Nikolai Gogol: Aufzeichnungen eines Irren

Verlust der Realität

In Tagebuchform lässt uns Nikolai Gogol (1809 – 1852) teilhaben am langsamen Abgleiten des 42-jährigen Titularrats Poprischtschin. Als kleiner, mittelloser Beamter ohne Erfüllung im Beruf, der sich erfolglos hochzudienen versucht, verliebt er sich ebenso rettungs- wie hoffnungslos in die Tochter seines Vorgesetzten. Während er zunächst nur Dinge hört und sieht, die kein anderer wahrnimmt, verliert er Stück für Stück immer mehr den Bezug zur Realität, bis er  sich schließlich für den König von Spanien hält. Auch die Daten seiner Tagebucheinträge, die zu Beginn noch korrekt zu sein scheinen, geraten immer surrealer. Er landet schließlich in der Irrrenanstalt, einem Ort, den er ebenfalls nicht mehr realistisch einordnen kann.

Die vollständige Lesung der Erzählung Aufzeichnungen eines Irren aus dem Erzählband Arabesken von 1835 umfasst einschließlich zweier kurzer Musikeinspielungen von Leoš Janáček eine Dauer von 77 Minuten. Der Sprecher Gerd Udo Feller verleiht dem Text, den er eher wie einen Bühnenmonolog vorträgt, eine ganz besondere Intensität, die ich wahrscheinlich beim Lesen nicht so tief empfunden hätte.

Nikolai Gogol: Aufzeichnungen eines Irren. Sprecher: Gerd Udo Feller. Naxos 2000
www.naxos.de

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