Claire Beyer: Revanche

Väter und Söhne

Claire Beyers Debütroman Rauken im Jahr 2000 und zuletzt Refugium 2012 haben mich begeistert. Wie immer trägt auch das neueste ihrer sechs Bücher, Revanche, passend zum präzisen, knappen Stil nur ein Wort als Titel. Warum alle Titel mit „R“ beginnen, will sie uns erst beim zehnten Buch verraten.

Drei Männer aus drei Generationen der Familie Ristow, Großvater, Vater und Sohn, stehen im Mittelpunkt. Meine Sympathien waren schnell verteilt. Am meisten bewegt hat mich das Schicksal des Großvaters August und dessen Kriegserinnerungen, die er 1952 für seine Söhne Wilhelm und Fritz zu Papier gebracht hat. Den Ersten Weltkrieg verbrachte der junge Bauernsohn aus Pommern als Meldereiter im Frankreich-Feldzug, einer der „kleine[n] Kaiser, die in den Krieg zogen und als zerlumpte Verlierer zurückkehrten…“, kriegsversehrt. Für seine Liebesgeschichte zur Unzeit im Feindesland kann es kein Happy End geben und er erfährt die „absurde Logik des Krieges“ in ihrer schlimmsten Ausprägung. Gerne hätte ich von ihm noch mehr gelesen und bedauere sehr, dass Claire Beyer seinen Teil in der überarbeiteten, nun erschienenen Version gekürzt hat.

Sein Enkel Tobias kommt auch mit knapp 50 „noch immer nicht mit dem Leben zurecht“. Die Mitschuld am Tod eines Freundes, der Unfalltod seiner Mutter und das zeitgleiche plötzliche Verschwinden seines Onkels münden in einem einjährigen Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das zutiefst problematische Verhältnis zum Vater, der ihn einem der wenigen vertrauten Momente um das Erbe der Mutter betrogen hat, gefiel mir ebenfalls sehr gut. Als Sohn eines Selfmade-Mannes wie Wilhelm Ristow, der es vom Schlosserlehrling zum erfolgreichen Unternehmer gebracht hat – Motto „mutig, fleißig, unbeugsam“ – und mit zwei älteren Halbbrüdern vor der Nase, hatte Tobias von Geburt an kaum eine Chance. Kein Wunder also, dass er sich den verschwundenen Onkel als Vater herbeifantasiert und dessen Spuren auf Madeira aufnimmt, seine Beziehungen zum weiblichen Geschlecht scheitern und Rachepläne gedeihen. In Raphael, dem pubertierenden Sohn seiner aktuellen Freundin, glaubt er sich in der Einsamkeit seiner Jugend und in seiner schwierigen Vaterbeziehung wiederzuerkennen.

Wäre es bei diesen beiden Themen und Handlungssträngen geblieben, es wäre mir genug gewesen und Revanche hätte wieder das Potential zum Lieblingsbuch gehabt. Mit dem ein oder anderen weiteren Thema scheint mir der Roman mit seinen nur 191 Seiten dann aber doch überfrachtet, sei es die Reise von Tobias und Raphael zu den Schlachtfeldern Nordfrankreichs mit den Ressentiments der Franzosen gegen die Deutschen, die ich selbst so nie erlebt habe, sei es die Idee, die Kriegserlebnisse des Großvaters zum Stoff für ein Computerspiel umzufunktionieren, womit die Brücke vom Meldereiter des Jahres 1916 zum digitalen Nerd der Gegenwart geschlagen wird. Was mir aber wieder sehr gut gefallen hat, ist Claire Beyers leise, einfühlsame Erzählweise und die ebenso pinselstrichartigen wie messerscharfen Beschreibungen von Personen, Begebenheiten oder Natur.

Claire Beyer: Revanche. Frankfurter Verlagsanstalt 2019
www.fva.de

Simon Stranger zu Gast beim literarischen Vormittag in der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule Stuttgart

© M. Nickel

Norwegen als Gastland der Frankfurter Buchmesse 2019 schickt Autoren und Autorinnen auf Reisen und die Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule durfte am 23.10. den mit dem Preis der norwegischen Buchhändler 2018 ausgezeichneten Simon Stranger begrüßen. Bereits im Frühsommer hatte ich die ersten Kontakte zu Thomas Böhm, im Gastland-Team zuständig für die Zusammenarbeit mit dem Buchhandel, geknüpft. Ihm und NORLA, Norwegian Literature Abroad, die im Auftrag der norwegischen Regierung den Ehrengastauftritt organisierte, ist es zu verdanken, dass diese großartige Veranstaltung stattfinden konnte.

© M. Nickel
© M. Nickel

Mehr als 100 Schüler und Schülerinnen des Wirtschaftsgymnasiums sowie Medienkaufleute und Buchhändler aus der Berufsschule konnten in der Aula an diesem Literaturvormittag in englischer Sprache teilnehmen. Vorbereitet und gestaltet wurde der Vormittag von den Buchhändlerklassen B3A und B4, die im Rahmen eines Langzeitprojekts für die Dekoration der Aula mit zum Holocaust-Roman Vergesst unsere Namen nicht passenden Stolpersteinen sorgten, den Flyer gestalteten, die Begrüßung, das Interview, die Lesung eines Romanauszugs auf Deutsch und die Verabschiedung übernahmen und schließlich im Rahmen eines „Kaffeslabberas“ im kleinen Kreis mit Brezeln, Kuchen und Kaffee bewirteten.

© M. Nickel

 

 

Der charismatische Simon Stranger riss mit seinem lebendigen und bestens auf das Publikum abgestimmten Vortrag alle mit und zog Parallelen vom norwegischen Gestapo-Helfer Henry Oliver Rinnan aus seinem Roman bis zum norwegischen Massenmörder Anders Breivik 2011 und zum Attentäter von Halle im Oktober 2019. Mit der Begeisterung für sein Thema konnte Simon Stranger die Zuhörer und Zuhörerinnen in der Aula spürbar anstecken. Dabei stand für ihn nicht die Frage der Schuld im Vordergrund. Vielmehr geht es ihm darum, die Namen der Opfer im Gedächtnis zu halten und den Gründen für die Radikalisierung vor allem junger Menschen früher und heute nachzugehen, um dadurch Gewalttaten zukünftig vorzubeugen. Simon Stranger macht Mut, dass dies gelingen kann.

Norwegen-Kaffeslabberas auf der Frankfurter Buchmesse

Am Messefreitag war ich eingeladen zum Bloggertreffen im Gastland-Pavillon, eine exklusive Möglichkeit, mit norwegischen Autorinnen und Autoren ins Gespräch zu kommen. Dazu passend gab es Kaffee und Kekse, denn Norwegen zählt zu den Ländern mit dem höchsten Kaffeekonsum pro Kopf.

Zu Beginn veranstaltete Alva Gehrmann ein kleines Norwegen-Quiz, bei dem man mit „Kvikk Lunsj“ für richtige Antworten belohnt wurde. Leider war ich vom Gewinn der leckeren Schoko-Keks-Riegel ausgeschlossen, da ich das Quiz bereits im Rahmen einer anderen Veranstaltung mitgemacht hatte. Alva Gehrmanns Norwegen-Buch I did it Norway kannte ich bereits in Teilen, es ist eine unterhaltsame Einführung in Land und Leute. Sehr interressant berichtete sie über das norwegische Literatursystem und das Litteraturhuset in Oslo, wo jedes Jahr auf vier Etagen über 1700 Veranstaltungen stattfinden und Schriftsteller, Übersetzer und Journalisten im „skriveloftet“ unter dem Dach ungestört und in anregender Atmosphäre arbeiten können.

Ruth Lillegravens Roman Sichel ist eine Erzählung in Form eines Langgedichts und in einer wunderschönen Ausgabe in der Edition Rugerup erschienen. Da ich eher selten Gedichte lese und noch nie einen Roman in Gedichtform, bin ich darauf sehr gespannt. Der Band stand auf der Hotlist des Preises der unabhängigen Verlage 2019.

Von Åsne Seierstad habe ich im Jahr 2002 das Buch Der Buchhändler aus Kabul gelesen und war begeistert. Erst jetzt ist mir bewusst geworden, dass ich sie und ihre Bücher anschließend aus den Augen verloren habe, was ich nun sehr bedauere. In ihrem neuesten Buch Einer von uns, über das sie sehr interessant erzählt hat und das ich nun unbedingt lesen möchte, geht es um den Attentäter Anders Breivik, der am 22. Juli 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen ermordete, überwiegend Teilnehmer am Zeltlager der Jugendorganisation der norwegischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Ein für mich hochspannendes Thema, zu dem die Journalistin, die selbst unweit des Täters lebte, detailliert recherchiert hat.

Zugegeben, mit diesem Cover hätte ich den Roman Kriegerjahre von Jan Ove Ekeberg sicher nicht in die Hand genommen. Nachdem er aber nun so interessant über seine fünfjährigen Recherchearbeiten rund um den Wikingerkönig Harald den Harten berichtet hat, werde ich dem historischen Roman doch eine Chance geben – vielleicht mit einem Umschlag. Wie bei Ruth Lillegravens Langgedicht wäre ich auf diesen Titel ohne die Veranstaltung sicher nie gestoßen.

Leider war der Geräuschpegel von der Bühne während Hanne Ørstaviks Vorstellung ihres Romans Liebe zu hoch, um ihr folgen zu können. Beim Hineinlesen fesselt der kleine, fadengeheftete Band jedoch sofort mit einer sehr klaren Sprache. Die Mutter-Sohn-Geschichte spielt nur während weniger Stunden und erschien im Original bereits 1997. Höchste Zeit also, sie zu lesen.

Simon Stranger mit seinem Roman „Vergesst unsere Namen nicht“. © B. Busch

Simon Stranger verlegte die Präsentation seines Buches glücklicherweise auf den Balkon der Messehalle, so dass nicht nur Luft und Lärmpegel angenehmer waren, sondern die Beleuchtungsverhältnisse nun auch ein Foto erlaubten. Seinen mit dem Preis der norwegischen Buchhändler 2018 ausgezeichneten Roman Vergesst unsere Namen nicht hatte ich zuvor bereits mit großer Freude gelesen, einerseits, weil Simon Stranger seine Anliegen so engagiert vertritt, andererseits aufgrund der besonderen Form. Der Roman leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen der norwegischen Opfer des Zweiten Weltkriegs, sondern zeichnet am Beispiel des norwegischen Gestapo-Spitzels und Kriegsverbrechers Henry Oliver Rinnan den Weg eines eher durchschnittlichen jungen Mannes zum Monster. Die Parallelen zu Åsne Seierstads Buch liegen damit klar auf der Hand.

Danke für eine ganz ausgesprochen gelungene Veranstaltung, die für mich ein Messehöhepunkt war.

Frankfurter Buchmesse und Buchblog Award 2019

Frankfurter Buchmesse © M. Busch

Erfüllte Tage, unzählige interessante Gespräche und Veranstaltungen und jede Menge neue Eindrücke liegen nach drei Messetagen hinter mir. Der Diogenes Talk am Donnerstag Nachmittag im Frankfurt Pavilion mit der wie immer ausgezeichnet vorbereiteten Moderatorin Shelly Kupferberg und den Autorinnen und Autoren Simone Lappert, Doris Dörrie, Thomas Meyer und Andrej Kurkow, das Interview mit dem genialen Saša Stanišić am Mittwoch im ARD Forum und die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises am Freitagabend gehörten für mich zu den Veranstaltungs-Highlights, genauso wie ein Bloggertreffen mit norwegischen Autorinnen und Autoren am Freitag, über das ich in einem gesonderten Beitrag berichten werde.

Frankfurter Buchmesse – Buchblog Award 2019 © M. Busch

Auch wenn es am Ende nicht zum Buchblog-Award 2019 gereicht hat: Es war ein großartiges Erlebnis, zum mittlerweile zweiten Mal auf der Shortlist zu sein. Ich danke vor allem Karina Elm von NetGalley und Clara Seger vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die perfekte Betreuung während des Wettbewerbs und eine rundum gelungene Veranstaltung am Buchmesse-Freitag im Frankfurt Pavilion sowie der Jury für eine faire Entscheidung. Der größte Dank geht aber selbstverständlich an alle, die für mich gestimmt haben und diesen Blog regelmäßig besuchen. Glückwunsch an die Gewinnerinnen und Gewinner in den vier verschiedenen Kategorien „Bester Buchblog“, „Bester Newcomer“, „Bester Verlagsblog“ und „Bester Buchhandlungsblog“.

Simon Stranger: Vergesst unsere Namen nicht

  O wie Offenbarung des Bösen, V wie Vergebung

Während der norwegische Literaturzug mit dem Kronprinzenpaar und zahlreichen Autoren, unter ihnen auch Simon Stranger, seinem Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse entgegenrollt, habe ich mit großer Anteilnahme Strangers Holocaust-Roman Vergesst unsere Namen nicht gelesen. Inspiriert vom Stolperstein für den Urgroßvater seiner Frau in Trondheim, hat er mit Familienangehörigen gesprochen, Handlungsorte aufgesucht und in Archiven recherchiert. Trotzdem ist sein Buch ein Roman, denn nicht alles ließ sich rekonstruieren und Lücken galt es mit Fantasie zu füllen.

Die Originalausgabe „Leksikon om lys och mørke“ in der Bibliothek Deichman in Oslo. © B. Busch

J wie Jude
Einer jüdischen Tradition gemäß stirbt ein Mensch zwei Mal: wenn das Herz aufhört zu schlagen und wenn sein Name zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird. Genau wie der Künstler Gunter Demnig mit den von ihm erdachten Stolpersteinen möchte auch Stranger diesen zweiten Tod hinausschieben. „A“ bis „Z“ sind die 26 Kapitel überschrieben, jeder Buchstabe liefert Stichwörter, die sich zuletzt wie ein Puzzle zur ganzen Geschichte zusammenfügen.

S wie Stolperstein
Die Familie von Hirsch Komissar, dessen Stolperstein in Trondheim liegt, kam nach den Judenprogromen in den 1880er-Jahren aus Russland nach Norwegen. In Trondheim führte er ein Bekleidungsgeschäft. Am Tag der Besetzung Norwegens durch die Wehrmacht floh Hirsch Komissar mit seiner Frau und den drei Kindern nach Schweden, kehrte aber kurz darauf wieder zurück. Am 12.01.1942 wurde er verhaftet, zeitweise im Lager Falstad gefangen gehalten und am 07.10.1942 hingerichtet. Dass sein Sohn Gerson später zusammen mit seiner Frau Ellen und den beiden Töchtern, eine davon Strangers Schwiegermutter, ausgerechnet in das Haus zog, in dem so viele Gefangene der norwegischen Gestapo gefoltert und ermordet wurden, mutet angesichts dieser Familiengeschichte unglaublich an.

Das Wohnhaus von Hirsch Komissar in der Klostergate 35 in Trondheim. © B. Busch

R wie Rinnan
Noch mehr als dem Opfer widmet sich Simon Stranger einem Täter, dem norwegischen Gestapo-Vertrauten Henry Oliver Rinnan (1915 – 1947), 1945 einer der meistgesuchten norwegischen Kriegsverbrecher. Beim Prozess gegen die sogenannte „Bande“ trug er die Nummer eins am Revers und ein Gutachten bescheinigte ihm große Intelligenz, Anomalien im Gefühlsleben und eine eigentümliche Macht über seine Mitmenschen. Erstaunt war ich, dass Rinnan, so wie Stranger ihn beschreibt, keinerlei politische Überzeugungen hatte. Triebfeder für seinen Verrat an Widerstandskämpfern und Juden sowie für erbarmungslose Folterungen, Gewaltexzesse und Tötungen im sogenannten „Bandenkloster“ waren Machtstreben und Eitelkeit dieses ob seiner geringen Körpergröße mit tiefen Minderwertigkeitskomplexen behafteten Mannes.

Der Stolperstein für Hirsch Komissar vor dem Haus Klostergate 35 in Trondheim. © B. Busch

M wie Machtlosigkeit
Ganz besonders interessant fand ich Strangers Gedanken zum Entzug der Menschlichkeit durch die Täter:

Allen, die ermordet werden, muss die Menschlichkeit genommen werden… Alles, was an Persönlichkeit erinnert, muss verschwinden, um zu verhindern, dass die Henker sich in den Gesichtern ihrer Opfer selbst wiedererkennen. Diese notwendige Distanz ist die Voraussetzung. Ohne sie ist der nächste Schritt unmöglich, er wäre wie ein Angriff auf das eigene Spiegelbild.

Z wie Zukunft
Warum wurde in der Familie von Strangers Frau Rikke zu den Ereignissen des Krieges meist geschwiegen? „Es war der Wunsch zu vergeben und weiterzugehen… Dass wir etwas ändern können, das ist der Weg in die Zukunft.“ Und doch ist es wichtig, diesen Teil der Geschichte lebendig zu halten, nicht nur, um den zweiten Tod der Opfer hinauszuzögern, sondern auch, um der neuen Rechten entgegenzutreten und Außenseiter nicht zu Tätern werden lassen. Das Buch von Simon Stranger, ausgezeichnet mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis für den besten Roman des Jahres 2018, ist ein wertvoller Beitrag dazu.

Simon Stranger bei „Literatur am Vormittag“ in der Cotta-Schule in Stuttgart am 23.10.2019. © M. Nickel

 

Simon Stranger: Vergesst unsere Namen nicht. Aus dem Norwegischen von Thorsten Alms. Eichborn 2019
www.luebbe.de/eichborn

Andreas Föhr: Schwarze Piste

  Wallner/Kreuthner sind einfach Kult

Als Gegenpol zum Alltagstrubel und zu den vielen Romanen der letzten Wochen habe ich wieder einmal zu einem Krimi aus der Tegernsee-Reihe von Andreas Föhr gegriffen. Zwar hinke ich leider hinterher, denn Schwarze Piste ist der bereits 2012 erschienene vierte von mittlerweile acht Bänden, aber glücklicherweise sind alle aufgrund ihrer Beliebtheit in meiner Familie vorhanden und ich werde die Lücke nach und nach schließen.

Der Miesbacher Kriminalhauptkommissar Clemens Wallner, inzwischen verheiratet und junger Vater, ist nicht wirklich überrascht, als man ihm im Winter 2011 berichtet, dass Polizeihauptmeister Leonhardt Kreuthner wieder einmal eine Leiche gefunden hat. Schließlich führt das Urgestein Kreuthner, der gerne mal das Recht zu seinen Gunsten umdeutet und ein Bußgeld für sich abzweigt, nicht umsonst den Spitznamen „Leichen-Leo“. In diesem Fall ist es die 49-jährige Sophie Kramm, Besitzerin des Gnadenhofs in Riedern, die Kreuthner bei einer riskanten Skiabfahrt ausgerecht in Begleitung von deren Schwester Daniela eingeschneit auf einer Bank sitzend entdeckt. Die aufgeschnittenen Pulsadern deuten zunächst auf Selbstmord hin. Doch als weitere, ähnlich arrangierte Tote auftauchen, alle im Besitz eines mysteriösen Fotos mit exumierter Leiche, weist plötzlich alles auf einen Serienmörder hin und schnell wird die „Soko Wallbergmorde“ gegründet. Die Opfer waren einst Mitglieder einer linken Studenten-WG aus dem Umfeld der RAF, aber wer ist die Tote auf dem Foto? Während die Kripo sich Stück für Stück an die Lösung des Falles herantastet, agiert Kreuthner auf eigene Faust und mit seinen ureigenen Methoden – zum Entsetzen von Wallner, aber nichtsdestotrotz erfolgreich. Immerhin hat der Streifenpolizist drei Jahre zuvor zwei der Opfer bei einer nicht ganz legalen Verkehrskontrolle schon einmal getroffen…

Obwohl der Krimi nicht ganz so saukomisch wie die drei Vorgängerbände Der Prinzessinnenmörder, Schafkopf und Karwoche ist, habe ich mich wieder bestens amüsiert und am mit Augenmaß dosierten Lokalkolorit erfreut. Gleichzeitig ist die Handlung logisch aufgebaut, in angenehmer Sprache erzählt und spannend bis ganz zuletzt, denn auch beim vierten Fall hat Andreas Föhr mich wieder mit der Auflösung überrascht. Das ungleiche Duo Wallner/Kreuthner, der reflektierte, ewig frierende Teamplayer und der impulsive, unkontrollierte Einzelgänger, ist einfach herrlich! Ganz bestimmt kehre ich bald zu beiden an den Tegernsee zurück, denn diese Reihe ist für mich inzwischen einfach Kult.

Andreas Föhr: Schwarze Piste. Knaur 2012
www.droemer-knaur.de

Simone Lappert: Der Sprung

  „Nichts war wie vorher. Absolut nichts.“

Die Idee zu Simone Lapperts zweitem Roman Der Sprung ist klasse. Da steht eine junge Frau namens Manu auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses in der fiktiven Kleinstadt Thalbach im Schwarzwälder Hinterland, randaliert mit Dachziegeln und droht zu springen. Warum? 20 Stunden dauert das Spektakel, genug Zeit, um das Leben vieler Wartender auf den Kopf zu stellen, sei es, weil sie in enger Beziehung zu ihr stehen, oder weil das Ereignis ihnen Anlass gibt, die eigene Lebenssituation zu überdenken.

Simone Lappert beginnt den Roman mit dem titelgebenden Sprung selbst, der viermal thematisiert wird: am Anfang und nach jedem der drei Teile: „1 Tag davor“, „1. Tag“ und „2. Tag“. Die Sprache in diesen kurzen Abschnitten, in denen zunächst nichts über die Landung verraten wird, ist besonders gelungen: „Eigentlich springt sie nicht, sie macht einen Schritt ins Leere, setzt den Fuß in die Luft und lässt sich fallen, mit offenen Augen lässt sie sich fallen, will alles sehen auf dem Weg nach unten, alles sehen und hören und fühlen und riechen, denn sie wird nur einmal so fallen, und sie will, dass es sich lohnt…“ .

Die drei Teile dazwischen sind in Kapitel untergliedert, die als Überschriften die Namen einer von zehn Personen tragen. Aus ihrer Sicht wird jeweils erzählt, wie die Frau auf dem Dach zum Wendepunkt in ihrer Biografie wird. Da ist Manus Freund Finn, der noch nicht einmal ihren Nachnamen kennt, der Polizist Felix, bei dem die bevorstehende Vaterschaft ein altes Trauma wiederaufleben lässt, ihre Schwester Astrid, die sich als Bürgermeisterkandidatin keinen Skandal erlauben kann, ein Obdachloser, der die Menschenansammlung geschickt für seine Zwecke nutzt, und einige andere mehr. Besonders bewegt hat mich das Schicksal von Theres, die zusammen mit ihrem Mann einen aus der Zeit gefallenen Gemischtwarenladen betreibt. Kurz vor der Insolvenz erleben die beiden einige letzte Blütestunden, denn ihr Geschäft liegt plötzlich inmitten des Geschehens. Die Beschreibung, wie Theres lustvoll und geschickt Überraschungseier auspackt, hat die Lektüre fast schon alleine gelohnt. Auch der Mailänder Stardesigner mit Schaffenskrise, der unerwartet in das Schicksal eines Thalbachers eingreift, ist eine originelle Figur. Zu klischeehaft war mir jedoch die gemobbte übergewichtige Winnie mit ihren Teenieprobleme aus dem Lehrbuch. Gestört hat mich das exzessive Rauchen vieler Protagonisten – überflüssig und für meinen Geschmack zu breit ausgewalzt. Der liebevolle Umgang der sorgfältigen Beobachterin Lappert mit ihren zahlreichen Protagonisten hat mir dagegen Spaß gemacht, auch wenn sie ihr so sehr ans Herz gewachsen sind, dass sie für fast alle einen versöhnlichen Ausgang bereithält. Die Einzelschicksale stehen eindeutig im Fokus, während die Atmosphäre und die zwar immer wieder erwähnte, für mich aber nicht spürbare Hitze etwas zu kurz kommen.

Der Sprung ist ein lesenswerter, sehr gut durchkomponierter Unterhaltungsroman und ein Porträt unterschiedlicher Bewohner einer beliebigen Kleinstadt, die alle irgendwie verbunden sind. Für das nächste Buch wünsche ich mir noch mehr sprachlich exzellente, akribisch beschriebene Passagen wie die über den eigentlichen Sprung, denn hier zeigt sich die große Begabung der jungen Schweizer Autorin besonders deutlich.

Simone Lappert: Der Sprung. Diogenes 2019
www.diogenes.ch

Matteo Righetto: Die Seele des Monte Pavione

  Ein abenteuerlicher Vater-Tochter-Roman

Nach seinem abenteuerlichen Vater-Sohn-Roman Das Fell des Bären 2017 hat der italienische Autor und Literaturdozent Matteo Righetto nun eine ebenfalls in den Dolomiten angesiedelte Vater-Tochter-Geschichte geschrieben: Die Seele des Monte Pavione. Es geht darin um das harte Leben der Bergbauern im Veneto. Für ihren exzellenten, auf Terrassen angebauten Tabak wurden sie von der Regia dei Tabacchi, der königlichen Tabakgesellschaft, unterhalb des Existenzminimums entlohnt. Eine dieser armen Familien waren die De Boers, die mit ihren drei Kindern zu Ende des 19. Jahrhunderts trotz schwerster Arbeit nicht vom Tabakanbau leben konnten. Um das Überleben der Familie zu sichern, unterschlugen die Bauern einen Teil der Ernte, brachten ihn auf gefährlichen Wegen zu den ebenso geknechteten Minenarbeitern auf der anderen Seite des Monte Pavione und tauschten ihn gegen unterschlagenes Edelmetall, das sie wiederum für Lebensmittel und Nutztiere einsetzten.

Im Spätsommer 1894 unternimmt der Familienvater Augusto De Boer diese abenteuerliche Tour zum ersten Mal nicht allein, an seiner Seite ist die sechzehnjährige Tochter Jole, die ihren Vater, einen „Mann wie ein Fels“ und „tragende Säule ihrer Welt“ hingebungsvoll liebt und zu ihm aufschaut. Zusammen überstehen sie die nur wenige Tage dauernde, durch italienische wie österreichische Grenzsoldaten, Schergen des Tabakmonopols, lauernde Banditen, wilde Tiere, Wetterunbill und riskante Wege bedrohte Reise. Bei der Heimkehr fühlt sich Jole erwachsen. Als der Vater von seiner nächsten Schmugglertour nicht zurückkommt, macht sich Jole zwei Jahre später, als das Auskommen der Familie erneut gefährdet ist, alleine auf den gefahrvollen Weg. Rund 70 Kilometer liegen bis Imer vor ihr und ihrem Haflinger, 80 Kilogramm Tabak möchten sie gegen Kupfer und Silber eintauschen.

Drei Teile umfasst der nur 240 Seiten starke Roman. Im ersten, der mir ausgezeichnet gefallen hat, stehen die Lebensbedingungen der Bergbauern und die gemeinsame Schmugglertour von Vater und Tochter im Mittelpunkt. Nicht nur die Tabakpflanzer, auch die Minenarbeiter sind, wie Augusto ihr erklärt, aus „Hunger und Not dazu gezwungen, Dinge zu tun, die sie bei ein wenig mehr Brot auf dem Tisch niemals getan hätten: Gesetze zu brechen, die Obrigkeit und den König zu hintergehen und Aufseher zu narren“. Teil zwei und drei verfolgen ausführlich Joles abenteuerlichen Weg auf eigene Faust mit guten, aber vor allem auch furchteinflößenden, lebensbedrohlichen Begegnungen, mit einem Berg, der ebenso majestätisch und fast sakral wie gefährlich und tückisch ist, und mit einem bösen Gerücht, das alles, an was sie glaubte, zu erschüttern droht. Dass Kommissar Zufall am Ende eine entscheidende Rolle spielt, war für mich weniger störend als überraschend, gab es doch schon vorher märchenhaft anmutende Szenen und zahlreiche Klischees. Dafür hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle etwas weniger Pathos gewünscht. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn mir Das Fell des Bären noch besser gefallen hat.

Matteo Righetto: Die Seele des Monte Pavione. Blessing 2019
www.randomhouse.de

Karen Köhler: Miroloi

  „Es kann woanders nur besser sein als hier.“

Jedem Bewohner der „Schönen Insel“ wird nach seinem Tod ein „Miroloi“ gesungen, ein Totenlied, nur die sechzehnjährige Ich-Erzählerin hat weder ein Anrecht darauf noch auf einen eigenen Namen. Als Findelkind steht sie ganz unten in der gnadenlosen Hierarchie einer rückständigen Gesellschaft, die von der Außenwelt nahezu abgeschlossen ist. An der Spitze stehen ein Ältestenrat als weltliche und der Bethaus-Vater als religiöse Macht. 30 Gesetze und die heilige „Khorabel“ regeln das Leben der Inselbewohner bis ins kleinste Detail und werden bei Bedarf von den Herrschenden umgeschrieben. Alle anderen Bewohner des einzigen, des „schönen Dorfes“ sind nahezu rechtlos, Frauen stehen deutlich unter den Männern, da sie von jeglicher Form der Bildung ausgeschlossen sind, die Verweigerung von technischem Fortschritt dient als Mittel der Unterdrückung in dieser archaisch anmutenden und doch im Heute angesiedelten Gesellschaft. Häusliche Gewalt und sexuelle Übergriffe sind an der Tagesordnung und werden geduldet, Regelverstöße werden mit dem Pfahl bestraft, Fluchtversuche wie im Falle der Ich-Erzählerin mit Verstümmelung eines Beines durch den „Angstmann“. Zuneigung und Schutz erhält die Sechzehnjährige lediglich vom Bethaus-Vater, ihrem „Finder“, bei dem sie lebt, und von Mariah, ihrer mütterlichen Freundin.

In 128 Strophen singt die Erzählerin sich ihr eigenes Lied, denn: „Mein Miroloi muss ich mir selber singen“. Darin geht es um das gewaltbasierte Leben in der Gemeinschaft, die Schmähungen gegen sie, den Missbrauch, die harte Arbeit, ihre verbotene Beziehung zu einem Bethaus-Schüler, aber auch darum, wie ihr Gehorsam die ersten Risse bekommt bis hin zum fulminanten Showdown.

Das wunderschöne Cover mit der originellen Klappe über dem seitlichen Schnitt und die Platzierung auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019 waren die Gründe dafür, dass ich den Debütroman Miroloi von Karen Köhler unbedingt lesen wollte. Parallel zur Bekanntgabe der Shortlist habe ich ihn beendet und war erleichtert, dass er dort nicht mehr auftaucht. Rätselhaft bleibt für mich die Nominierung auf der Longlist, viel eher hätte ich eine Prämierung als Jugendbuch verstanden. Als Teenager hätte mir das Buch wahrscheinlich gefallen, als Erwachsenbuch und mit einer größeren Leseerfahrung war mir die erschaffene Welt zu wenig originell, ein Verschnitt aus Teilen, die man bereits anderswo gelesen hat, die Wiederholungen zu penetrant, die Handlung zu unwahrscheinlich, bisweilen unlogisch und insgesamt vorhersehbar. Die Sprache schwankt zwischen teils originellen Wendungen und Wortschöpfungen wie „bodenblicks“, „tieftintenschwarz“, „taumelflugs“ oder „innere Krone“ für Selbstbewusstsein, aber auch „Scheiße“, „Pisse“ und „kotzen“, zwischen naiver Kindsprache und verblüffender Weitsicht und versucht sich gewollt an poetischen Formulierungen und philosophischen Überlegungen – für mich insgesamt ermüdend und schwer mit einer unter diesen Bedingungen aufgewachsene Protagonistin in Einklang zu bringen. Als jugendliche Leserin hätte mich all dies vermutlich nicht gestört. Wenig gefallen hätte mir aber auch schon damals die Liebesgeschichte, die sich hauptsächlich aus körperlicher Anziehung speist.

Für mich ist Miroloi weniger ein feministischer als ein Roman über das Leben in einer Diktatur, ein Plädoyer für Bildung als Mittel zur Befreiung, eine Warnung vor sich abschottenden Gesellschaftsmodellen und ein akzeptables Buch für Jugendliche ab 16 Jahren.

Karen Köhler: Miroloi. Carl Hanser 2019
www.hanser.de

Saša Stanišić: Herkunft

  Ein Plädoyer für das Dazugehören

Im Frühjahr 2009 besuchte Saša Stanišić mit seiner Großmutter das 13-Seelen-Dorf Oskoruša in den bosnischen Bergen, Heimat seiner Vorfahren. Es war der erste Anstoß, sich mit seiner Herkunft zu beschäftigen: „Bevor ich den Friedhof in Oskoruša sah, hatte ich mir aus Herkunft im Sinne familiärer Abstammung nichts gemacht.“ Zunächst war das Thema für ihn eher peinlich, weil vermeintlich rückständig und destruktiv, denn die „Herkunftsfolklore“ und der „Zugehörigkeitskitsch“ hatten während des Balkankriegs sein Geburtsland, den Vielvölkerstaat Jugoslawien, ausgelöscht. Zusammen mit seiner bosnisch-muslimischen Mutter, einer studierten Politologin, musste Stanišić 1992 nach Deutschland fliehen, der serbische Vater folgte ihnen ein halbes Jahr später nach Heidelberg. Die Eltern „schufteten sich traurig“ in einer Großwäscherei und auf dem Bau und kamen 1998 ihrer Ausweisung in das ethnisch gesäuberte Višegrad an der Drina zuvor, indem sie nach Florida auswanderten.

Als Saša Stanišić mit 14 Jahren nach Heidelberg kam, war er Teil einer „Statistik der Gegenwart am Rand einer ehrwürdigen Stadt… Wir waren Kriminalität, Jugendarbeitslosigkeit, Ausländeranteil.“ Er sprach kein Deutsch, schämte sich für seine Armut, litt unter der ständigen Angst vor Abschiebung und stemmte sich gegen die Vorurteile, „aggressiv, primitiv, illegal“ zu sein. Anders als für seine Eltern wurde die neue Heimat für ihn zu einer Erfolgsgeschichte. Er stürzte sich in die neue Sprache, fand Freunde an der ARAL-Tankstelle in Emmertsgrund, wo die Herkunft keine Rolle spielte, schaffte es aus der Förderklasse mit Schwerpunkt Spracherwerb zum Abitur mit Leistungskurs Deutsch, absolvierte ein Studium, erhielt schließlich – aufgrund des Vertrags für seinen ersten Roman – die ersehnte Aufenthaltsgenehmigung, die den Eltern verwehrt geblieben war, und besitzt heute einen deutschen Pass.

Die norwegische Ausgabe von „Herkunft“ in der Bibliothek Deichman in Oslo. © B. Busch

Für mich war diese Erzählung über ein schwieriges Ankommen in einer neuen, nämlich meiner Heimat der stärkste Teil des Romans und hat mich mit tiefer Bewunderung erfüllt. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, wie ich, wie wir alle, damals auf die jugoslawischen Flüchtlinge reagiert und sie wahrgenommen haben – sicher nicht wertschätzend und offen genug. Der zweite, für Stanišić wahrscheinlich wichtigere Teil der Geschichte ist der alten Heimat, seinen Wurzeln und seinen Großeltern gewidmet, vor allem der Großmutter väterlicherseits, die in Višegrad geblieben war: „Als meine Großmutter Kristina Erinnerungen zu verlieren begann, begann ich, Erinnerungen zu sammeln.“ In der zweiten Jahreshälfte 2018, kurz vor deren Tod und danach, brachte er sie für diesen lesenswerten, hochaktuellen Roman zu Papier. Nicht nur um die Bewahrung der Erinnerung ging es ihm dabei, sondern auch um das Brückenschlagen zu seiner verstreuten Familie und gegen die Entfremdung: „Ich schiebe Geschichten als Übersprungshandlungen zwischen uns.“

Ich habe diesen sehr positiven, anrührenden, humorvollen Roman, auf dessen letzten Seiten der Leser spielerisch-zufällig den Fortgang der Handlung selbst bestimmen kann, als ein glühendes Plädoyer für das Dazugehören gelesen, als Warnung vor Ausgrenzungen, als Mahnung gegen die „Fetischisierung von Herkunft und gegen das Phantasma nationaler Identität“. Die Abschweifungen, „Modus meines Schreibens“, habe ich Saša Stanišić, der so virtuos mit der deutschen Sprache umzugehen vermag, gerne verziehen. Zurecht steht Herkunft auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019.

Saša Stanišić: Herkunft. Luchterhand 2019
www.randomhouse.de