Andreas Franz: Eisige Nähe

Mafiöse Strukturen

Hans Schmidt, seit 25 Jahren der „Mann für Notfälle“, tritt genauso unauffällig auf, wie sein Name es suggeriert. Er bewegt sich sicher in den besseren Kreisen, führt ein finanziell gesichertes Dasein in Lissabon und Kiel, begeht regelmäßig Auftragsmorde und ist einer der gesuchtesten, da effektivsten und geheimnisvollsten Mörder. Nun plant er seinen finalen Auftritt in Kiel, doch anders als bisher ist er dieses Mal persönlich involviert. Der Kampf gegen Frauen- und Kinderhandel ist sein eigenes Anliegen und das seiner ersten Auftraggeberin, mit der er seit seinem ersten Mord nicht nur geschäftlich verbunden ist.

Sören Henning und Lisa Santos, privat wie dienstlich ein perfekt eingespieltes Paar, ermitteln in Kiel im Fall eines ermordeten Musikproduzenten und seiner jugendlichen Geliebten, die in grotesk inszenierter Pose aufgefunden wurden, am Tatort die ominöse DNA einer unbekannten Frau, die seit Jahren immer wieder nachgewiesen wird. Da der Fall ein großes Medienecho auslöst, wird eine Soko mit 30 Beamten zusammengestellt und vom Oberstaatswalt eine Frist von sieben Tagen für die Aufklärung gesetzt. Als die Tat dann vermeintlich ganz schnell geklärt werden kann und der angebliche Mörder tot ist, werden alle weiteren Nachforschungen untersagt. Doch Sören Henning und Lisa Santos ermitteln mit Duldung ihres Chefs heimlich weiter und stoßen auf mafiöse Strukturen und einen Sumpf aus Korruption…

Andreas Franz (1954 – 2011) wurde vor allem durch seine Krimis populär: mit den Reihen um Hauptkommissarin Julia Durant aus Frankfurt, um Hauptkommissar Peter Brandt aus Offenbach und um das Duo Henning/Santos aus Kiel. Eisige Nähe ist der dritte Band der Kiel-Reihe und zugleich eines seiner letzten Bücher. Originell ist der Kurzauftritt der Frankfurter Ermittlerin Julia Durant. Ansonsten war mir der Krimi, der erste aus seiner Feder für mich, zu sehr von Verschwörungstheorien durchzogen und relativ früh habe ich geahnt, wer an der Spitze der Organisation stehen muss. Auch war der Epilog zu melodramatisch und die Dialoge hätten gerne etwas weniger banal sein dürften.

Trotzdem hat mich das Hörbuch, auf sechs CDs in 418 Minuten zurückhaltend und mit angenehmer Stimme gelesen von Stephan Benson, gut unterhalten. Die ermittelnden Kommissare aus Kiel sind sympathisch und beeindrucken durch ihre Hartnäckigkeit und ihren Instinkt, ohne deshalb unglaubhaft zu wirken. Der psychologisch interessanteste Aspekt des Buches war jedoch das Verschwimmen der Grenzen zwischen Gut und Böse beim Serienmörder Hans Schmidt, bei dem ich mich einer gewissen Sympathie nicht erwehren konnte.

Andreas Franz: Eisige Nähe. lübbe audio 2010
www.luebbe.de

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