John B. Keane: Whiskey für den Weihnachtsmann

Irische Weihnachtsgeschichten

John B. Keane (1928 – 2002) gehört zu den beliebtesten Dramatikern Irlands. Er war Bühnenschriftsteller, Dichter, Romanautor und verfasste humorvolle Kurzgeschichten, wobei ihn zu letzteren bestimmt Erlebnisse im Familien-Pub in der ländlich-irischen Grafschaft Kerry inspirierten, den er zusammen mit seiner Frau führte.

Drei seiner Weihnachtsgeschichten  liest Otto Sander in gekürzter Form auf der 68 Minuten dauernden CD Whiskey für den Weihnachtsmann, einer Co-Produktion von Radio Bremen und Der Audio Verlag aus dem Jahr 2005. Da geht es in „Lang, lang ist’s her“ um eine alte Frau, die an Weihnachten immer vergeblich auf Post ihres nichtsnutzigen Sohnes wartet, bis der mitleidige Briefträger helfend eingreift, in „Apfelwein“ um einen jugendlichen Sünder, der am heiligen Abend anstatt zur Messe in den Pub geht und mit der furchtbaren Vision der irischen Todesfee bestraft wird, und in der titelgebenden Erzählung „Whiskey für den Weihnachtsmann“ um einen arbeitslosen Schauspieler, der vom Pfarrer als Weihnachtsmanndarsteller engagiert wird und in der Rolle seines Lebens ein wahres Weihnachtswunder vollbringt.

Obwohl die erste und die letzte Geschichte nicht wirklich überraschen, machen die Erzählweise und die schöne Sprache einfach Spaß beim Zuhören. Besonders gelungen finde ich die Charaktere der Protagonisten, die in all ihrer Unvollkommenheit doch stets wohlwollend gezeichnet sind und ans Herz wachsen. Dabei wird es nie weihnachtlich-kitschig, vielmehr geht es handfest und urig zu, eben typisch irisch, was der Sprecher Otto Sander (1941 – 2013) mit seiner rauchig-markanten Stimme gekonnt unterstützt. Schade fand ich nur, dass die Geschichten so vollkommen ohne Atempause aneinandergereiht sind, ein kurzer Moment der Stille oder ein paar Takte Musik haben mir beim Zuhören gefehlt.

John B. Keane: Whiskey für den Weihnachtsmann. Lesung mit Otto Sander. Der Audio Verlag 2005
www.der-audio-verlag.de

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