Gina Kaus: Die Schwestern Kleh

  Ein wiederentdeckter Klassiker

Heute zu Unrecht fast vergessen, war Gina Kaus in den 1920er-Jahren eine der meistgelesenen deutschsprachigen Autorinnen. Mit der Neuauflage ihres autobiografisch inspirierten Romans Die Schwestern Kleh in der leinengebundenen Reihe der edition fünf hat sich das geändert.

Geboren in Wien 1893 als Kind armer jüdischer Eltern, heiratete Gina Kaus jung in eine reiche Juweliersfamilie ein, wurde aber bereits im Ersten Weltkrieg Witwe. Während der 1920er-Jahre führte sie das verwegene Leben der „neuen Frau“, bezahlte dies jedoch mit einer lebenslangen Schlafmittelabhängigkeit. Die Schwestern Kleh musste 1933 bereits in Amsterdam erscheinen, da ihre Bücher in Deutschland verbrannt worden waren. 1938 floh sie vor den Nazis nach Hollywood, wo sie sich als Drehbuchautorin etablierte und 1985 starb.

Die Geschichte der sehr unterschiedlichen Schwestern Irene und Lotte Kleh aus einer Wiener Juweliersfamilie wird von der Gouvernante erzählt, die nach dem frühen Tod der Mutter ins Haus kommt. Während Irene eher still und unscheinbar ist und eine klassische Versorgungsehe anstrebt, ist die zwei Jahre jüngere Lotte hübsch, quirlig und unkonventionell und möchte Schauspielerin werden. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als Irenes Bräutigam und Lotte sich bei der ersten Begegnung unhaltbar ineinander verlieben…

Dieser sehr empfehlenswerte, leicht zu lesende Klassiker ist einerseits ein elegant erzähltes, berührendes Liebesdrama, andererseits ein Panorama der Gesellschaft von der Jahrhundertwende bis zur Weltwirtschaftskrise.

Gina Kaus: Die Schwestern Kleh. Edition fünf 2013
www.editionfuenf.de

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