Kirsten Wulf: Sommer unseres Lebens

Ein Revivaltrip mit Stärken und Schwächen

Die Leseprobe zu diesem Roman hat mich angesprochen, ebenso wie das stimmungsvolle, aber nicht kitschige Cover im Gegenlicht. Die Grundidee des Buches – drei Freundinnen, die sich nach einem zufälligen gemeinsamen Urlaub in Portugal vor 25 Jahren mit 50 am alten Ort zu einem Revivaltrip wiedertreffen – fand ich interessant. Die Verschiedenheit der Charaktere versprach gute Unterhaltung und die drei Zeitebenen, der Urlaub 1989 und seine Vorgeschichte, die 25 Jahre, die inzwischen ins Land gegangen sind, während derer die Frauen so gut wie keinen Kontakt zueinander hatten, und die erneute Reise 2014, bieten jede Menge Stoff jenseits des Genres „seichter Frauenroman“.

Sowohl mit 25 Jahren als auch jetzt im Alter von 50 stehen Hanne, Claude und Miriam an Wendepunkten, doch während ihnen damals noch alle Wege offenstanden, sind die Möglichkeiten nun deutlich eingeschränkt, es gilt, „den Schrott der ersten 50 Jahre aufzuräumen“. Hanne, die geschiedene Mutter von vier Kindern und marathonlaufende Yogalehrerin, Claude, die singende Barfrau in ihrem Hamburger „Duckdalben“, die nie eine Beziehung auf Dauer führen konnte, und Dr. Miriam Ferber, die emanzipierte Karrierefrau mit Familie und Hund, deren Hamsterrad sich unentwegt dreht, wollen Bilanz ziehen und die Weichen für die Zukunft stellen. Dieser Teil des Romans von Kirsten Wulf hat mir gut gefallen und liest sich locker-einfach, unterhaltsam, aber nicht flach. Mehr hätte es in meinen Augen nicht gebraucht. Leider wird im letzten Drittel des Buches dann aber eine alte Geschichte hochgekocht, die Gefühle wallen auf, es wird gezickt und kleine Dramen werden unnötig aufgeblasen.

Diesen letzten, für mich langatmigen Teil mit dem allgemeinen Happy End habe ich nur noch überflogen, in Erinnerung bleiben werden mir die schönen Eindrücke von Portugal und die drei interessanten Frauenbiografien.

Kirsten Wulf: Sommer unseres Lebens. Kiepenheuer & Witsch 2017
www.kiwi-verlag.de

3 Kommentare

  1. Liebe Barbara,
    Das Ende klingt ja leider wirklich nicht so gut. Das hätte mir wahrscheinlich auch nicht so gut gefallen. Aber detaillierte Portraits von drei starken Frauen –das klingt schon eher nach meinem Geschmack. Vielleicht kann der starke Anfang ja über die Schwächen am Ende hinweg trösten. Ich werde mir den Titel erstmal merken. Danke für die differenzierte Rezension.
    Liebe Grüße, Julia

  2. Liebe Julia,
    vielen Dank für deinen Kommentar. Es gibt ja durchaus verschiedene Ansichten zu diesem Titel – wie eigentlich meistens-, also versuche es ruhig, vielleicht stört es dich ja nicht so wie mich.
    Liebe Grüße
    Barbara

    1. Ja, das ist ja immer so. Geschmäcker sind halt verschieden. Deswegen freue ich mich immer, wenn ich einen Buchblogger finde, der einen ähnlichen Geschmack hat, wie ich. Da kann ich dann auf das Urteil meistens vertrauen. Ist bei dir zum Beispiel der Fall. Aber ganz sicher ist man natürlich nur, wenn man es selbst liest. Und Bücher auf die ich sehr neugierig bin, lese ich dann auch immer selbst –egal was andere sagen. 😀

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