Eher enttäuschend
Nach den vielen lobenden Worten, die ich über Helene Hanffs Die Herzogin der Bloomsbury Street gelesen hatte, habe ich mir das Buch angehört und war eher enttäuscht. Die Erlebnisse einer Amerikanerin in London hatten für mich nicht den Charme und Witz, den ich mir davon versprochen hatte. Die Sprecherin Marion Martienzen gibt sich zwar alle Mühe, Farbe in den Text zu bringen, ihre Stimme klingt allerdings zu jung und passt deshalb nicht zu der bei ihrer Reise nach London bereits über 50 Jahre alten Tagebuchschreiberin.
Helene Hanff (1917 – 1997) landete mit ihrem erstmals 1970 erschienenen Buch 84, Charing Cross Road, in dem sie ihren transatlantischen Briefwechsel mit einem Londoner Antiquar veröffentlichte, einen großen Erfolg. Ihr im Sommer 1971 während einer langersehnten sechswöchigen Londonreise entstandenes Tagebuch erschien im Original 1973 unter dem Titel The Duchess of Bloomsbury Street und schildert die Begegnungen mit der Stadt ihrer Träume und ihren Fans.
Ich kann nicht genau sagen, warum der Funke bei mir nicht übergesprungen ist. Teilweise mag es daran liegen, dass ich 84, Charing Cross Road nicht kenne, teilweise daran, dass London für mich im Gegensatz zu zahlreichen anderen Städten keine große Anziehungskraft ausübt. So habe ich diese auf 190 Minuten gekürzte Lesung auf drei CDs als eher langatmig und zum Teil recht banal empfunden und Helene Hanff als bisweilen sehr zickige Amerikanerin, deren zweifellos vorhandener Humor leider viel zu selten aufblitzt.
Helene Hanff: Die Herzogin der Bloomsbury Street. Hoffmann und Campe Hörbuch 2003
www.hoffmann-und-campe.de
Wenn das eine *gekürzte* Lesung war, hattest Du noch Glück – das gedruckte Buch ist voll langatmiger Banalitäten (Wäscheeinkäufe, Briefe am Empfang, Meinung zum Königshaus) und Postkartentourismus. Ich hatte beim Buch laufend gedacht, dass es gekürzt werden müsste.
Ich glaube, wer 84, Charing Cross nicht gelesen hat, sollte mit der Herzogin von Bloomsbury Street gar nicht erst anfangen. Und das, obwohl das Herzogin-Buch gar nicht viel Neues zum Charing-Cross-Thema sagt – schließlich ist das Antiquariat schon geschlossen, als Hanff in London eintrifft, ihr Hauptbriefpartner ist verstorben und dessen Frau in der persönlichen Begegnung lange nicht so witzig wie bei ihren kurzen Briefen im Vorgängerbuch.