Silke Schlichtmann: Bluma und das Gummischlangengeheimnis

Schweigen und Grübeln ist selten eine gute Lösung

Die Kinderbücher von Silke Schlichtmann sind ein kleiner Schatz für mich, auch dieses dritte: Bluma und das Gummischlangengeheimnis. Die neue Protagonistin habe ich spontan ebenso ins Herz geschlossen wie zuvor Pernilla aus Pernilla oder Wie die Beatles meine viel zu große Familie retteten und Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten. Das liegt vor allem am Einfühlungsvermögen der Autorin, an ihrem Reichtum an Ideen, an ihrem ebenso unterhaltsamen wie dezent lehrreichen Erzählstil und an ihrer Wertschätzung für ihr Publikum und ihre Figuren, die man auf jeder Seite spürt.

Die 9-jährige Bluma aus Grünendeich im Alten Land erlebt wahrlich aufregende Wochen, während derer sich ihre Probleme verhalten wie die Obstfliegen: „Hat man erst mal eins, dann werden’s immer mehr.“ Alles beginnt mit einer Fünf in Mathe, nicht der ersten, und das, obwohl Bluma eigentlich ganz gut rechnen kann. Dann wollen ihre Eltern ihr nicht erlauben, den netten Labrador Retriever Flocki zu adoptieren, der sonst vielleicht ins Tierheim muss. Zu allem Überfluss hat ihre Lieblingsnachbarin und Vertraute, die malende Rentnerin Alice, ausnahmsweise kein Ohr für sie und Mama muss für zwei Wochen beruflich nach Niederbayern. Und da macht Bluma das schlimmste, was sie jemals getan hat: Sie klaut eine von Alices magischen 60cm-Gummischlangen, eine giftgrüne. Aber weil Bluma ein ausgeprägtes Gefühl für Recht und Unrecht hat, fühlt sie sich anschließend hundeelend und es geht ihr „blumaschlecht“. Und die Pechsträhne reißt nicht ab: Ihre beste Freundin Rosa scheint sie zu hintergehen und ihre Lehrerin will wegen der Matheprobleme dringend ihre Eltern sprechen. Doch am allerschlimmsten drückt Bluma das schlechte Gewissen wegen des Vertrauensbruchs und sie kann niemandem ihr Herz ausschütten.

Trotz der ernsten Themen wie Umgang mit der Wahrheit, Freundschaft, Vertrauen, Angst, Gewissen und Geheimnisse ist der Kinderroman nie niederdrückend. Nicht nur, dass es jede Menge lustige Szenen gibt, man spürt von der ersten Seite an Blumas Stärke und ihren absoluten Willen, die auflaufenden Probleme zu lösen, und das hat mich immer an ein gutes Ende glauben lassen. Wie es dazu kommt, soll natürlich nicht verraten werden, aber es ist in typischer Silke-Schlichtmann-Manier spannend, logisch und fantasievoll gelöst.

Ulrike Möltgen hat die Bluma-Geschichte mit außergewöhnlichen schwarz-weiß-roten Zeichnungen illustriert, die sich wohltuend vom derzeit dominierenden grellbunten Comicstil abheben.

Ein wunderschöner, nachdenklicher, manchmal lustiger Kinder-, vor allem Mädchenroman, zum Vorlesen ab sechs, zum Selberlesen ab der dritten Klasse. Ich gehöre zwar weder zur einen noch zur anderen Zielgruppe, habe die Lektüre aber trotzdem außerordentlich genossen!

Silke Schlichtmann: Bluma und das Gummischlangengeheimnis. Hanser 2017
www.hanser-literaturverlage.de

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