ärztliche Versorgung, die Politik mischt sich in polizeiliche Ermittlung ein und für Heller, den man bis 1945 zu einem NSDAP-Beitritt nötigen wollte, wäre nun eine SED-Mitgliedschaft karrierefördernd. Doch Max Heller ist keiner, der mit den Wölfen heult. Gleichzeitig sitzen einige der Verbrecher des Dritten Reiches schon wieder in Ämtern und bekleiden hohe Posten, wie der für den aktuellen Fall zuständige Staatsanwalt.
Dieser neue Fall ist äußerst heikel: zwei russische Offiziere wurden ermordet aufgefunden, neben einer der Leichen liegt ein Rucksack mit einem Kopf. Hängen die beiden dilettantisch ausgeführten Brandanschläge auf das vor allem bei russischen Offizieren beliebte Lokal „Schwarzer Peter“ und auf eine Versammlung der „Opfer des Faschismus“ damit zusammen? Handelt es sich um eine Fehde unter Russen oder um einen Angriff auf die ungeliebten sowjetischen Streitkräfte, die die Bevölkerung hungern lassen und keine Menschen, sondern Teufel in ihnen sehen?
Max Heller und sein Assistent Werner Oldenbusch sind weitgehend auf sich alleine gestellt, denn die einzige Qualifikation ihres neuen Chefs, eines ehemaligen Fleischers, ist das Parteibuch. Daneben haben die SMAD, Sowjetische Militäradministration Deutschlands, mit ihrem Dresdner Chef Medvedev und das MWD, Ministerium für Innere Angelegenheiten, mit dem Geheimdienstmann Ovtscharov ein gewichtiges Wort bei den Ermittlungen mitzureden, werfen Heller immer wieder Knüppel zwischen die Beine und sparen nicht mit Drohungen. Doch eines wird schnell klar: Das Lokal „Schwarzer Peter“, in dem nicht nur gegessen und getrunken wird, und sein zwielichtiger Chef Josef Gutmann sind der Schlüssel zur Lösung des Falles, bei dem es nicht bei drei Leichen bleibt…
Wieder ist es Frank Goldammer gelungen, einen spannenden, klug aufgelösten Kriminalfall mit einem überaus gruseligen Showdown in einen sehr atmosphärisch beschriebenen historischen Kontext zu integrieren. Auch wenn die Stimmung aufgrund der misslichen Lage der Bevölkerung, besonders der Kinder, der Schikanen durch die Besatzer, des Nazitums in vielen Köpfen und der brutalen Mordfälle düster ist, so ragen doch Max Heller als sehr sympathischer, grundehrlicher, unbeugsamer, um Gerechtigkeit kämpfender Polizist mit Herz und Augenmaß und seine Frau Karin als Hoffnungsstifter aus der Menge heraus.
Ich freue mich auf Band drei im Juni 2018!
Frank Goldammer: Tausend Teufel. dtv 2017
www.dtv.de