Susanne Hornfeck: Torte mit Stäbchen

Exil in Schanghai

Nach der Reichskristallnacht gelingt es der brandenburgischen Familie Finkelstein, die heimische Konditorei zu verkaufen und eine Schiffspassage ins ferne Schanghai zu ergattern. Während ihr jüdischer Vater und die evangelische Mutter das Trauma des Heimatverlustes schwer verkraften, saugt die zehnjährige Inge begierig alles Neue auf. In Schanghai angekommen, öffnet sie sich der neuen Kultur und ist magisch angezogen von der Sprache, den Schriftzeichen und dem bunten Leben auf der Straße. Zwangsläufig wird sie für die Außenkontakte der Familie zuständig und feilscht auf dem Markt mit den Händlern.

Das Schicksal scheint der Familie zunächst wohlgesonnen, denn Herr Finkelstein findet eine Anstellung in einer deutschen Konditorei, seine Frau übernimmt Schneiderarbeiten und Inge findet in Sanmao, einem „Halbdrachen“ (Mischling) einen Freund, der ihr bereitwillig die Stadt zeigt. Doch als die Japaner in Schanghai die Herrschaft übernehmen, müssen die Juden in ein Ghetto und der Vater verliert seine Arbeit. Nun lastet noch mehr Verantwortung auf Inge, die mit ihrem Fahrrad als Kurierin zwischen zwei Welten unterwegs ist.

Nach dem Krieg gibt es für Inges Eltern eine böse Überraschung: Während Schanghai für sie nur vorübergehende Zuflucht war, ist Inge hier heimisch geworden und möchte Sinologie studieren. Sie ist zu einer starken Persönlichkeit herangewachsen und verliebt. So ziehen die Eltern alleine weiter nach Australien.

Ein sehr bildreicher, atmosphärischer, informativer, aber keineswegs belehrender Roman über das Erwachsenwerden in einer fremden Kultur für Mädchen ab 13 Jahren.

Buch des Monats der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur, Juli 2012.

Susanne Hornfeck: Torte mit Stäbchen. dtv 2012
www.dtv.de

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert