Emilie Vitral oder Lyse-Rose de Carville?
Michel Bussi, Geograf und Politologe an der Universität von Rouen, ist inzwischen ein vielprämierter Autor. Seine Bücher fallen bei mir in die Gattung „Hängematte“, was bedeutet, dass ich stilistisch keine allzu großen Höhenflüge erwarte, aber spannend und gekonnt unterhalten werden will.
Das Mädchen mit den blauen Augen beginnt, dass es dramatischer nicht geht: Am 23.12.1980 stürzt ein aus Istanbul kommender Airbus im Schneesturm am Mont Terrible im französischen Jura ab. 168 Passagiere und Crewmitglieder sterben, doch wie durch ein Wunder überlebt ein weiblicher Säugling unverletzt.
Da das Kind nicht identifiziert werden kann – wir befinden uns in der Zeit vor Einführung von DNA-Tests – kämpfen zwei mögliche Großelternpaar um die vermeintliche Enkelin: die superreiche Unternehmerfamilie de Carville und die in bescheidenen Verhältnissen lebende Familie Vitral, Besitzer eines Imbisswagens. Ein Gericht entscheidet aufgrund von Indizien für die Familie Vitral, was die Carvilles nie akzeptieren. Die verhinderte Großmutter Mathilde de Carville beauftragt einen Privatdetektiv, der bis zum 18. Geburtstag des Kindes weiterermitteln soll…
In einer zweiten Zeitebene treffen wir die beiden Familien und die inzwischen fast 18-Jährige 1998 wieder.
Eine unterhaltsame, spannende Geschichte mit Krimielementen, nicht immer ganz glaubwürdig, aber mit einem absoluten Auflösungs-Highlight.
Michel Bussi: Das Mädchen mit den blauen Augen. Rütten & Loening 2014
www.aufbau-verlag.de
Dieses nostalgische Bilderbuch spielt während einer USA-Reise der Geschwister Adèle und Simon mit ihrer Tante Cécile zu Beginn es 20. Jahrhunderts. Zuerst werden die Koffer gepackt und alle mitgenommenen Gegenstände sind gut zu erkennen. Dann geht es los. Doch leider verliert der schusselige Simon an jedem Ort einen Gegenstand. In New York, Boston, Chicago, North Dakota, Washington, San Francisco, Denver, Santa Fee, Lubbock, New Orleans und St. Louis, die man alle auf der Karte finden kann, bleibt jeweils ein Gegenstand zurück, den es zu finden gilt.
Der zweite Krimi der Neuseeländerin Paddy Richardson, Komm, spiel mit mir, stand in Neuseeland wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste und konnte mich deutlich mehr überzeugen als ihr erster, Der Frauenfänger.
Dieser erste Krimi der Neuseeländerin Paddy Richardson erschien bereits früher unter dem Titel Der Vogelbrunnen. Laut Klappentext handelt es sich um einen Thriller, für mich ist es eher ein psychologischer Krimi.
Anne Tyler, geboren 1941, lebt in Baltimore, dem Handlungsort ihres 20. Romans, Der leuchtend blaue Faden, der 2015 auf der Bestenliste für den Man Booker Preis stand. Auch er handelt von ihrem bevorzugten Sujet: der Familie.
Kirsten Boie ist für mich eine der größten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen der Gegenwart, vielleicht sogar die größte. Besonders beeindruckt mich immer wieder, dass sie für alle Altersklassen schreiben kann, vom Bilderbuch bis zum älteren Jugendlichen, und welch großes Themenspektrum sie abdeckt.
Nele Ungureit, 69 Jahre alt, steht über Nacht vor den Scherben ihrer Ehe. Nach über 40 gemeinsamen Jahren, in denen sie mit ihrem Mann Fred ein großes Möbelhaus aufgebaut hat, wendet der sich einer jüngeren Angestellten zu, die nahtlos Neles Platz in Beruf und Haus einnimmt.
In dieser raffinierten Mischung aus Krimi, Liebesroman und Psychogramm gerät das perfekt organisierte Singledasein der erfolgreichen und selbstbewussten Krimiautorin Lisa Bratt völlig aus dem Gleichgewicht. Ein obdachloses, alkoholkrankes Mädchen, das sie gegen besseres Wissen bei sich aufnimmt, und ein neuer Geliebter, für den sie sogar ihre Unabhängigkeit aufgeben könnte, bringen sie so weit, dass sie am Ende nur noch die Notbremse ziehen kann…
Ich kannte bereits die ersten beiden Bände der Rügen-Krimis von Katharina Peters, Hafenmord und Dünenmord, nun habe ich mit ebensoviel Freude den fünften Band Leuchtturmmord gelesen. Die Bände sind von einer gleichbleibenden Qualität, allesamt sehr spannend und sprachlich ansprechend. Sie zeichnen sich für mich durch eine sehr gelungene Mischung aus hauptsächlich Krimihandlung, angereichert durch etwas Privatleben und Regionalflair aus, von den beiden letzteren Zutaten nicht zuviel. Die Bücher lassen sich mühelos auch unabhängig voneinander lesen, alle wichtigen Informationen sind in jedem Band enthalten, aber natürlich bauen sie in Bezug auf die persönlichen Belange der Ermittlerin Romy Beccare und ihres Teams aufeinander auf, so dass sich der Lesespaß noch erhöht, wenn man sie in der richtigen Reihenfolge liest.
Will und sein Vater haben sich nicht viel zu sagen. Der Vater ist ein Workoholic, der kaum Zeit für seinen Sohn und dessen Probleme hat. Deshalb verspricht sich Will auch nicht viel von dem Praktikumstag, den er am 11. September 2001 bei seinem Vater im World Trade Center verbringen soll, um dessen Arbeit kennenzulernen.