Andrei Mihailescu: Guter Mann im Mittelfeld

Zwischen Politthriller und Liebesroman

Über Rumänien und die rumänische Form des Sozialismus wusste ich kaum etwas, bis ich vor ca. drei Jahren das 2011 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte Buch Zusammen allein von Karin Bruder gelesen habe. Seither hat mich das Thema nicht mehr losgelassen und so war ich sehr gespannt auf den Debütroman des wie Bruder in Rumänien geborenen Autors Andrei Mihailescu, der seit 1981 in der Schweiz lebt. Auch Mihailescu verbindet auf sehr interessante und gekonnte Weise politische und persönliche Geschichte und vermittelt das Leben in einer Diktatur eindrucksvoller als ein Geschichtsbuch.

Im Mittelpunkt des zwischen September 1979 und August 1984 größtenteils in Bukarest spielenden Romans stehen Stefan Irimescu, Journalist bei einer großen, selbstverständlich linientreuen Tageszeitung, und Raluca, Architektin und Frau eines aufstrebenden sozialistischen Politikers.

Stefan, der sich lange Zeit bei seiner journalistischen Arbeit den Wünschen der Partei untergeordnet hat, ohne allzu viel darüber nachzudenken, beginnt eines Tages, kritische Leserbriefe verschwinden zu lassen, um die Absender vor Repressalien der Securitate zu schützen. Doch die relativ naiv ausgeführte Aktion sowie einige kleinere journalistische Freiheiten, bleiben den allgegenwärtigen Spitzeln des Geheimdiensts nicht verborgen. Es folgt ein Denkzettel, bei dem Stefan entführt, tagelang festgehalten und misshandelt wird. Kaum entlassen, wird er auf einer Baustelle das Opfer einiger Arbeiter, die einen Schuldigen für Diebstähle am Bau brauchen und lernt so die Architektin Raluca kennen. Sie ist, da sie aus dem falschen, nämlich gebildeten Milieu stammt, die „unpassende“ Frau eines Parteikarrieristen aus der einfachen Schicht und in einer inzwischen lieblosen, unglücklichen Ehe gefangen. Was für Stefan Liebe auf den ersten Blick ist, muss bei Raluca erst langsam wachsen. Doch der Arm der Partei und des Geheimdienst reicht bis ins Privatleben der Rumänen…

Guter Mann im Mittelfeld liest sich teilweise fast wie ein Sachbuch über die 1980er-Jahre in Rumänien. Die ebenfalls sehr gute Romanhandlung macht die bedrückende Atmosphäre, die ständigen Ängste und den sehr unterschiedlichen Umgang damit eindrücklicher, als es ein reiner Sachtext vermocht hätte. Die Liebesgeschichte ist gekonnt geschrieben und kommt in meinen Augen ohne Kitsch aus. Besonders gut gelungen ist neben dem sehr klaren Aufbau auch der ausgesprochen starke Schluss. Lediglich einige nicht so glücklichen sprachlichen Wendungen und eine gewisse „Bemühtheit“ bei der Verbindung der Sach- und der Romanebene haben meinen Lesegenuss teilweise geschmälert. Trotzdem möchte ich das Buch allen politisch interessierten Lesern sehr ans Herz legen. Ich werde mir ganz sicher auch das nächste Buch dieses Autors wieder anschauen.

Andrei Mihailescu: Guter Mann im Mittelfeld. Nagel & Kimche 2015
www.hanser-literaturverlage.de

Isabel Allende: Zorro

Von Diego de la Vega zu Zorro

Diesen Roman habe ich eigentlich nur gelesen, weil ich nahezu jedes Buch von Isabel Allende lese. Obwohl ich kein Fan von „Mantel-und-Degen-Romanen“ bin, hat sich die Lektüre gelohnt, auch wenn es nicht unbedingt ein typischer Allende-Roman ist.

Isabel Allende greift in dieser Geschichte auf den ursprünglich dem amerikanischen Groschenroman entsprungenen Helden Zorro zurück, den Johnston McCulley 1919 erschaffen hat und dessen Erlebnisse mehrfach verfilmt wurden. Sie erzählt uns die Zeit vor seiner Geburt an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in der spanischen Kolonie Kalifornien bis zum Alter von ca. 20 Jahren und damit, wie es zur Legende Zorro kam. Gleichzeitig ist es eine Kolonialgeschichte Kaliforniens und Spaniens unter Napoleon und ein Bericht über die Lebensweise aller Bevölkerungsschichten.

Mit ihrer überbordenden Erzählweise, ihrer versteckten Ironie und  der Ausschmückung der Schauplätze macht Isabel Allende auch diesen Roman, dessen Thema mir eher fern liegt, zu einem Leseerlebnis. Nichtsdestotrotz bevorzuge ich ihre Romane mit magischem Realismus.

Isabel Allende: Zorro. Suhrkamp 2007
www.suhrkamp.de

Elia Barceló: Das Rätsel der Masken

Wer war Raúl de la Torre?

Thematisch hat mich dieser Roman an Der Schatten des Windes oder Nachtzug nach Lissabon erinnert, denn auch hier geht es um die Suche nach einem Autor. Trotzdem sind alle drei Romane natürlich einmalige Leuchttürme in der Literatur.

Ariel Lenormand, 42 Jahre alt, Hispanist an der Universität Heidelberg, geschieden und kinderlos, ist ein bedingungsloser Bewunderer des (fikitiven) argentinischen Autors Raúl de la Torre. Um für eine Biografie über ihn zu recherchieren, kommt er nach Paris. De la Torre wurde 1922 in Buenos Aires geboren, lebte ab 1951 in Paris und war Verfasser zweier Romane und zahlreicher Gedichtbände und Kurzgeschichten. 1959 ging er eine Ehe mit Amelia Gayarre ein. Nach der Scheidung 1976 heiratete er völlig überraschend eine polnische Verlegerin, die er allem Anschein nach nicht liebte und die ihn zu einem politischen Schriftsteller machte. Die zweite Ehefrau starb 1979 durch einen Autounfall aufgrund manipulierter Bremsen. 1985 outete er sich als Homosexueller, 1991 nahm er sich das Leben.

Für Ariel Lenormand stellen sich viele Fragen: Warum hat de la Torre nach seiner ersten Ehe keinen Roman mehr geschrieben? Warum ließ er sich scheiden und vor allem: Warum ging er die zweite Ehe ein? Wer manipulierte er das Auto seiner zweiten Frau? Und warum hat er sich geoutet?

Mit Hilfe des Verlegers und der ersten Ehefrau de la Torres versucht Lenormand, Antworten auf diese Fragen zu finden. Dabei kommt er Amelia immer näher und das Bild des verehrten Schriftstellers bekommt immer mehr Risse…

Der über 500 Seiten lange Roman der Spanierin Elia Barceló hat mich ungemein gefesselt, insbesondere die Schilderungen des Pariser Intellektuellenmilieus der 1950er- bis 1970er-Jahre. Die beiden Erzählzeiten verschmelzen zu einer ebenso spannenden wie grandios geschriebenen Geschichte mit einem genialen Ausgang.

Elia Barceló: Das Rätsel der Masken. Piper 2007
www.piper.de

Judith Winter: Sterbegeld

Durchweg spannende Krimiunterhaltung

Vorab eine Bemerkung zum Cover: Da ich lieber Krimis als Thriller lese, hätte ich das Buch wahrscheinlich in der Buchhandlung eher nicht in die Hand genommen. Ein Fehler, denn es handelt sich eindeutig um einen Krimi. Mit der Wahl des Covers besteht hier aber meiner Ansicht nach die Gefahr, dass die „falschen“ Leser angesprochen werden. Dagegen möchte ich dem Verlag dtv ausdrücklich ein Kompliment für die Schriftgröße und das Layout machen. Während sonst oft in Taschenbüchern gnadenlos viel auf eine Seite gepresst wird, sind die Seiten hier sehr angenehm und lesefreundlich gestaltet, was bei mir den Lesegenuss eindeutig steigert. Dass das Buch aufgeschlagen liegen bleibt, ohne dass man den Rücken bricht, ist ein weiterer Pluspunkt.

Für mich war Sterbegeld der erste Band der Reihe um das rein weibliche Ermittlerteam Emilia Capelli und Mai Zhou, die beiden vorhergehenden Krimis kenne ich bisher nicht. Die zwei jungen Frauen arbeiten in der Abteilung für Kapitaldelikte der Polizei Frankfurt am Main. Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, ließ sich die Geschichte gut lesen, trotzdem hätte ich mir oft das Vorwissen über die beiden Ermittlerinnen gewünscht. Im vorliegenden Band nähern sich die beiden sehr unterschiedlichen Frauen, die zwar eine extrem verschiedene Herangehensweise an ihre Fälle haben, sich in ihrem Ehrgeiz und ihrer Motivation dann aber doch wieder erstaunlich ähneln, erstmals einander an, was schließlich im „du“ gipfelt.

Der Prolog, in dem ein acht Monate zurückliegendes Massaker im Haus einer wohlhabenden Durchschnittsfamilie geschildert wird, das mit der Ermordung der Eltern und ihrer zwei kleinen Kindern endet, ist wirklich exzellent geschrieben. Der 6-jährige Junge kann zwar noch die Polizei alarmieren, doch die beiden Beamten kommen etwas zu spät, um wenigstens ihn und die Mutter zu retten, und werden diese Belastung sicher ein Leben lang mit sich tragen.

Acht Monate später sitzt ein Verdächtiger aufgrund von Indizien in Untersuchungshaft, doch der ihm neu zugeordnete, ehrgeizige junge Pflichtverteidiger rollt den Fall neu auf. Capelli und Zhou nehmen neue Ermittlungen auf, während sie gleichzeitig einen Maulwurf in der Sonderermittlungsgruppe Calibri entlarven sollen. Der Kreis der Verdächtigen ist hier überschaubar, doch ist die Aufgabe besonders für Capelli unangenehm, da sie einige der Kollegen seit Jahren gut kennt.

Der Krimi hat mich über die gesamten 460 Seiten sehr gut unterhalten, war spannend und stilistisch solide, sodass ich sicher weitere Bände der Reihe lesen werden, gerne auch noch die vorhergehenden. Trotz der beiden Handlungsstränge, die sich nach und nach noch verzweigt haben, bestand aufgrund der ordnenden Kapitelüberschriften mit Ort, Datum und Uhrzeit nie die Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Gut gefallen hat mir außerdem, dass die einzelnen Szenen nicht zu kurz und die Kapitel strategisch gut geplant waren. Bei der Auflösung konnte mich allerdings der Fall des Maulwurfs deutlich mehr überzeugen als der der ermordeten Familie.

Judith Winter: Sterbegeld. dtv 2015
www.dtv.de

Kirsten Boie & Barbara Scholz: Der kleine Ritter Trenk

Für kleine Ritterfans

„Leibeigen geboren, leibeigen gestorben, leibeigen ein Leben lang“, damit will sich der schlaue Bauernsohn Trenk nicht abfinden. Als der Ritter Wüterich seinen Vater wieder einmal zu Schlägen auf die Burg bestellt, zieht er mit seinem Ferkelchen fort, und nach vielen Abenteuern heißt es für ihn: „Leibeigen geboren, als Ritter gestorben, tapfer ein Leben lang“.

Kirsten Boie hat auch in diesem Kinderbuch genau den richtigen Ton für die anvisierte Altersgruppe ab ca. fünf Jahren getroffen und ein wunderbar erzähltes, märchenhaftes und doch sehr informatives Vorlesebuch geschrieben, aufwändig ausgestattet mit mehr als 200 fantasievollen Zeichnungen von Barbara Scholz, Leinenrücken und Lesebändchen.

Kirsten Boie & Barbara Scholz: Der kleine Ritter Trenk. Oetinger 2006
www.oetinger.de

Niall Williams: Die Geschichte des Regens

Ein in jeder Hinsicht besonderer Roman

Ruth Swain, 19-jährige Irin aus der County Clare, liegt im Bett ihrer Mansarde direkt unter dem Regen, umgeben von den 3589 Büchern ihres Vaters. Indem sie ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Familie, ihres Dorfes, des Shannon, der auf dem Weg zum Meer an ihrem Haus vorbeifließt, und des unaufhörlich herabprasselnden Regens erzählt, versucht sie, ihre Leukämie zu besiegen und am Leben zu bleiben und „die am Leben  halten, die nur noch im Erzählen da sind“. Doch wenn man wie sie „nur im Bett liegt, der Körper nirgends hin kann, macht sich irgendwann der Geist auf die Socken“, der Fluss des Erzählens wird reißend. Mrs Quinty, die ihre neu verfassten Buchseiten liest, beklagt eine „exzentrische stilistische Überfülle“ und „unkontrollierte Gedankensprünge“, Ruth selber bezeichnet ihr Werk als „Flusserzählung“, ihr bevorzugtes Stilmittel als „Mäander“, und sie versucht immer wieder erfolglos, sich zu zügeln, wenn sie abschweift.

Die Geschichte des Regens war beim Lesen eine Herausforderung für mich und hat mich unverhältnismäßig lange beschäftigt. Auf den ersten hundert Seiten hatte ich immer wieder den Wunsch abzubrechen, weil ich das Gefühl hatte, in diesem Strudel von Worten und Sätzen unterzugehen und nichts aus der Geschichte mitzunehmen. Doch danach ging es immer besser und der Monolog hat mich zunehmend gepackt, vor allem im zweiten Teil, als Ruth von dem erzählt, was sie selber erlebt hat, und auch einige wenige Blitzlichter auf ihre Erkrankung geworfen werden. Auch ihr ungewöhnlicher Erzählstil, mit dem ich zu Anfang sehr gekämpft habe und in dem Melancholie und Humor gleichermaßen Platz finden, hat mich mehr und mehr gepackt. Und so habe ich das Buch schließlich doch mit einem Bedauern beendet um anschließend die ersten hundert Seiten nochmals zu überfliegen mit dem Gefühl, sie nun sehr viel besser zu verstehen.

Ich kann das Buch allen empfehlen, die eine ausschweifende Erzählweise und eine blumige Sprache mögen, die die vielen Anspielungen auf die Literatur zu schätzen wissen, die das langsame Tempo mitgehen können und die es ertragen, wenn sie die eine oder andere Stelle oder Anekdote mangels Vorwissen über Irland nicht verstehen. Ich war schließlich froh, dass ich mich durchgebissen habe, und vergebe vier Sterne für dieses außergewöhnliche Buch, was ich lange Zeit nicht für möglich gehalten hätte. Es ist ein in jeder Hinsicht besonderer Roman, manchmal vielleicht zu besonders, aber für mich alles in allem sehr lesenswert!

Niall Williams: Die Geschichte des Regens. DVA 2015
www.randomhouse.de

Susanne Mischke: Nixenjagd

Krimi für Mädchen ab 15

Während des Oberstufenfests am Badesee verschwindet Faranziskas beste Freundin Katrin spurlos. Kurz darauf wird ihre Leiche geborgen, die Spuren eines Verbrechens zeigt. Aber wer hätte ein Interesse daran, Katrin aus dem Weg zu räumen? Welche Rolle spielt der Neue an der Schule, der Mädchenschwarm Paul, den Katrin kurz vor ihrem Verschwinden im Zelt besucht hat, und auf den auch Franziska ein Auge geworfen hat? Kommissarin Petra Gerres ermittelt hartnäckig und einfühlsam im Kreis der Schülerinnen und Schüler.

Nixenjagd ist ein super spannender Krimi für Mädchen ab ca. 15 Jahren, aber auch für die Eltern. Man kann ihn überall lesen, nur nicht am Badesee…

Susanne Mischke: Nixenjagd. Arena 2007
www.arena-verlag.de

Sibylle Knauss: Füße im Feuer

Weit mehr als ein historischer Roman

Dieser historische Roman von Sibylle Knauss spielt zur Zeit der Hexenverfolgungen des 17. Jahrhunderts an der Grenze zwischen Frankreich und Spanien im äußersten Südwesten Frankreichs, hauptsächlich in der Zeit zwischen August und November 1609. Doch anders als bei den meisten in dieser Epoche angesiedelten Büchern stehen hier nicht die angeklagten Frauen und Männer im Mittelpunkt, sondern der Täter, der Parlamentsrat und Emporkömmling Pierre de Lancre, und sein Gegenspieler, der Wundarzt Martin Lallemand.

In der ersten Szene brennt eine „Hexe“, die letzte von 57 Männern und Frauen in diesem Gebiet. Um wen es sich handelt, werden wir erst im letzten Teil des Romans erfahren, denn der Spannungsbogen spannt sich, dramaturgisch kunstvoll angelegt, fast bis zum Ende.

Die Charakterisierung der zwei Protagonisten, auf der einen Seite der königliche Richter und Parlamentsrat in Bordeaux, Pierre de Lanore, Emporkömmling und Jesuitenschüler, der von der Angst vor dem Abstieg beherrscht wird und nie den geringsten Zweifel an seinem Tun hegt, auf der anderen Seite der deutsche Wundarzt Martin Lallemand, kein Intellektueller, der zunächst an Hexenprozessen teilnimmt, dann aber zunehmend von Zweifeln heimgesucht wird und den Gefangenen und ihren Angehörigen mit kleinen Diensten hilft.

Füße im Feuer ist weit mehr als ein spannender, gut geschriebener historischer Roman. Sibylle Knaus geht darüber hinaus der Frage nach, ob es möglich ist, den Irrtümern der eigenen Zeit zu entkommen. Insofern ist das Thema Hexenverfolgung nur Mittel zum Zweck, das sich problemlos auf andere Sujets übertragen ließe.

Sibylle Knauss: Füße im Feuer. List 2005
www.ullsteinbuchverlage.de

Sabine Kaufmann: 1816

Potential verschenkt

Im Jahr 1815 brach der Vulkan Tambora in Indonesien aus und schickte eine riesige Aschewolke um die Welt. Als Folge traten schwerwiegende Klimaschwankungen in Westeuropa ein mit Hagelstürmen, Kälte, Schneemassen und sintflutartigen Regenfällen. Der Sommer in Mitteleuropa fiel aus.

Sabine Kaufmann ist Historikerin und Journalistin und erzählt in neun Episoden Schicksale, die sich aus der Klimakatastrophe ergaben. Da ist z. B. der Pfarrer Fortunat Fauler, der auf der Schwäbischen Alb verzweifelt gegen die Hungersnot in seiner Gemeinde kämpft und das Kartoffelbrot erfindet, Königin Katharina von Württemberg, als Zarentochter an Luxus gewöhnt, die radikal ihren Lebensstil ändert und große Teile ihres Vermögens in die Errichtung von Armenküchen investiert, und Mary Wollstonecraft Shelley, die angesichts des trüben, trostlosen Wetters am Genfer See ihren Roman Frankenstein schreibt. Tausende Familien wanderten, getrieben von Hunger und Elend, aus. In den Jahren 1816/17 erhöhte sich die Zahl der Auswanderer aus Baden und Württemberg um 4300%.

Obwohl die ausgewählten Episoden äußerst interessant und authentisch sind, konnte mich der Schreibstil dieses historischen Episodenromans nicht packen. Nach meinem Empfinden hätte man aus diesem spannenden Material mehr machen können.

Sabine Kaufmann: 1816. G. Braun 2013
derkleinebuchverlag.de

Paul Kustermans: Nur der Regenbogen

Ein historischer Liebesroman für Teenager

Rubens Vater ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt und die Mutter kann die Pacht für den kleinen Hof nicht bezahlen. Als sie sich gegen den Pächter wehrt, wird sie wegen Hexerei angeklagt, was einem Todesurteil gleichkommt.

Ruben flieht auf dem Weg zum Kerker und schlägt sich nach Amsterdam  durch. Sein Zeichentalent überzeugt den Malermeister Boecke, der ihn ohne Lehrgeld als Lehrling aufnimmt. Als Ruben auf dem Markt dann noch Syrah, die Tochter eines reichen Kaufmanns, kennenlernt, scheint sein Leben sich endlich zum Besseren zu wenden. Aber dann spüren ihn die Handlanger der Inquisition wieder auf und er muss Hals über Kopf mit Syrah fliehen…

Nur der Regenbogen ist ein anrührender Liebesroman ohne jeden Kitsch, der ein sehr lebendiges Bild der farbenprächtigen Welt des 16. Jahrhunderts vermittelt. Dabei wird es die jugendlichen Leserinnen ab ca. 12 Jahren sicher nicht stören, dass Paul Kustermans auf eine Legende um den Maler Rubens zurückgegriffen hat, die mit dessen tatsächlicher Biografie nur wenig zu tun hat.

Paul Kustermans: Nur der Regenbogen. Loewe 2002
www.loewe-verlag.de