Frank Kauffmann & Beate Fahrnländer: Tsozo und die fremden Wörter

Wie die Wörter zu uns kommen

Tsozo ist mit seinen Eltern in ein deutschsprachiges Land eingewandert. Fern der vertrauten Umgebung, der Verwandten und Freunde fühlt er sich sehr einsam, vor allem, weil er die neue Sprache nicht versteht. Ein Telefonat mit seiner Großmutter und ihr Rat, die neue Sprache einfach zu sich kommen zu lassen, Geduld zu üben und die Ohren zu spitzen, macht ihm Mut. Und siehe da, das erste Wort findet auf dem Spielplatz zu ihm: „Tor“. Und als die erste Hürde genommen ist, folgen weitere Wörter, im Text jeweils rot abgedruckt. Doch nicht nur Tsozo ist aufgeschlossen, auch die anderen Kinder gehen offen auf ihn zu und beziehen ihn ganz unvoreingenommen ein. Als eine Notsituation eintritt, kann er mit seinem gelernten Vokabular bereits Hilfe holen und wird zum Retter und Helden.

Tsozos Familie ist keine der Flüchtlingsfamilien, die im Moment in Deutschland in Massenunterkünften unterkommen, sondern zieht sofort in eine eigene Wohnung und scheint finanziell abgesichert zu sein. Der Autor Frank Kauffmann verzichtet sicher bewusst auf Tsozos Vorgeschichte und konzentriert sich ausschließlich auf die Themen Spracherwerb und Integration, um die kleinen Leserinnen und Leser nicht zu überfordern. Dies finde ich sehr gut gelungen.

Durch die große Schrift, wenig Text und die ausgesprochen reiche, durchgehend farbige und sehr kindgerechte Illustrierung ist das Buch für Kinder ab ca. dem zweiten Schuljahr selbständig zu bewältigen. Gleichzeitig eignet es sich jedoch auch schon für Fünfjährige zum Vorlesen und kann bei älteren Migrantenkindern eingesetzt werden.

Für mich war dies das erste Kinderbuch aus dem Schweizer Verlag Orell Füssli und es hat mir sowohl von der Bearbeitung des Themas als auch von der Ausstattung her ausnehmend gut gefallen.

Frank Kauffmann & Beate Fahrnländer: Tsozo und die fremden Wörter. Orell Füssli 2015
ofv.ch

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