Wo Superhelden ihr Handwerk lernen
So super, wie der Buchtitel Super Sarah es suggeriert, ist Sarah zunächst eigentlich nicht. Sie ist ein Tollpatsch wie er im Buche steht, das schwarze Schaf der supertalentierten Familie Adams, und fliegt deshalb eher früher als später aus jeder AG. Dabei ist sie ein liebenswertes Mädchen, das einfach nur gemocht werden will und sich die allergrößte Mühe gibt, um Missgeschicke zu vermeiden.
Nach einem weiteren Beinahe-Unglück in der Turmsprung-AG, das zu aller Erstaunen glimpflich abgeht, erhält sie eine mysteriöse persönliche Einladung zur AG Fliegen lernen, die sich als eine Ausbildungsstätte für Superhelden zur Bekämpfung des Bösen entpuppt. Sarah ist fest davon überzeugt, dass sie zu Unrecht eingeladen wurde, und auch die Test ergeben bei ihr zunächst keine Superbegabung. Doch als sie sich plötzlich dem Superschurken Tsunami gegenübersieht und eine Katastrophe verhindern muss, kann sie endlich doch zeigen, was in ihr steckt…
Der Anfang dieses Kinderbuchs hat mir ausgesprochen gut gefallen, im Mittelteil mit der Suche nach Sarahs Begabung empfand ich es dann als etwas schwerfällig. Dagegen war aber der Schluss wieder spannend. Die Protagonistin Sarah ist ein Mädchen mit einer sympathischen Ausstrahlung, die Handlung sehr fantasievoll und die Auszüge aus dem „Handbuch Fliegen lernen“, die über jedem der 13 Kapitel stehen, sind interessant und anregend. Bei deren Verständnis muss man den kleinen Leserinnen und vielleicht auch Lesern ab ca. acht Jahren allerdings etwas behilflich sein.
A. B. Saddlewick: Super Sarah. Kerle 2016
www.herder.de/verlag-kerle
Simone de Beauvoir, 1908 in eine gutbürgerliche Familie hineingeboren, war eine der ersten Frauen, die an der Sorbonne Philosophie studierten. Während des Studiums lernte sie Jean-Paul Sartre kennen, dessen lebenslange Begleiterin sie wurde. Die Grundregeln ihrer Partnerschaft waren sexuelle Freiheit nach allen Richtungen, keine Ehe, getrennte Wohnungen und keine hausfraulichen Pflichten.
Der Roman Der Sommer der Schmetterling der 1970 in Brasilien geborenen und seit 2007 in den USA lebenden Autorin Adriana Lisboa stammt bereits aus dem Jahr 2001 und wurde 2003 mit dem Prémio José Saramago, einem bedeutenden portugiesischen Literaturpreis ausgezeichnet. Anlässlich des Gastlandauftritts von Brasilien auf der Frankfurter Buchmesse 2013 wurde er ins Deutsche übersetzt.
Dem Nachwort ist zu entnehmen, dass dem Roman ein Text aus dem Jahr 2010 unter dem Titel Mutter auf Papier zugrunde liegt, den die Autorin nun umgearbeitet hat, damit „es jenes Buch über alternative Elternschaft ist, das ich während der Zeit unserer Familiengenese so gerne gelesen hätte“.
In der Literatur gibt es unzählige Versuche, den Tod der Eltern zu verarbeiten: John von Düffel (Hotel Angst) reist nach dem Tod des Vaters nach Bordighera, wo die Familie ihre Sommerurlaube verbracht und der Vater seinen Lebenstraum gelebt hat, Helen Macdonald richtet in H wie Habicht im Gedenken an den verstorbenen Vater ein Habichtweibchen ab, Simone de Beauvoir reflektiert in Ein sanfter Tod das schwierige Verhältnis zur verstorbenen Mutter und Milena Busquets versucht, ebenfalls autobiografisch inspiriert, ihre ca. 40-jährige Romanheldin Blanca den Tod der Mutter im Sex vergessen zu lassen („Sex gefällt mir, weil er mich im Hier und Jetzt festzurrt.“)
River ist der Debütroman der kanadischen Autorin Donna Milner und eine Familiensaga aus dem Kanada der 1960er-Jahre.
Ein namenloser Protagonist in der Midlife-Krise, der seine unerfüllten Lebenswünsche auf den verstorbenen Großvater projiziert, steht im Mittelpunkt des Romans Neringa oder Die andere Art der Heimkehr von Stefan Moster.
Auch wenn ich Isabel Allendes chilenische Romane mit dem magischen Realismus und die Romane über ihre Familie noch lieber mag, so habe ich doch auch ihren 17. Roman, Die Insel unter dem Meer, einen opulenten historischen Roman und eine beeindruckende Familiensaga, mit Freude gelesen.
Bereits in ihrem empfehlenswerten Erstling Geheime Tochter hat die indisch-kanadische Autorin Shilpi Somaya Gowda vom Leben in zwei Welten erzählt, von der Zerrissenheit zwischen Indien und den USA. Auch in ihrem neuen Roman, der wieder in einer sehr einfachen Sprache, aber packend und gekonnt erzählt ist, spielt diese Zerrissenheit eine zentrale Rolle. Gleichzeitig ist es ein Roman über zwei Lebensschicksale im modernen Indien, über althergebrachte Traditionen, über Heimat und den Aufbruch zu neuen Ufern.