Eine Aschenputtelgeschichte
Die englische Schriftstellerin Georgette Heyer (1902 – 1974) war eine echte Vielschreiberin. Ihre Bücher kann ich heute nur noch mit einem Augenzwinkern lesen und sie kommen sicher nicht an die Qualität einer Jane Austen heran, trotzdem hatte ich meinen Spaß an Die bezaubernde Arabella aus dem Jahr 1949, nicht zuletzt an Heyers Humor, der charmanten Erzählweise und ihrer Stilsicherheit.
Arabella entstammt einem armen Pfarrhaushalt, in dem der Reverend für die Moral und die Mutter für den gesunden Menschenverstand zuständig ist. Vier Söhne und vier Töchter wollen verheiratet werden, eine wahre Mammutaufgabe! Ihr Plan sieht vor, dass die hübsche Arabella eine „Season“ bei ihrer reichen Patentante in London verbringen, reich heiraten und dann ihren Schwestern dasselbe ermöglichen soll. Und so fährt Arabella, ausgestattet mit allem, was die Mutter erübrigen kann, in die Hauptstadt. Als sie eine Wagenpanne ausgerechnet vor dem Jagdhaus des reichsten und begehrtesten Junggesellen Londons, Robert Beaumaris, hat und der ihr überheblich kommt, rettet sie sich in eine folgenschwere Notlüge und gibt sich als reiche Erbin aus. Das Schicksal nimmt seinen Lauf…
Georgette Heyer hat über ihre Schriftstellerei gesagt: „Ich persönlich denke, dass ich erschossen werden sollte, weil ich so einen Unsinn schreibe, aber es ist gute Literatur für jemanden, der vor der Realität zu fliehen versucht, und ich denke, ich würde es ziemlich mögen, wenn ich in einem Luftschutzbunker säße oder mich von einer Durchfallerkrankung erholte.“ Viel zu hart formuliert, aber mit einem wahren Kern!
Georgette Heyer: Die bezaubernde Arabella. dtv 2001
www.dtv.de
Der Umfang dieses Buches täuscht, ist doch das Unwissen in der Welt größer als das Wissen.


Es ist bereits der siebte Band um den Göteborger Hauptkommissar Erik Winter in seinen teueren Designeranzügen und mit seiner Zigarillosucht, aber er eignet sich gut für einen Einstieg in die Reihe, weil der aktuelle Fall bis in Winters Anfänge bei der Polizei zurückreicht.

Der Einstieg in diesen Krimi fiel mir nicht leicht. Es ist bereits der dritte Band einer Serie um den italienischstämmigen Meraner Commissario Luciano Pavarotti und seine deutsche Bekannte Lissie von Spiegel, die ihm hobbymäßig bei seinen Ermittlungen zur Seite steht, und die Kenntnis der Vorgängerbände hätte das Verständnis deutlich einfacher gemacht. So kam ich mir manchmal vor wie Lissie, die nach einem Kopfschuss am Ende des Vorgängerbandes, ein Missgeschick Pavarottis, zu Beginn dieses dritten Bandes mit einer retrogaden Amnesie, also vollkommen ohne Erinnerung an die letzten Jahre, aus dem Krankenhaus entlassen wird. Nichtsdestotrotz möchte Lissie dem Commissario auch dieses Mal bei seinen Ermittlungen helfen, auch wenn sie nicht weiß, in welchem Verhältnis sie eigentlich zueinander stehen, und sie eigentlich auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit ist.