Torsten Seifert: Wer ist B. Traven?

Auf den Spuren eines Mythos

Schriftsteller, die unerkannt bleiben wollen, gibt es nicht erst seit Elena Ferrante, auch früher gab es bereits Autoren, die durch Verschleierung ihrer Identität zum Mythos wurden. Ein solches Geheimnis der Literaturwelt ist der Verfasser der im 20. Jahrhundert sehr erfolgreichen Romane Das Totenschiff und Der Schatz der Sierra Madre, der sich B. Traven nannte.

Die spannende Frage ist dabei natürlich, warum uns die Person hinter dem Buch so sehr interessiert, dass Belohnungen zu ihrer Identifizierung ausgesetzt werden und sich heute wie damals Journalisten und Hobbydetektive aufmachen, um das Geheimnis zu lösen. Warum reicht es uns eigentlich nicht, die Bücher zu lesen und für gut oder schlecht zu befinden, warum brauchen wir unbedingt ein Gesicht dazu?

In Torsten Seiferts 2017 mit dem Blogbuster-Preis der Literaturblogger ausgezeichnetem Abenteuerroman Wer ist B. Traven? versucht der junge amerikanische Journalist mit jüdisch-deutschen Wurzeln Leon Borenstein das Rätsel um B. Traven, um den sich „ein Sack voller Theorien und Gerüchte“ ranken, zu entschlüsseln. Zunächst ist es ein rein beruflicher Auftrag, eher halbherzig begonnen, der jedoch im Laufe seiner Recherchen zu einer Mission auf eigene Faust wird: „Jetzt aufzugeben war keine Option, dafür hatte ihn das Traven-Geheimnis längst viel zu tief in seinen Bann gezogen.“ Nicht zuletzt möchte er mit einem Ermittlungserfolg auch María beeindrucken, eine geheimnisvolle, schöne junge Frau, die er am Ort seiner ersten Nachforschungen kennen- und lieben gelernt hat: am Drehort des später mit Oscars ausgezeichneten Films „Der Schatz der Sierra Madre“ in Mexiko 1947, wo sie ihn noch mehr fasziniert als der Regisseur John Huston oder sein Schachpartner in Drehpausen Humphrey Bogart. Wien und wieder Mexiko sind die Orte, an denen Leon das Geheimnis zu lüften versucht, immer in dem Wissen, dass andere vor ihm dieses Vorhaben mit ihrem Leben bezahlt haben. Er begegnet vielen Legenden, die sich um den Mythos ranken, trifft auf Menschen, die bestrebt sind, die Anonymität Travens zu wahren und solche, die ihm zu helfen scheinen – bis zum überraschenden und gefährlichen Showdown.

Torsten Seifert ist tief in die rätselhafte Materie eingedrungen, verwebt zahlreiche Gerüchte und Spuren in seinen abenteuerlichen Roman und lässt in einer Mischung aus Fiktion und Wahrheit seinen fiktiven Helden Leon immer wieder in Sackgassen landen. Parallel zur Lektüre habe ich mir eine sehr interessante Dokumentation der BBC zum Fall Traven im Internet angesehen, die ganz wesentlich zum Verständnis des Romans und zur Übersicht über das nicht immer ganz leicht zu durchschauende Geschehen beigetragen hat.

Insgesamt hat mir die Lektüre größtenteils Spaß gemacht und ich habe einiges über den mir bis dahin unbekannten Autor B. Traven erfahren. Die Stärke von Torsten Seifert liegt für mich in der Schilderung unterschiedlichster Schauplätze. Die Faszination Leons für die Aufdeckung von Travens Identität hat sich dagegen nicht vollständig auf mich übertragen.

Torsten Seifert: Wer ist B. Traven? Tropen 2017
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