Von einem anderen Stern
Der Diogenes Verlag bittet uns in diesem Sommer zu Tisch, nicht nur mit Brunos Küchenkalender 2017, der uns mit allen Sinnen ins Périgord entführt, sondern auch mit dem Debütroman Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens des US-Amerikaners J. Ryan Stradal.
Schon auf dem verführerisch gestalteten Cover, an dem kaum jemand achtlos vorbeigehen kann, sind die wichtigsten Zutaten des Romans genannt: Tomaten, Chili, Wild und Fisch, also keineswegs Ingredienzien, die man üblicherweise mit dem Fastfood-Land USA in Verbindung bringt. Wenn die Starköchin Eva Thorvald mit den genannten Zutaten in ihrer Küche zaubert, bezahlen Eingeweihte dafür eine vierstellige Summe und warten jahrelang auf einen Platz bei einem ihrer extravaganten Dinner an wechselnden Orten, von der Presse als „Ganzkörpererfahrung“ tituliert.
Es ist vor allem die außergewöhnliche Erzählweise über die ersten knapp 30 Lebensjahre des Mädchens Eva mit dem unglaublichen Geschmackssinn, der Unempfindlichkeit gegen scharfe Gewürze, dessen Tisch zum begehrtesten der USA wird, die mich bei diesem Roman überzeugt hat. J. Ryal Stradal erzählt diese Lebensgeschichte in acht Kapiteln, sieben davon mit dem Namen einer Speise überschrieben, das achte, in dem noch einmal viele der Protagonisten zusammentreffen, mit dem Titel „Das Dinner“. Nur in einem Kapitel, dem zweiten, steht Eva Thorvald im Mittelpunkt, sonst sind es andere, deren Leben gerade an einem Wendepunkt steht. Nur en passant werden dabei einzelne Schlaglichter auf Evas Leben geworfen, was dazu führt, dass sie von einer geradezu mystischen Aura umgeben bleibt. Dies passt wunderbar zu Eva, die nicht für den Ruhm lebt, die Öffentlichkeit eher scheut, weder Kochbücher schreibt noch Kochshows moderiert und lediglich dem Ehrgeiz einer perfekten Küche mit den perfekten Zutaten frönt.
J. Ryal Stradal hat seinen Roman mit sehr viel Ironie gewürzt, trotzdem zieht er seine Protagonisten nie ins Lächerliche, nimmt ihnen nie die Würde. Er hat mich mit dieser leichten, aber keineswegs seichten Lektüre bestens unterhalten, weshalb ich gerne knappe fünf Sterne vergebe.
Und wer weiß, vielleicht gibt es ja 2018 auch zu diesem Roman einen passenden Küchenkalender? Stoff genug wäre mit Eva Thorvalds Menüfolgen, den Rezepten und Zutaten jedenfalls vorhanden!
Ryan Stradal: Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens. Diogenes 2016
www.diogenes.ch
Seit einiger Zeit bevölkern auffallend viele Insekten die Literatur, seien es im Erwachsenenbereich z. B. Laline Paulls Die Bienen oder im Jugendbuch Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul von Verena Reinhardt. Der Debütroman Käferkumpel der britischen Autorin M.G. Leonhard reiht sich in diesen Trend nahtlos ein und macht aus den Leserinnen und Lesern ab frühestens zehn Jahren nebenbei wahre Entomologen, also Käferexperten.
Das erste Lob für diesen typischen Frauenroman gebührt der Herstellungsabteilung des Ullstein Verlags. Die Klappenbroschur im Taschenbuchformat mit der angenehmen Oberfläche liegt ausgesprochen gut in der Hand, zeigt auch nach dem Lesen nicht die sonst bei Taschenbüchern üblichen Gebrauchsspuren, ist farblich innen wie außen sehr ansprechend und spiegelt mit dem Cover den Roman gut wider – und das zu einem günstigen, aus Buchhändlersicht sogar zu niedrigen Preis.
Eine Geschichte rund um den Fall des Eisernen Vorhangs, um den Gorbatschow-Besuch in Honeckers Ost-Berlin und die Barrikadenkämpfe vor dem Weißen Haus in Moskau, das klang vielversprechend für mich. Auch das ungewöhnliche, typografielastige Cover mit den poppigen Farben orange und lila sowie der erzählende Untertitel haben mich neugierig gemacht. Was ich nicht erkannt habe: Boris Schumantskys zweiter Roman Die Trotzigen gehört zum Genre „Schelmenroman“, dem ich leider nichts abgewinnen kann. Weder Die Abenteuer des Huckleberry Finn, noch Candide, Die Abenteuer des Simplicissimus oder Die Blechtrommel konnten mich ansprechen, ihr Humor blieb mir verborgen und leider erging es mit mit Die Trotzigen nicht besser.
Nach den Bestsellern Die Kunst des klaren Denkens und Die Kunst des klugen Handelns von Rolf Dobelli gibt es jetzt Die Kunst des klugen Essens von Melanie Mühl und Diana von Kopp. Bereits das gelungene Äußere mit der frechen Illustration macht Lust auf dieses kleinformatige Hardcover aus dem Carl Hanser Verlag. Die Feuilleton-Redakteurin der FAZ, Melanie Mühl, und die Diplom-Psychologin und Mitarbeiterin der FAZ im Blog „Food Affair“, Diana von Kopp, präsentieren mit einem Augenzwinkern „42 verblüffende Ernährungswahrheiten“ in ebenso vergnüglicher wie fundierter Art und Weise.
1952 waren das Wiedergutmachungsabkommen mit Israel, die Westintegration und die Wiederbewaffnung großen Themen der deutschen Politik, von einer Aufarbeitung der Nazi-Gräueltaten konnte dagegen keine Rede sein. Nicht nur von weiten Teilen der eigenen Bevölkerung, auch von Seiten radikaler Kräfte in Israel wurden die Wiedergutmachungsleistungen der Bundesrepublik Deutschland abgelehnt. Doch der junge Staat Israel brauchte die Gelder dringend zum Aufbau seiner Infrastruktur, und so war der Mossad sehr interessiert daran, den deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer vor Anschlägen wie dem gescheiterten Paketbombenattentat vom März 1952 durch jüdische Fanatiker zu schützen.
Verschwindet ein Kind, liegt der Fokus der Medien zunächst auf der betroffenen Familie. Taucht das Kind jedoch wieder auf, stehen Opfer und Täter im Mittelpunkt des Interesses, das Verbrechen und der Prozess.
Paula & Pelle – Eiscremebunter Sommerspaß ist ein fröhlich-bunt illustriertes Kinderbuch mit einer unternehmungslustigen, einfallsreichen Protagonistin namens Paula. So ein Mädchen möchte einen sonnigen Sommersonntag natürlich nicht zu Hause verbringen sondern ins Freibad, egal was ihre Eltern und Pelle, ihr kraul- und vanillekekssüchtiger Mischling dazu meinen. Bei einem Kind wie Power-Paula ist Widerstand zwecklos und kurze Zeit später kommen die vier Ausflügler im Freibad an. Zwar dürfen Hunde nicht ins Wasser, aber wenn Pelle sich als Gummitier ausgibt, merkt doch keiner was – oder? Fast wäre es gutgegangen, doch dann droht der fiese Finn, der Schrecken der 3B, alles an den Bademeister zu verraten…
Lesedetektive heißt die Erstleserreihe aus dem Duden Verlag, bei der die beiliegenden Lesezeichen als Lösungsschlüssel für die eingestreuten Quizfragen dienen. Die Bände der Reihe sind nach Klassen unterteilt. Ich selber bevorzuge eine Einteilung in verschlüsselte Lesestufen, da man schlechten Leserinnen und Lesern so auch ein Buch für eine niedrigere Stufe in die Hand geben kann, ohne sie damit zu beschämen.