Henning Mankell: Der Chronist der Winde

Eine Lebensgeschichte, die Spuren hinterlässt

José Antonio Maria Vaz hat seinen Beruf als Bäcker mit dem Leben auf der Straße vertauscht. Als Chronist der Winde erzählt er die Geschichte der Straßenkinder von Maputo, besonders die von Nelio. Er hat ihn angeschossen auf der Bühne eines Theaters gefunden und neun Tage und Nächte lang auf dem Dach unter dem Sternenhimmel gepflegt, bis Nelio starb. In den neun Nächten hat der zehnjährige Junge José seine Lebensgeschichte erzählt, die manchmal fast wie ein afrikanisches Märchen klingt. Wie viele Bürgerkriegskinder hat Nelio durch einen Überfall marodierender Banditen seine Eltern und sein Dorf verloren. In der Stadt schließt er sich einer Bande von Straßenkinder an, deren Anführer er schließlich wird. Obwohl eigentlich chancenlos geben diese Kinder im Kampf ums tägliche Überleben nicht auf. Sie tragen die große Hoffnung in sich, dass es eines Tages besser gehen wird und ihr Halt ist die Gemeinschaft.

Dem Chronist der Winde ist deutlich anzumerken, dass Henning Mankell vor seiner Krebserkrankung selber einen großen Teil des Jahres als Theaterregisseur und Autor in Mosambik lebte. Die namenlosen Straßenkinder der Welt haben für mich mit Nelio und seinen Freunden ein Gesicht bekommen und dadurch hat mich das Buch mehr bewegt und erschüttert als jede Statistik.

Für mich Mankells stärkster Afrika-Roman, der ihm selbst sehr am Herzen lag.

Henning Mankell: Der Chronist der Winde. dtv 2016
www.dtv.de

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