Jeffrey Archer: Kain und Abel

Zwei Männer – zwei Schicksale – eine Fehde

Am gleichen Tag des Jahres 1906 werden auf zwei Kontinenten zwei Jungen unter gänzlich verschiedenen Umständen geboren. William Lowell Kane kommt in Boston als Sohn eines reichen Bankiers und Liebling seiner Eltern und Großmütter mit dem sprichwörtlichen „goldenen Löffel“ zur Welt. Er ist ehrgeizig und zeigt bald sein Finanzgenie, indem er bereits als Jugendlicher erfolgreich mit Aktien experimentiert. Mit seinem Erfolg in Harvard und dem Einstieg in die Bank erfüllt er die Erwartungen seiner Familie. Einzige Wermutstropfen sind der frühe Tod seines Vaters beim Untergang der Titanic 1912 und die zweite Ehe seiner Mutter mit dem betrügerischen Henry Osborne, den er sich lebenslang zum Feind macht.

Abel Rosnovski, am selben Tag in Slonim in Polen geboren, wird als elternloses Findelkind von einer armen Wildhüterfamilie aufgenommen und erhält den Namen Wladek Koskiewicz. Als sich Wladeks intellektuelle Begabung früh manifestiert, holt der Baron Rosnovski ihn in sein Schloss. Zusammen mit ihm und dessen Sohn erlebt Wladek die Besetzung durch die deutsche Wehrmacht, während der die Schlossbewohner inhaftiert werden. Alleine übrig wird Wladek nach Kriegsende von den Sowjets in ein sibirisches Lager verschleppt. Eine mehr als abenteuerliche Flucht führt ihn schließlich auf einem Einwandererschiff in die USA, wo er sich unter dem Namen Abel Rosnovski seinen amerikanischen Traum erfüllt: den Aufbau der Baron-Hotelkette.

Die Wege der beiden Männer werden sich von ihrer ersten zufälligen Begegnung Anfang der 1920er-Jahre an immer wieder kreuzen und bald verbindet sie ein lebenslanger, grenzenloser Hass und der Wille, den Gegenspieler zu vernichten.

Der Brite Jeffrey Archer, geboren 1940, dessen Leben und Politkarriere selbst Stoff für einen Roman abgäben, gehört zu den Bestsellerautoren der Gegenwart, trotzdem kannte ich bisher keines seiner Bücher. Er veröffentlichte diesen ersten Teil der Kain-und-Abel-Trilogie 1979 erstmals und überarbeitete ihn 2009. In acht Zeitabschnitten wird von der Geburt der beiden Protagonisten bis zu deren Tod 1967 erzählt, von ihrem Zwist, ihren Erfolgen und ihren Niederlagen.

Obwohl ich das Geschehen manchmal zu vorhersehbar, schwarz-weiß und melodramatisch fand und die Sprache doch eher einfach ist, hat mich das Zuhören über 16 Stunden gut unterhalten. Insbesondere Abels Verschleppung nach Sibirien, seine Flucht, die Welt des amerikanischen Bankwesens und der zeitgeschichtliche Kontext waren interessant. Auch wenn das Hörbuch eine gekürzte Fassung des Romans darstellt, muss man nicht auf jedes Wort achten, vielmehr eignet es sich bestens für lange Autofahrten oder bei der Hausarbeit. Der Sprecher, Richard Barenberg, liest die beiden MP3-CDs so angenehm, dass ich ihm gerne über viele Stunden zugehört habe. Die unterschiedlichen Stimmfärbungen für verschiedene Personen bringen Farbe in den Text, lediglich die Frauenstimmen klangen mir etwas zu karikaturhaft.

Jeffrey Archer: Kain und Abel. Gelesen von Richard Barenberg. Random House Audio 2018
www.randomhouse.de

Sarah Welk & Anne-Kathrin Behl: Lasse in der ersten Klasse

 Endlich Schulkind

Wie fast alle Kinder fiebert Lasse sehnsüchtig seinem ersten Schultag entgegen. Doch zuerst muss ein Ranzen gekauft werden und die Mutter bastelt eine Weltraumschultüte. Und dann ist der erste Schultag auch schon da. Zum Glück kommt seine mutige Freundin Rica in seine Klasse, die ihm so manches Mal aus der Patsche hilft. Angesichts der großen Jungs, die nicht zimperlich mit den Erstklässlern umgehen, kann Lasse Unterstützung gut gebrauchen. Aber als der Schulfotograf kommt und die Kinder noch einmal ihre Schultüten mitbringen sollen, muss Lasse sich ganz alleine helfen…

Das Vorlesebuch Lasse in der ersten Klasse von Sarah Welk eignet sich wunderbar zum Vorlesen vor der Einschulung und zum Verkürzen der Wartezeit. Falls die Kinder sich dann noch für das Thema interessieren, können sie es dank der großen Fibelschrift ab Ende der zweiten Klasse auch selbständig lesen oder jüngeren Geschwistern vorlesen. Die sechs Kapitel sind gut verständlich geschrieben und greifen Themen auf, die Kinder vor dem ersten Schultag interessieren. Anne-Kathrin Behl hat das Buch farbenfroh illustriert, gut passend zum Text und mit Gesichtern, die Gefühle deutlich widerspiegeln. Dass sie dem fahrradfahrenden Lasse einen Helm aufgesetzt hat, freut mich besonders, denn leider ist das in Kinderbüchern oft nicht der Fall.

Sehr gut gefallen hat mir der respektvolle Umgang der Erwachsenen mit den Kindern, sei es die Verkäuferin im Ranzengeschäft, die Mutter oder die nette Lehrerin, Frau Kastanienkötter, die ihren Schülern die Schulregeln nachdrücklich aber liebevoll vermittelt. Auch Lasses erfrischende Ehrlichkeit, selbst wenn es um seine Schwächen geht, macht beim Lesen Spaß.

Einziger Kritikpunkt sind für mich die grammatikalisch falschen Weil-Sätze („Weil jetzt komme ich ja erst mal in die Schule“). Die Autorin möchte damit Lasses Sprache noch authentischer machen, was aber in meinen Augen gar nicht nötig ist, da sie den Tonfall des Jungen ohnehin sehr gut trifft. Natürlich sprechen viele Kinder (leider!) so, aber möchten wir ihnen beim Vorlesen nicht die korrekte Sprache näherbringen, die sie auch in ihren Aufsätzen anwenden müssen?

Trotz dieser Einschränkung kann ich das Buch als vergnügliche Vorbereitung auf den „Ernst des Lebens“ sehr empfehlen.

Sarah Welk & Anne-Kathrin Behl: Lasse in der ersten Klasse. arsEdition 2018
www.arsedition.de

Frank Goldammer: Vergessene Seelen

Hunger und Not kennen keine Moral

Frank Goldammers historische Dresden-Krimis gehören inzwischen zu den Serien, bei denen ich keinen Band mehr verpassen möchte. Mehr noch als an den gut aufgebauten, spannenden und schlüssig aufgeklärten Kriminalfällen und dem sympathischen, integren, aber nicht fehlerlosen Ermittler Max Heller liegt das am historischen Hintergrund. War es beim ersten Band, Der Angstmann, die Zerstörung Dresdens im Februar 1945 und bei Band zwei, Tausend Teufel, das Leben unter der sowjetischen Besatzung 1947, so ist Band drei, Vergessene Seelen, im Sommer 1948 angelangt. Der Wiederaufbau kommt nur sehr schleppend voran, Mangelwirtschaft und Wohnungsnot erzeugen immer mehr Unmut und viele gehen in den Westen. Da Hunger und Not keine Moral kennen, sind die Hauptverbrechen Einbrüche und Diebstähle, meist von Banden verübt.

Doch im Juni 1948 bekommen Max Heller und sein Assistent Werner Oldenbusch es gleich mit mehreren Toten zu tun, darunter der 14-jährige Albert Utmann. Die Zustände in dessen Familie, die unter einem kriegstraumatisierten, gewalttätigen Vater leidet, setzen Max und seiner Frau Karin ungewöhnlich heftig zu. Bei den Ermittlungen zu den Todesumständen stoßen die Kommissare nicht nur auf eine Mauer des Schweigens in der Schule, bei den Kameraden und in der Familie des Opfers.  Auch sonst will  niemand mit der Polizei und den Behörden zusammenarbeiten, denn das Vertrauensverhältnis ist gestört. Sicher scheint, dass Albert und andere Jugendliche in den illegalen Handel mit Lebensmittelkarten, Lebensmitteln, Zigaretten und Medikamente verstrickt sind – aber wer steckt dahinter? Liegt darin wirklich der Schlüssel zur Aufklärung der Todesfälle? Und wie hängen die Toten zusammen?

So viele Themen schneidet Frank Goldammer an, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann, aber trotzdem wirkt das Buch nie oberflächlich. Besonders interessant für mich als Westdeutsche ist die Ostperspektive, denn Ereignisse wie beispielsweise die Währungsreform kannte ich bisher aus den Erzählungen meiner Großeltern und aus der Schule nur aus Westsicht. Auch die Entwicklung von Hellers Söhnen verfolge ich seit dem ersten Band mit Aufmerksamkeit. Nach dem Krieg ist Erwin im Westen geblieben, studiert Jura und schickt Pakete voller Schätze über Schweden nach Hause, während der verbitterte, verschlossene Klaus im Kampf gegen seine Kriegs- und Nazi-Dämonen SED-Mitglied geworden ist, schnell Karriere gemacht hat und mit fragwürdigen Methoden nach Saboteuren, Spionen und subversiven Elementen fahndet. Dabei kommt er sogar in Konflikt mit der Arbeit seines Vaters, die er zu unterbinden versucht, wo sie seinen eigenen politischen Ermittlungen in die Quere kommen.

Der Showdown, begleitet von Blitz und Donner nach langer Hitzeperiode, hat mich dann noch einmal sehr überrascht und ich musste die letzten Seiten zweimal lesen, um auch wirklich nichts zu verpassen.

Wer einen gut geschriebenen, leserfreundlich gedruckten, ausgesprochen atmosphärischen Roman über die unmittelbare Nachkriegszeit in Ostdeutschland lesen möchte, dem kann ich dieses Buch nur sehr empfehlen, egal ob Krimileser oder nicht.

Frank Goldammer: Vergessene Seelen. dtv 2018
www.dtv.de

Henning Mankell: Der Sprengmeister

Ein ganzes Arbeiterleben

Beim Tod Henning Mankells 2015 habe ich es sehr bedauert, dass es in Zukunft keine neuen Bücher eines meiner Lieblingsautoren mehr geben würde. Als 2017 dann Der Sandmaler, ein Frühwerk aus dem Jahr 1974, erstmals auf Deutsch erschien, war ich nicht sicher, ob man ihm damit einen Dienst erwiesen hatte, denn der Roman kam mir vergleichsweise sprachlich unreif vor. Doch mit Der Sprengmeister wurde nun sein Debütroman aus dem Jahr 1973 übersetzt, der mir viel besser gefiel und stilistisch bereits ein „echter Mankell“ ist. Ob es daran liegt, dass Henning Mankell 1997 sprachliche Änderungen darin vorgenahm? Inhaltlich zumindest blieb das Buch unverändert, da er zurecht keine Notwendigkeit für Korrekturen sah. Dieser Roman, den er mit 25 Jahren schrieb, greift bereits die sozialpolitischen Themen seines späteren Werkes auf, ist politisch aber radikaler.

Erzählt wird das Leben des Sprengmeisters Oskar Johansson, geboren 1888 in Norrköping als Sohn und Enkel von Arbeitern, der im Juni 1911 bei Sprengungen für einen Eisenbahntunnel eine Detonation aus nächster Nähe nur durch ein Wunder überlebt. Der namenlose Ich-Erzähler lernt ihn erst kennen, als Oskar, Witwer und pensioniert, seine Sommer bis zu seinem Tod im April 1969 in einer umgebauten Sauna auf einer Insel im äußeren Stockholmer Schärengarten verbringt. Er schildert in nicht-chronologischer Abfolge und ohne ein überflüssiges Wort einerseits eigene Beobachtungen, andererseits gibt er wieder, was Oskar ihm über sein Leben erzählt hat. Das Ergebnis seiner Arbeit beschreibt der Ich-Erzähler so: „Die Erzählung über Oskar ist wie ein Eisberg. Man sieht nur einen kleinen Teil. Der Großteil ist unter der Oberfläche verborgen. Dort befindet sich die größte Masse Eis, die dem Berg das Gleichgewicht im Wasser verleiht und ihn stabil dahingleiten lässt.“ Uneinig sind sich Erzähler und Protagonist über Oskars Bedeutung: Während Oskar darauf beharrt, nichts Besonderes zu sein, ist der Erzähler vom Gegenteil überzeugt.

Doch was ist das Besondere an diesem Arbeiterleben im Schweden des vorhergehenden Jahrhunderts? Mit Sicherheit das Sprengstoffunglück, das er schwer körperlich versehrt überlebt. Unbeugsam arbeitet er dennoch ein Jahr später wieder als Sprengmeister, mit Unterbrechungen durch Arbeitslosigkeit bis zu seiner Rente im Jahr 1954. Breiten Raum im Roman nimmt das politische Engagement Oskars ein, für das ihn der Vater 1910 aus dem Haus wirft, denn einen Sozialisten mag er nicht dulden. Oskars Traum von einer gerechteren Gesellschaft führt ihn zunächst in die sozialdemokratische Partei, doch als ihm „zu wenig in zu langer Zeit“ geschieht, tritt er aus, wird Kommunist und ist bis zuletzt von einer bevorstehenden Revolution überzeugt.

Den Titel meiner Rezension, „Ein ganzes Arbeiterleben“, habe ich nicht zufällig gewählt. Immer wieder fühlte ich mich an Robert Seethalers herausragenden Roman Ein ganzes Leben erinnert, auch wenn dessen Protagonist Andreas Egger weit weniger aufbegehrt als Oskar Johansson.

Henning Mankell: Der Sprengmeister. Zsolnay 2018
www.hanser-literaturverlage.de/verlage/zsolnay-deuticke

Anna Carls: Die Stunde des Opfers

Rachefeldzug

Fast wäre ich auf diesen Krimi gar nicht aufmerksam geworden, denn der Name Anna Carls war mir neu. Die Krimiautorin Barbara Wendelken, die sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, kenne ich allerdings sehr gut, gehören ihre Ostfrieslandkrimis um das sympathische Ermittlerduo Renke Nordmann/Nola van Heerden doch zu meinen Lieblingskrimis. Ich schätze ihren Ideenreichtum, die komplexen Handlungen mit vielen Perspektivwechseln, die Lebendigkeit ihrer Personen- und Ortsbeschreibungen, die zuverlässig schlüssigen Auflösungen ohne kurz vor Schluss eingeführte Täter, den angenehmen Schreibstil und natürlich die Spannung. Um mit dem letzten Punkt zu beginnen: Die Stunde des Opfers ist hochspannend von der ersten bis fast zur letzten der 334 Seiten, ein richtiger Pageturner also.

Die Zahl der Handlungen scheint zunächst schwer zu überblicken. Da gibt es abwechselnd Briefe mit der Anrede „liebste Gloria“, Szenen im Obdachlosenmilieu, in einer Seniorenresidenz und mit verschiedenen Personen im Mittelpunkt. Dominierend ist allerdings die in der Ich-Form verfasste Geschichte von Rebekka Windmöller, 36 Jahre, Redakteurin beim Oldenburg-Kurier, alleinerziehende Mutter einer zweieinhalbjährigen Tochter und lange unfreiwillig alleinstehend. Mit ihrem neuen Lebensgefährten Jamal, den sie erst seit vier Monaten kennt, erträumt sie sich nun ein harmonisches, geordnetes Familienleben nach dem Vorbild ihrer perfekten älteren Schwester, auch wenn ihr Umfeld skeptisch reagiert. Doch plötzlich ist er spurlos verschwunden und sie muss sich fragen und fragen lassen, wie gut sie diesen Mann überhaupt kannte. Wer ist Jamal wirklich und was hat er mit der toten Frau zu tun, die kurze Zeit später auf ihrer Terrasse liegt?

Dem neuen Oldenburger Hauptkommissar Adrian Sandersfeld eilt der Ruf eines beliebten Starermittlers voraus, doch an seinem neuen Arbeitsplatz schlagen ihm Skepsis und Ablehnung entgegen. Seine Flucht aus Berlin wegen eines privaten Desasters belastet ihn schwer, genau wie das feindliche Klima am neuen Arbeitsplatz, was sich in seinem Verhalten bei den Ermittlungen deutlich niederschlägt. Dabei wäre eine gute Zusammenarbeit so wichtig, denn im beschaulichen Universitätsstädtchen Oldenburg häufen sich die Morde, und die Tote auf Rebekkas Terrasse ist nur das erste Opfer eines anscheinend von rasender Wut und glühendem Hass getriebenen Täters. Wer verfolgt hier einen planmäßigen Rachefeldzug, was verbindet die Opfer und wo ist Jamal?

Zwar war mir Rebekka Windmöller manchmal zu blauäugig, wenn sie beispielsweise das Türschloss erst nach mehreren Anläufen auswechselte, und ich konnte nicht verstehen, warum sie noch unter Jamals Verschwinden leidend bereits ein Auge auf ihren attraktiven Kollegen wirft, doch hat dies der Spannung keinen Abbruch getan. Was Adrian Sandersfeld betrifft, so könnte ich mir eine Fortsetzung dieses zunächst wohl als Einzeltitel geplanten Krimis gut vorstellen, denn diese Figur hat vor allem gegen Ende sehr viel Potential.

Anna Carls: Die Stunde des Opfers. Piper 2018
www.piper.de

Meg Wolitzer: Das weibliche Prinzip

Zwei Sorten von Feministinnen

Greer Kadetzky, schüchtern, extrem ehrgeizig und begabt, nimmt 2006 18-jährig ihr Studium am Ryland College auf. Dass es nicht Yale geworden ist, wofür sie und ihr ebenso zielstrebiger Freund Cory die Zulassung bekommen hatten, liegt an der Nachlässigkeit, mit der ihr Vater die Anträge für die Finanzierung ausgefüllt hat. Nun ist Greer zu ihrer Enttäuschung in einem Provinzcollege gestrandet, Cory studiert in Princeton.

Drei Ereignisse zu Beginn ihres Studiums werden für Greers Zukunft prägend: die Freundschaft zu Zee, der sexuelle Übergriff eines Kommilitonen und der Vortrag von Faith Frank, der 63-jährigen charismatischen Gallionsfigur des Feminismus, der für Greer zu einem Erweckungserlebnis wird.

Die US-Amerikanerin Meg Wolitzer erzählt in Das weibliche Prinzip von einer 13 Jahre währenden Periode der Selbstfindung Greers bis zum Jahr 2019. Wie in einer Fieberkurve schnellt die Temperatur bei ihrer Begegnung mit Faith Frank nach oben, steigt während ihres Studiums und ihrer Tätigkeit in deren Stiftung weiter an und endet mit der Entzauberung des Idols, als Faith Frank in Greers Augen zu viele Kompromisse schließt. Mit der Loslösung kann Greer ihren eigenen Weg gehen und wird selbst zur gefeierten Bestsellerautorin und Stimme der Frauenbewegung.

Das weibliche Prinzip ist ein leicht zu lesender Roman mit einem spannenden Thema und meine Erwartungen waren durch die hervorragenden Besprechungen der Vorgängerwerke hoch. Dass der Funke letztlich nicht ganz übergesprungen ist, hat mehrere Ursachen. Hauptsächlich enttäuscht hat mich die Oberflächlichkeit, mit der das Thema Feminismus behandelt wird. In den ersten beiden Dritteln hätte eine deutliche Straffung dem Buch außerdem in meinen Augen gutgetan. Bedauerlicherweise konnte ich die Gründe für Greers Faszination nicht nachvollziehen, nur glauben, nicht spüren. Ein weiterer Kritikpunkt ist die gleichförmige Sprache für alle, sei es Studentin oder ältere Frau. Leider kann ich nicht beurteilen, ob das ein Problem des Originals oder der Übersetzung ist.

Was mir viel besser gefallen hat, sind die Schicksale der Nebenfiguren. Greers Freund Cory, der seine beginnende Karriere nach einer familiären Katastrophe der Familie opfert, „nicht wegläuft, sondern hilft“, ist „in gewisser Weise ein großer Feminist“. Ebenso sympathisch war mir Greers loyale und treue Freundin Zee, die von Greer übel hintergangen wird, lange nach ihrer Bestimmung sucht und aus eigener Kraft einen Weg findet. Am Ende erkennt Zee: „Ich glaube, es gibt zwei Sorten von Feministinnen. Die berühmten und den ganzen Rest, all jene, die still und gewissenhaft ihre Arbeit erledigen, ohne viel Anerkennung zu ernten, die niemanden haben, der ihnen täglich sagt, wie toll sie sind.“ In diesem Roman sind die Letztgenannten meine Helden.

Über das harmonische Ende kann man sicher geteilter Meinung sein, sehr schön fand ich aber, dass mit der Teilnahme Greers am Women’s March für Frauen- und Menschenrechte am 21.01.2017, dem Tag nach der Amtseinführung Donald Trumps, die aktuelle Politik Einzug in den Roman hält.

Meg Wolitzer: Das weibliche Prinzip. DuMont 2018
www.dumont-buchverlag.de

Thomas Montasser: Der Sommer der Pinguine

Nicht nur das Erwartbare sehen

Ich habe es doch immer schon geahnt: Besuche in Buchhandlungen können das Leben auf den Kopf stellen. Im Falle von Mrs. Annetta Robington, Geographielehrerin mittleren Alters, Chorleiterin von St. Peter & Paul und Samstagsbibliothekarin der Gemeindebibliothek von Great Missenden nahe London, ist es eine ganz besondere Londoner Buchhandlung, die nicht nur ein wie auf sie zugeschnittenes Sortiment führt, sondern in Person von Basil Snow auch einen Pinguin als Buchhändler hat. Für eine Angestellte im öffentlichen Dienst des Vereinigten Königreichs, die dem Übersinnlichen eher wenig zugeneigt ist, eine verstörende Entdeckung, denn leben Pinguine nicht nur am Südpol?

Als wäre diese Begegnung nicht schon genug für eine Frau, die sonst nie etwas Ungeplantes unternimmt und ein friedliches Leben in ihrem Dorf nahe London führt, verpasst sie wegen des Bahnstreiks auch noch den letzten Zug nach Hause und landet ausgerechnet im Harriet’s Inn. Hier hat sie als junge Bibliothekspraktikantin der London Library vor vielen Jahren eine unvergessliche Nacht verbracht. Auch jetzt werden der Abend und die Nacht unvergesslich, denn plötzlich gibt es Pinguine überall: der Concierge, ein Orchestermitglied der Albert Hall, Napoleon, Mozart, Mephistopheles, James Bond, ja sogar die Mona Lisa entpuppen sich bei genauerem Hinsehen als Angehörige der Species Pinguin. Doch warum kann nur Mrs. Robington sie erkennen? „Die meisten Menschen sehen nur, was sie erwarten. Aber die Welt ist doch viel mehr als nur das Erwartbare, nicht wahr?“ (Basil Snow).

Während Mrs. Robington in diesen Stunden mehr über die Geheimnisse der Pinguine und deren Sicht auf die Species Homo sapiens erfährt (allen Interessierten seien hier wärmstens „Die Entdeckung des Menschen“ von P.G. Iceberger und „Pinguine – Ein Wegweiser von A – Z“ von Fjodor F. Rostowitsch empfohlen), droht deren Geheimnis große Gefahr: Laut einem Bericht im Independent wurden ausgerechnet im Cottage ihres Intimfeindes Mr. Bullford Pendrick in Great Missenden, ihrer Meinung nach der „unzivilisierteste Mensch der zivilisierten Welt“, Briefe des berühmten Polarforschers Anthony Arlington gefunden. Nun muss Annetta Robington natürlich handeln…

Wer eine realistische Geschichte erwartet, die sich an den Gesetzen der Logik orientiert, dem muss ich von diesem reizenden Büchlein entschieden abraten. Wer sich aber der überbordenden Erzählfreude, der Fantasie und dem Witz des Autors Thomas Montasser und den charmanten Zeichnungen von Isabel Pin im Sempé-Stil vorbehaltlos ausliefern möchte, dem sei dieses moderne Märchen wärmstens empfohlen. Mir hat es einerseits Spaß gemacht, einen Blick auf die Welt durch Pinguinaugen zu werfen, andererseits fand ich den Stil des Buches entzückend und so ganz und gar zur Protagonistin passend: etwas altmodisch, etwas umständlich und sehr detailverliebt. Schön auch, dass der Leser am Ende explizit dazu animiert wird, die Geschichte weiterzuspinnen, was bei mir übrigens zu einem romantischen Happy End führte. Aber aufgepasst: eine ganz leichte Lektüre ist es nicht, Konzentration ist gefragt, sonst verpasst man schnell ein wichtiges Detail oder eine Anspielung. Ich habe es deshalb gleich zweimal gelesen, beide Male mit Gewinn.

Thomas Montasser: Der Sommer der Pinguine. Insel 2018
www.suhrkamp.de/insel-verlag

Andreas Föhr: Eifersucht

Raffinierter Justizkrimi

Ich lese oder höre gerne die Justizkrimis der Juristen John Grisham für die USA und Gianrico Carofiglio für Italien, deshalb war ich gespannt auf die Serie um die Münchner Strafverteidigerin Dr. Rachel Eisenberg des deutschen Juristen Andreas Föhr. Seine genialen Tegernsee-Krimis mit dem Ermittlerteam Kreuthner/Wallner liebe ich wegen der intelligent aufgebauten Fälle und des bayerisch-derben Humors. Eifersucht ist nun bereits der zweite Band der neuen Serie, problemlos unabhängig zu lesen, allerdings wird der Plot von Band eins, Eisenberg, verraten, was sehr schade ist, da ich ihn noch lesen möchte.

Die Handlung springt zwischen zwei Zeitebenen 2012 und 2017 hin und her, übersichtlich gekennzeichnet durch Überschriften mit exakten Zeitangaben. Sehr lange bleibt der Zusammenhang – auch der zum Prolog, der ebenfalls 2012 spielt – verborgen, was die Spannung deutlich anheizt.

Im knapperen der beiden Handlungsstränge 2012 geht es um eine Mordserie an Frauen um die 30 in München und die Mit-Eigentümerin einer Filmgesellschaft, Judith Kellermann, ein Mauerblümchen ohne Selbstbewusstsein, die sich an ihrem ersten Abend in München an der Hotelbar Hals über Kopf in den sympathischen Jürgen verliebt.

2017 ist Rachel Eisenberg zufällig anwesend, als eben diese ihr bekannte Judith verhaftet wird. Sie soll ihren untreuen jüngeren Geliebten Eike Sandner mit Plastiksprengstoff in die Luft gejagt haben. Wohl oder übel übernimmt Rachel die Verteidigung in diesem aussichtslos scheinenden Fall, in dem alle Indizien gegen Judith sprechen. Da Polizei und Justiz sich frühzeitig auf sie als Täterin und das Motiv Eifersucht festlegen und sich weigern, andere Spuren zu verfolgen, schaltet Rachel den Privatdetektiv Axel Böhm ein und ermittelt mit ihm auf eigene Faust, ähnlich wie in der Fernsehserie Ein Fall für zwei, für die Föhr bereits als Drehbuchautor tätig war.

Ich habe diesen Krimi wie alle Bücher von Andreas Föhr sehr gerne gelesen, vor allem wegen des intelligenten Aufbaus, der soliden Sprache und der raffinierten Dramaturgie, die in einen gruseligen Showdown in Mecklenburg-Vorpommern mündet. Wenn auch der Humor in dieser Reihe kaum eine Rolle spielt, so merkt man doch der Figur des Haftrichters Kronbichler, meinem Kandidaten für die beste Nebenrolle, den Erfinder des Kreuthners an. Äußerst interessant waren die ausführlichen Einblicke in das deutsche Rechtssystem, die teilweise erschreckend sind. Einzig die Einblicke in das Privatleben der Protagonistin hätten für mein Empfinden kürzer ausfallen dürfen, womit ich weniger ihr Kindheitstrauma meine als die Konversion ihrer Tochter Sarah zum Judentum und die damit verbundenen komplexen Ernährungsregeln. Sarah war für mich auch der einzige Charakter, der mir fremd blieb, gar zu abgeklärt erschien sie mir für eine Siebzehnjährige. Das ist aber auch schon der einzige kleine Kritikpunkt an einem ansonsten rundum gelungenen Krimi.

Obwohl ich die Auflösung in groben Zügen kenne, werde ich Band eins der Reihe trotzdem noch lesen und freue mich auf eine Fortsetzung.

Andreas Föhr: Eifersucht. Knaur 2018
www.droemer-knaur.de/home

Linn Ullmann: Die Unruhigen

„Sehen, sich erinnern, verstehen“

Vor einigen Jahren hat mich Linn Ullmanns Roman Gnade begeistert, der meine Einstellung zur Sterbehilfe seither maßgeblich mitprägt. Damals bin ich auf diese Autorin wegen ihrer berühmten Eltern aufmerksam geworden: Liv Ullmann (*1938) und Ingmar Bergman (1918 – 2007). Inzwischen ist sie eine der bekanntesten Autorinnen Skandinaviens und vielfach preisgekrönt.

In einem Interview mit der dänischen Zeitung Politiken 1999 sagte Linn Ullmann, dass sie Biografien und Bücher über Prominente verabscheue. Nun hat sie einen autofiktionalen Roman über ihre Familie geschrieben. Einen Roman deshalb, „weil das eine offene Form ist… Der Roman steht der essayistischen Form offen, der dokumentarischen, dem Märchen, den Memoiren – also sozusagen eine genreübergreifende Textform.“ (Interview mit DLF Kultur vom 11.06.2018). Sie hatte bereits zu schreiben begonnen, als sie die sechs Tonbänder wiederfand, auf denen sie Interviews mit dem Vater kurz vor dessen Tod aufgezeichnet hatte, zu einer Zeit, als er bereits schwer von Krankheit und Vergessen gezeichnet war. Die Tonbänder sind in Ausschnitten transkribiert und bilden den roten Faden der sechs Kapitel. Bei ihrem Erinnern greift Linn Ullmann immer wieder die gleichen Gedanken und Szenen auf und erzählt sie aus anderem Blickwinkel, mal in der Ich-Form, mal in der dritten Person, jedoch immer ohne Namen. Sie variiert die Themen Altern, Erwachsenwerden, Liebe und Dynamik von Erinnerungen aus allen Blickwinkeln, ohne dass es mir auf den 400 Seiten je zu viel geworden wäre.

Linn Ullmann kam 1966 als neuntes Kind ihres Vaters zur Welt, ihre Eltern waren nicht verheiratet und Liv Ullmann füllte die Lücke zwischen der vierten und fünften Ehefrau Bergmans. Damals baute er ein Haus in Hammars auf Fårö, Gotlands Nachbarinsel, wo er zukünftig seine Sommer verbrachtete, wenn er nicht drehte oder am Theater arbeitete sondern schrieb, und hierher zog er sich mit 84 Jahren ganz zurück. Nach der Trennung ihrer Eltern 1969 war Linn Ullmann im Sommer oft in Hammars, wo Bergman inzwischen mit seiner letzten Frau Ingrid, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Schauspielerin, lebte.

Die Kirche von Fårö. © M. Busch

Die Passagen auf Fårö bilden für mich die Höhepunkte dieses Buches. Da ich die Insel selbst kenne und liebe, lief während der detaillierten Beschreibungen bei mir ein veritables Kopfkino ab. Wie Bergman sich seine Grabstelle auf dem kleinen Friedhof neben der Fårökirche aussucht, wie er zum Zeitungholen nach Gotland übersetzt, wie er sich täglich in der zum Kino umgebauten Scheune in Dämba einen Film ansieht, die Strände, Heide und Rauken konnte ich mir wunderbar vorstellen.

Friedhof der Kirche von Fårö: Das Grab von Ingrid und Ingmar Bergman. © M. Busch

Auch Ingrids Tod, der Bergman so völlig aus der Bahn warf, war mir aus Der weiße Schmerz, dem Buch über die Monate ihrer Krankheit 1994/95, bekannt. So habe ich über Bekanntes aus neuer Sicht mehr erfahren, und das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Weniger konnte ich mit den zum Glück kürzeren Abschnitte über die Mutter anfangen, hier wurde mir das chaotische Beziehungsleben zu viel.

Ihre Eltern blieben ihr Leben lang Freunde und „Arbeitskameraden“, doch gab es „niemals sie drei“ und es existiert auch kein gemeinsames Foto. Von beiden Eltern fühlte sich die Tochter jedoch geliebt und liebt beide, was man jeder Zeile des ansonsten urteilsfreien Buches anmerkt.

Für mich eine lohnende, literarisch gelungene Lektüre einer Autorin, die ich bewundere.

Linn Ullmann: Die Unruhigen. Luchterhand 2018
www.randomhouse.de

Gunilla Linn Persson: Heimwärts über das Eis

Standvögel und Zugvögel

Bücher, die in der Welt der skandinavischen Inseln und Schären spielen, haben grundsätzlich einen Bonus bei mir, denn Gotland, Åland und ihre Umgebung sind so etwas wie Sehnsuchtsorte für mich. Ellinor Ingman, die 55-jährige Protagonistin in Gunilla Linn Perssons Roman Heimwärts über das Eis, sieht das zumindest zu Beginn der Geschichte anders. Für sie ist Hustrun, die vier Quadratkilometer große Schäre im nördlichen Stockholmer Schärengarten, die sie nur einmal im Jahr für einen Kurzausflug nach Stockholm verlässt, eher Gefängnis als Paradies. Gefängniswärter ist ihr alter Vater, der nach einem Unfall seine Beine nicht mehr gebrauchen kann, und der von seiner „Kommandobrücke“ im oberen Stock ihres Hauses tyrannisch über die Tochter herrscht. Begonnen hat es damit, dass Ellinors dreijähriger Bruder ertrank und die Mutter kurz darauf Selbstmord beging, nachdem sie als schöne Fremde nicht mit den Inselbewohnern und dem Dasein als Schärenweib zurechtkam. Die Steine, die sie sich um die Knöchel gebunden hat, bevor sie ins Meer ging, hängen seit ihrem elften Lebensjahr auch an Ellinors Beinen. Sie versorgt ihren Vater, ihre Tiere, ihren offiziellen und ihren verborgenen Garten, kümmert sich um die Kinder der Touristen, fährt das Schärentaxi und hinkt durch das mühsame Schärenleben ohne Stromanschluss.

Doch nun, im März 2013, kehrt Herman Engström nach 35 Jahren zurück nach Hustrun. Er ist im Gegensatz zum Standvogel Ellinor ein Zugvogel, geboren auf Hustrun und als junger Mann von dort weggegangen. Er lebt an der Eisorgelküste in Labrador und reist als Vogelmaler durch die Welt. Jetzt will er nach dem Tod seines Vaters den Besitz verkaufen. Seine Familie ist seit einem Unglück im Jahr 1914, bei dem sieben Jugendliche in einer Orkannacht auf dem Heimweg von einer Tanzveranstaltung auf dem Eis ums Leben kamen, geächtet. Werner Engström, der Älteste der Toten, soll dafür verantwortlich sein. Der Verlust ihrer Jugend und ihrer Hoffnung hat bei den Inselbewohnern „die ewigen Inselfehden in Gang gesetzt und den Grundstein für Neid, Misstrauen Gier und Hass gelegt“. Herman Engström und Ellinor Ingman waren deshalb so etwas wie Romeo und Julia, als sie als Jugendliche ein Paar wurden, dazu belastet mit dem eifersüchtigen Vater, der die Tochter nicht verlieren wollte.

Zu Hermans Erstaunen scheint Ellinor sich jedoch nicht an die gemeinsame Vergangenheit zu erinnern. Was ist damals nach seinem Weggang wirklich passiert? Warum hinkt Ellinor? Welches traumatische Erlebnis hat zu dieser Amnesie geführt? Welche Rolle spielte ihr Vater?

Als besonders stark habe ich die Passagen über das Unglück von 1914 empfunden. Die detaillierte Beschreibungen der Jugendlichen, des Ablaufs der Tragödie und der zur Untätigkeit verdammten Angehörigen gingen mir sehr unter die Haut. Ebenso eindringlich sind die Schilderungen des Schärenlebens, der Natur und der Gedanken und des Alltags von Ellinor, die deshalb so glaubhaft sind, weil die Autorin selbst lange Zeit auf einer Schäre gelebt hat. Wenig haben die Schilderungen mit den Idealvorstellungen von  Touristen gemein, doch vermittelt der dichte, ruhige Erzählstil trotzdem sehr viel Poesie. Erst an dritter Stelle steht für mich die Liebesgeschichte, auch wenn sie Spannung in den Roman bringt und anrührt.

Auch ohne „Schärenbonus“ ist dieser Roman absolut empfehlenswert, allerdings sollte man schon etwas Liebe zur skandinavischen Inselwelt mitbringen.

Gunilla Linn Persson: Heimwärts über das Eis. Insel 2016
www.suhrkamp.de/insel-verlag