Zwischen Lebensfreude und Verzweiflung

Georg ist 15 und hat an seinen Vater, der vor elf Jahren gestorben ist, nur vage Erinnerungen. Doch nun ist in Georgs alter Kinderkarre ein Brief aufgetaucht, den der Vater ihm geschrieben hat, als er wusste, dass er bald sterben würde. In diesem Brief erzählt er Georg zum einen die Geschichte des geheimnisvollen Orangenmädchens, in das der 19-jährige Vater sich spontan so verliebt hat, dass er nur noch durch Oslo irren und sie suchen konnte. Daneben entdeckt Georg darin auch ihre gemeinsame Leidenschaft für das Hubble-Teleskop. Und schließlich beschäftigt sich der Vater intensiv mit dem Tod und stellt Georg die Frage, ob sich das Leben überhaupt lohnt, wenn es doch endlich ist.
Nach anfänglicher Scheu kann Georg sich auf den Brief einlassen und schließlich auch die Frage des Vaters beantworten, indem er an dessen Computer, in dem er den Brief gespeichert findet, weiterschreibt.
Dieses Buch hat mich sehr ergriffen und ist mir äußerst nahe gegangen, denn Lachen und Weinen liegen hier ganz eng beieinander. Während die Suche des Vaters nach dem Orangenmädchen wegen seines jugendlich-irrationalen Verhaltens oft regelrecht komisch ist, hat mich seine Verzweiflung über den bevorstehenden Tod tief bewegt.
Für alle ab 15 Jahren.
Jostein Gaarder: Das Orangenmädchen. dtv 2005
www.dtv.de
I. M. ist das dritte Buch der Niederländerin Connie Palmen und es ist ihr persönlichstes. Im ersten Teil – In Margine – erzählt sie ihre Liebesgeschichte: die Liebesgeschichte zwischen der Schriftstellerin Connie Palmen und dem berühmt-berüchtigten Talkmaster, Entertainer und Journalisten Ischa Meijer. Für die beiden ungleichen Intellektuellen ist es Liebe auf den ersten Blick. Von 1991 bis zu Ischas Tod im Jahr 1995 dauert die nicht immer unproblematische Beziehung. Es ist eine Zeit gemeinsamer Reisen in die USA, eine Zeit voller Pläne für Palmens zweiten Roman Die Freundschaft, für Ischa auch eine Zeit der widerwilligen Aufarbeitung seiner jüdischen Vergangenheit. So eng fühlt man sich den beiden im ersten Teil verbunden, dass der nur 35 Seiten umfassende zweite Teil – In Memoriam – kaum zu ertragen scheint. Erst nach Monaten beginnt Connie Palmen eine neue Zeitrechung: Die Zeit ohne den geliebten Mann.
nzwischen gibt es kaum mehr eine Region, in der nicht schriftstellerisch gemordet wird, und dank Lisa Lercher gehört nun auch die wunderschöne Wachau dazu.
awad hat im Krieg gegen die Taliban Vater und Bruder verloren, die Schwester wurde entführt. So leben er und seine Mutter leidlich geduldet bei deren Schwester und ihrer Familie in Kabul. Während Fawad das abenteuerliche und gefährliche Leben in den Straßen Kabuls genießt und mit seinen Freunden versucht, an die Devisen der Ausländer in der Chicken Street heranzukommen, leidet die Mutter sehr unter den unwürdigen Lebensbedingungen.

örtel ist eine griechische Landschildkröte, geschlüpft im McGrün, und von seinem lieblosen Besitzer an einer Bundesstraße ausgesetzt. Als er gerade zu verzweifeln droht, kommt die Füchsin Wendy vorbei und nimmt ihn mit nach Müggelsdorf, wo sich die Wildtiere zu einer Bande zusammengeschlossen haben. Mitglieder sind u.a. das Wildschwein Grrmpf mit seiner Familie, der Schwan Hokuspokus, der Marder Kevin und der Waschbär Zlatko, alle mit ausgeprägten Charakteren und vielen Eigenheiten, die beim Lesen großen Spaß machen. Törtel gewinnt unter ihnen viele neue Freunde und wird allmählich trotz seiner Ängstlichkeit und Langsamkeit zu einem wertvollen Bandenmitglied im Konflikt mit den arroganten Haustieren und dem tierfeindlichen Herrn Lüttkewitz.
Zwei Kurzgeschichten von Henning Mankell, die aus dem Erzählband „Wallanders erster Fall“ stammen, werden hier in einfachem Schwedisch für alle ab Niveau A2 nacherzählt. Kurze, einfach aufgebaute Sätze, übersichtliche Zeilen und Absätze, bekanntes Vokabular und trotzdem merkt man auch dieser bearbeiteten Fassung die Handschrift von Henning Mankell deutlich an, das hat mir beim Lesen besonders gefallen.
José Antonio Maria Vaz hat seinen Beruf als Bäcker mit dem Leben auf der Straße vertauscht. Als Chronist der Winde erzählt er die Geschichte der Straßenkinder von Maputo, besonders die von Nelio. Er hat ihn angeschossen auf der Bühne eines Theaters gefunden und neun Tage und Nächte lang auf dem Dach unter dem Sternenhimmel gepflegt, bis Nelio starb. In den neun Nächten hat der zehnjährige Junge José seine Lebensgeschichte erzählt, die manchmal fast wie ein afrikanisches Märchen klingt. Wie viele Bürgerkriegskinder hat Nelio durch einen Überfall marodierender Banditen seine Eltern und sein Dorf verloren. In der Stadt schließt er sich einer Bande von Straßenkinder an, deren Anführer er schließlich wird. Obwohl eigentlich chancenlos geben diese Kinder im Kampf ums tägliche Überleben nicht auf. Sie tragen die große Hoffnung in sich, dass es eines Tages besser gehen wird und ihr Halt ist die Gemeinschaft.