Dagmar Seifert: Das Mittwochszimmer

Seifenblasen

Ich bin eher vorsichtig bei der Gattung „Frauen-/Liebesroman“, weil mir oft die Handlung zu seicht, die Sprache zu einfach und die Dialoge zu platt sind. In diesem Fall hat mich das Cover mit der in den Himmel fliegenden Frau und die Verlagsankündigung aber doch neugierig gemacht und ich habe es nicht bereut. Das Mittwochszimmer ist ein sehr unterhaltsamer Roman für zwischendurch, bei dem mir besonders der augenzwinkernde Ton der Autorin gefallen hat, die die Schicksalsschläge ihrer Protagonisten nicht so bierernst zu nehmen scheint. Diese zum Cover passende Leichtigkeit für ein keineswegs leichtgewichtiges Buch mit Einblicken in 60 Jahre deutsche Geschichte und in alle Gesellschaftsschichten hat die Lektüre für mich zu einem Vergnügen gemacht.

Bereits das Einstiegskapitel mit der doppelten Geburt, wie alle anderen auch mit einer fantasievollen Überschrift à la Erich Kästner versehen, hat es in sich und macht so viel Lust auf diese Geschichte, dass ich sie einfach am Stück weglesen musste. Anders als erwartet, handelt sich keineswegs ausschließlich um einen Liebesroman, sondern vielmehr um einen Roman über das Leben des unehelich geborenen „Proletenkinds“ Conny Hertz, ihr kriminelles Umfeld, ihre tiefen Freundschaften, ihre Passion für das Schneiderhandwerk und die Mode und ihre jahrzehntelange Liebe zu Vico, von dem wir als versierte Leserinnen von Anfang an ahnen, dass er der falsche Mann für Conny ist.

Für mich wäre der Roman perfekt gewesen, wenn die Autorin Dagmar Seifert den Mut gehabt hätte, Connys später Erkenntnis über Vico ein offenes Ende folgen zu lassen. Aber auch mit dem vorliegenden Schluss lässt sich gut leben.

Dagmar Seifert: Das Mittwochszimmer. LangenMüller 2016
www.herbig.net

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