Lavanya Sankaran: Die Farben der Hoffnung

Zwei Lebensschicksale im modernen Indien

Bangalore, mit über acht Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Indiens, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten vom verschlafenen Nest zu einer boomenden Metropole entwickelt. Probleme sind die unzuverlässige Infrastruktur, die mit dem Tempo nicht schritthalten konnte, die Korruption, die schlechte Regierungsführung und das enorme soziale Gefälle. Das große Kapital der Stadt sind ihre Jugend und Dynamik, die Menschen aus ganz Indien und der ganzen Welt anziehen.

In diesem Spannungsfeld hat Lavanya Sankaran, geboren in Bangalore, Studium in den USA, dort als Investmentbankerin tätig und heute zurück in ihrer Geburtsstadt als Unternehmensberaterin, ihren Debütroman angesiedelt.

Erzählt werden die Geschichten von Anand und Kamala, zwei höchst unterschiedliche Lebensschicksale. Beiden gemeinsam ist der Traum von einer besseren Zukunft und das Zurückstellen eigener Bedürfnisse zugunsten der Kinder.

Anand kommt vom Land, hat eine sehr gute Bildung. Während seine Eltern noch völlig in der traditionellen Lebensweise verankert sind, ist er ein typischer Mittelschichtsaufsteiger. Vidya, seine Frau, deren Familie noch während der Kolonialzeit reich geworden ist, ist ein Luxusweibchen, das seine Zeit mit Shoppen, Körperpflege und Partys verbringt. Doch Anand will mehr erreichen: Seine erfolgreiche kleine Firma „Cauvery Auto“ soll expandieren. Dazu benötigt er ein Grundstück, ein Ansinnen, das bei der gegebenen Undurchsichtigkeit der Eigentumsverhältnisse und der Korruption nahezu undurchführbar scheint. Als sich auch noch sein Schwiegervater einschaltet, kommt es fast zur Katastrophe…

Kamala dagegen ist eine junge Witwe vom Land, Analphabetin, die mit ihrem Sohn vor zwölf Jahren auf der Suche nach Arbeit nach Bangalore gekommen ist. Ihr einziges Ziel ist Bildung für ihren Sohn, dafür arbeitet sie als Angestellte in Anands Haus.

Lavanya Sankaran hat mit diesen beiden Lebensgeschichten exemplarisch, sehr anschaulich und absolut lesenswert zwei Schicksale im modernen Indien nacherzählt.

Lavanya Sankaran: Die Farben der Hoffnung. Diogenes 2014
www.diogenes.ch

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