Sargnagel und Kuhlengräber – was für eine tolle Familie!
Nachdem ich Band zwei, Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten, bereits kannte und sehr liebe, waren meine Erwartungen an Band eins, Pernilla oder Wie die Beatles meine viel zu große Familie retteten, entsprechend hoch – und wurden voll erfüllt!
Pernilla Petersen, die liebenswerte, vor Fantasie nur so sprühende siebenjährige Plappertasche aus Buxtehude, erzählt so fröhlich, unbeschwert und ungefiltert vom Familienalltag, man könnte es auch Familienwahnsinn nennen, dass es Erwachsenen wie Kindern einfach großen Spaß macht, ihr dabei zuzuhören.
Im vorliegenden Band freut sich Pernilla auf das neue Geschwisterchen. Doch dann kommen ihr Zweifel, als die unsensible Horterzieherin behauptet, Familien mit vier Kindern würden nirgendwohin mehr eingeladen. Dabei macht sie doch so gerne Besuche! Aber Pernilla wäre nicht Pernilla, wenn sie das Problem nicht offensiv angehen würde. Zusammen mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder Ole heißt es nun „einen Plan planen“, und der hat es natürlich in sich. Mit viel List binden die beiden Verschwörer sogar den pubertierenden großen Bruder Lars in die „Soko the Beatles“ ein, der dank der hübschen Deike auf einmal überraschenderweise Spaß an der Musik findet. Und da die Kinder bei der Umsetzung ihrer Pläne wirklich keine „Fürchterlichkeit“ scheuen, wird es ganz schön turbulent…
Ob ich gerne Teil der Familie Petersen wäre? Als Kind bestimmt, denn die positive, warme Grundstimmung, die gemeinsamen Mahlzeiten, die kreativen Auseinandersetzungen unter den Geschwistern, das Füreinander-Einstehen und die perfekt ausbalancierte Mischung aus Strenge und Freiheit, Chaos und Ordnung ermöglichen Pernilla & Co. eine beneidenswerte Kindheit. Aber ob ich die Nerven von Vater und Bestattungsunternehmer Hannes oder Mutter und Krimiautorin Antje hätte, die fast immer gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn ihre Kinder, natürlich mit den besten Absichten und dank überschießender Fantasie, wieder alles in Chaos stürzen? Bei Petersens lässt man sich jedenfalls nicht so leicht die Laune verderben, auch wenn „der Sarg mal wieder direkt in die Grube gerutscht ist“.
Ein wirklich herzerfrischendes, zugleich lustiges und nachdenkenswertes Kinderbuch, das eine meiner Lieblingsillustratorinnen, Susanne Göhlich, mit ihren kleinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen wunderbar passend ergänzt hat. Ich kann das Buch aus den genannten Gründen zum Vorlesen ab sieben Jahren, zum Selberlesen für gute Leserinnen und Leser ab der dritten Klasse uneingeschränkt empfehlen. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin Silke Schlichtmann gehört damit endgültig in die Reihe meiner Lieblings-Kinderbuchautorinnen.
Silke Schlichtmann: Pernilla oder Wie die Beatles meine viel zu große Familie retteten. Hanser 2015
www.hanser-literaturverlage.de