Jeder ist anders
Aufgepasst: Falls es unter dem Hochbett niest und hustet, könnte ein Zebra ins Zimmer geklettert sein. Jedenfalls ist das bei Hanna so, die gerade mit ihren beiden Papas, Papa Paul und Papa Konrad, umgezogen ist und in ihrer neuen Schule die zweite Klasse besucht. Da sie sich dort noch ziemlich einsam fühlt, kommt Bräuninger, so der Name des sprechenden Zebras, gerade recht, denn so braucht sie ihre Papas für Schulweg nicht mehr. Doch während sich die Klassenkameraden über den Vierbeiner freuen, sind die Lehrerin und der verbiesterte Direktor trotz dessen offensichtlicher Begabung für Rechnen, Schreiben, Turnen und Fantasiereisen und seiner problemlosen Eingliederung in die Klasse gar nicht begeistert. Schließlich sieht die Schulordnung ein sprechendes Zebra nicht vor!
Wie der Tag mit dem Zebra in der Schule Hannas Selbstbewusstsein und ihre Selbständigkeit stärkt und ihr sogar einen neuen Freund beschert, erzählt Markus Orths locker und lustig. Die Art, wie nebenbei und unaufdringlich von der Norm abweichende Familienformen einfließen, finde ich sehr gelungen. Warum Hanna allerdings von ihren „homosensationellen“ Vätern, ihrem „leidlichen“ Vater und davon, dass sie „adoptioniert“ wurde erzählt, ist mir rätselhaft. Es klingt vielleicht für Erwachsene lustig, aber was sollen Erstleser, die die Begriffe vielleicht gar nicht kennen, damit anfangen? Auch die wiederholte Werbung für Nutella hat mich gestört, Schokoladenaufstrich wäre neutral gewesen.
Kerstin Meyer hat das Buch fröhlich-bunt illustriert, wobei ich die Zeichnungen des Zebras und der Erwachsenen sehr gelungen und aussagekräftig finde, während mir die Kindergesichter überhaupt nicht gefallen.
Alles in allem ist Das Zebra unterm Bett trotz dieser Kritikpunkte eine nette, sehr fantasievolle Lektüre zum Vorlesen ab sechs Jahren oder zum (begleiteten) Selberlesen ab Ende der zweiten Klasse.
Markus Orths & Kerstin Meyer: Das Zebra unterm Bett. Moritz 2016
www.moritzverlag.de