Tanja Jeschke: Das große Familienbuch für die Weihnachtszeit

Ein Begleiter durch die Weihnachtszeit

Dieses Buch ist ein Begleiter durch die Weihnachtszeit vom ersten Advent, dem Beginn des Kirchenjahres, bis Maria Lichtmess, dem zweiten Februar und Ende der Weihnachtszeit.

Roter Faden sind die Erlebnisse der sechsköpfigen Familie Stubenbauer, die aus der Sicht der munteren neunjährigen Tochter Lina erzählt werden.

Das Buch bietet Informationen zu Bräuchen, Legenden, wie z. B. die des heiligen Nikolaus, biblische Geschichten, wie z. B. die Verkündigung durch den Engel Gabriel oder die Geburt im Stall, Gedichte, Lieder mit Noten, Bastelanleitungen und Rezepte. Die fröhlichen Zeichnungen stammen von Barbara Korthues. Ein sehr gutes Register nach Themen rundet dieses gelungene Weihnachtsbuch ab.

Geeignet für alle Familienmitglieder ab ca. sechs Jahren.

Tanja Jeschke: Das große Familienbuch für die Weihnachtszeit. Thienemann 2009
www.thienemann-esslinger.de

Christa Holtei: Das große Familienbuch der Feste und Bräuche

Eine Fundgrube für die ganze Familie

Dieses Buch sollte einfach in jeder Familie, in jedem Kindergarten und in jeder Schule vorhanden sein, wenn Fragen rund um unsere Feste und Bräuche auftauchen. Für mich ist dieses Buch auch ein ideales Geschenk zu Hochzeiten und zur Geburt eines Kindes.

Im Hauptteil nach Monaten geordnet, beantwortet Christa Holtei z. B. im Kapitel „November“ Fragen nach dem Namen des Monats, der Natur zu dieser Jahreszeit und den Festen Allerheiligen, Allerseelen, Tag des heiligen Hubertus und des heiligen Martins, dem Ende des Ramadans, dem Volkstrauertag, dem Buß- und Bettag und dem Totensonntag. Dazwischen findet man Gedichte, Lieder, Geschichten, Rätsel, Bastelideen und Rezepte  sowie sehr ansprechende Illustrationen von Tilman Michalski.

Auf diese Weise führt das Buch durchs ganze Jahr und bietet zusätzlich im Anhang noch Informationen zum Kirchenjahr und zu den Festen im jüdischen und islamischen Mondkalender.

Christa Holtei: Das große Familienbuch der Feste und Bräuche. Sauerländer 2007
www.fischerverlage.de

Paul Sauer: Musen, Machtspiel und Mätressen

Biografie eines schillernden Herrschers

In gewohnt kenntnisreicher und informativer Manier widmet sich der ehemalige Leiter des Stuttgarter Stadtarchivs, Prof. Dr. Paul Sauer, in dieser Biografie zum Hause Württemberg dem Herzog Eberhard Ludwig (1676 – 1733).

Die Liebe dieses mit 16 Jahren und schlecht vorbereitet auf den Thron gelangten Herrschers gehörte dem Militär, der barocken Baukunst, der er als Erbauer von Schloss Ludwigsburg frönte, dem Absolutismus und seiner Mätresse Wilhelmine von Grävenitz.

Kritisch setzt sich Sauer mit Stimmen zu Eberhard Ludwig und seiner bei den Zeitgenossen verhassten Geliebten auseinander.

Obwohl ich die Bücher von Hansmartin Decker-Hauff zum Thema württembergische Geschichte wegen seines unterhaltsameren Stils noch mehr schätze als die von Paul Sauer, kann ich auch dieses allen Interessierten sehr empfehlen.

Paul Sauer: Musen, Machtspiel und Mätressen. Silberburg 2008
www.silberburg.de

Antonia Michaelis: Advent bei uns in Ammerlo

  24 Tage bis Weihnachten

Advent bei uns in Ammerlo ist ein Adventsbuch in 24 Kapiteln und spielt wie die anderen Bände der Kinderbuchreihe in dem kleinen Dorf Ammerlo an der Ostsee mit seinen Reetdachhäusern und einer eher weniger priveligierten Bevölkerung.

Inhalt der 24 Kapitel sind größere und kleiner Vorkommnisse und Katastrophen in den 24 Tagen vor Weihnachten, wobei als Rahmenhandlung die Vorbereitungen für das Krippenspiel dienen. Dabei muss kräftig impovisiert werden, denn das Personal ist dünn gesät… Daneben gibt es aber auch kleinere Begebenheiten um Lukas und den nicht vorhandenen Weihnachtsbaum, eine Glühweinexplosion oder den Einbruch des Pfarrers in den See.

Antonia Michaelis‘ erzählender Adventskalender ist eine auf angenehme Weise „altmodische“, aber nie kitschige Geschichte für alle ab sieben Jahren. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Alltagsabenteuer oft mit einem Augenzwinkern erzählt werden.

Antonia Michaelis: Advent bei uns in Ammerlo. Carlsen 2010
www.carlsen.de

Angelika Stein: Unter dem Auge des Ätna

34 Gedankenanstöße

Unter dem Auge des Ätna ist eine Sammlung von 34 Kurzgeschichten, von der 2006 verstorbenen Autorin Angelika Stein treffender als „Szenen“ bezeichnet. Mit großer Prägnanz schildert die scharfe Beobachterin aus wechselnder, jedoch immer neutraler Perspektive Momentaufnahmen aus dem Leben ihrer Protagonisten, die zu Wendepunkten werden, oder beschreibt ganze Lebensschicksale. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das weite Feld zwischenmenschlicher Beziehungen, das der Autorin aus ihrer Tätigkeit als Diplom-Psychologin bestens vertraut war.

Der Stil ist geprägt von äußerst knappen Sätzen und einer bemerkenswerten Klarheit.

Jede dieser dicht erzählten Begebenheiten lädt zum Nachdenken und Diskutieren ein.

Angelika Stein: Unter dem Auge des Ätna. Radius 2006
www.radius-verlag.de

Stefan Zweig: Joseph Fouché

Ein Chamäleon der Politik

Den „psychologisch interessantesten Charakter seines Jahrhunderts“ hat Balzac den stets im Hintergrund agierenden Politiker Joseph Fouché (1759 – 1820) genannt und Napoleon hat auf St. Helena über ihn gesagt: „Ich habe nur einen wirklichen, vollendeten Verräter gekannt: Fouché!“

Mit seiner meisterhaften Gabe, sich in Gestalten aus Kultur und Geschichte hineinzuversetzen, erzählt Stefan Zweig in dieser Romanbiografie das Leben eines weitgehend unbekannten Mannes, der 25 Jahre lange die Politik Frankreichs aus dem Hintergrund maßgeblich mitbestimmt hat. Mönch und Kirchenplünderer, Kommunist und später Millionär und Herzog, Königsmörder und Royalist, Polizeiminister unter dem Direktorium genauso wie unter Napoleon und Ludwig XVIII, diese unglaublichen Stationen eines Lebens im revolutionären Frankreich zeichnet Stefan Zweig minutiös nach.

Wie kann es sein, dass ein solcher Mann, der acht verschiedene Treueeide leistete, von denen jeder mit einer Kehrtwende verbunden war, so unbekannt blieb? Anschaulich erklärt Zweig, wie das Chamäleon Fouché das Licht scheute und stets von der Angst getrieben wurde, zur Minderheit zu gehören.

Für mich ist diese Romanbiografie spannend wie ein Psycho-Thriller und anschaulicher als ein Geschichtsbuch und mein absoluter Favorit unter Stefan Zweigs Büchern.

Stefan Zweig: Joseph Fouché. Fischer 1988
www.fischerverlage.de

Kirsten Boie: Krippenspiel mit Hund

Das etwas andere Krippenspiel

Lisa ist deprimiert: Beim Krippenspiel ihrer Grundschulklasse hat sie nicht die ersehnte Rolle als Engel bekommen, sondern soll als Statistin im Chor mitwirken, weil sie noch nicht so gut lesen kann.

Zusammen mit anderen Enttäuschten beschließt sie, auf dem Bolzplatz ihr eigenes Krippenspiel einzustudieren. Wie einfallsreich die Kinder dabei vorgehen, welche Fragen bei den Proben hinsichtlich ihrer unterschiedlichen Religionen, Herkunft und Hautfarben auftauchen und wie schließlich alle,  einschließlich Törtel, dem sprechenden Hund, integriert werden, das erzählt Lisa uns selbst.

Ein zugleich lustiges und nachdenklich stimmendes Vorlesebuch für die Adventszeit, geeignet für alle ab ca. fünf Jahren, auch wenn es nicht an die ganz großen Kinderbücher von Kirsten Boie heranreicht.

Kirsten Boie: Krippenspiel mit Hund. Omnibus 2007
www.randomhouse.de

Almudena Grandes: Der Feind meines Vaters

Erwachsenwerden in der Franco-Diktatur

Almudena Grandes ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen Spaniens. Ihr Hauptthema heute ist die Franco-Diktatur und ihre Nachwirkungen. Dabei bezieht sie klar Position für die Linke. Ihr Verdienst ist es, dass sie anspricht, worüber in Spanien bis heute kaum gesprochen wird: 150.000 Verschwundene und 250.000 Kinder, die mit Hilfe der katholischen Kirche ihren „roten“ Eltern geraubt und in „anständige“ Familien gegeben wurden.

Ihr Roman Der Feind meines Vaters spielt in den Bergen Andalusiens in der Zeit von 1945 bis 1947, als auch nach Beendigung des Bürgerkriegs noch unvermindert Jagd auf die „Roten“ gemacht wurde, die als Widerstandskämpfer in den Bergen lebten.

Nino, der Ich-Erzähler, ist zu Beginn neun Jahre alt und Sohn eines Guardia-Civil-Beamten. Die Familie lebt in der Kaserne des kleinen Ortes. Nachts hört er die Schreie der Gefolterten und erlebt, wie mutmaßliche „Rote“ „auf der Flucht erschossen werden“. Da die Ermordeten die Eltern seiner Klassenkameraden sind, schlägt ihm in der Schule Misstrauen und Hass entgegen.

Zwei Dinge helfen ihm, mit der Situation klarzukommen: seine Freundschaft zu Pepe, einem Portugiesen und Außenseiter, der alleine in der alten Mühle lebt, und seine Liebe zu Büchern, die zu seinem persönlichen Stück Freiheit wird. Und eines steht für ihn fest: Er will auf keinen Fall zur Guardia Civil!

Almudena Grandes‘ Roman ist ein bewegendes Buch über das Erwachsenwerden unter unvorstellbaren Bedingungen. Zugleich ist es ein Buch über die Liebe zur Literatur, was in dem besser passenden spanischen Originaltitel El lector de Julio Verne viel deutlicher zum Ausdruck kommt. Außerdem ist es eine packende Freundschaftsgeschichte und eine Abhandlung über Schuld und Sühne. Allerdings ist die Geschichte aufgrund der vielen Personen nicht ganz einfach zu lesen.

Almudena Grandes: Der Feind meines Vaters. dtv 2014
www.dtv.de

Steffen Martus: Die Brüder Grimm

Eher für Germanisten

Dies ist keine einfach zu lesende Lebensgeschichte der berühmten Märchensammler, sondern eine wissenschaftlich fundierte, mit sehr vielen Zitaten und umfangreichen Quellenangaben versehene Biografie. Die Zielgruppe des Buches liegt deshalb meiner Meinung nach eher bei den Germanisten als bei interessierten Laien.

Der Kieler Professor für Neuere Deutsche Literatur, Steffen Martus, setzt seine Schwerpunkte beim vielseitigen Werk der ebenso ungleichen wie unzertrennlichen Brüder, das von der Literatur- bis zur Rechtswissenschaft, von der Märchen- bis zur Sagenkunde und von der Sprachgeschichte bis zur Geschichte der Schrift reicht und den zahlreichen Kontakten zu berühmten Zeitgenossen wie z. B. von Arnim, Brentano, Goethe und Savigny.

Steffen Martus: Die Brüder Grimm. Rowohlt 2009
www.rowohlt.de

Teresa Solana: Mord auf katalanisch

Eine Beschattung und die Folgen

Dieses Krimidebüt der Katalanin Teresa Solana ist wahrlich kein Thriller, nicht blutrünstig und die Krimihandlung steht nicht einmal sehr dominant im Vordergrund. Dafür haben mich die satirehafte Beschreibung der katalanischen Gesellschaft und das Lokalkolorit von Barcelona bestens unterhalten und ich habe wesentlich häufiger gelacht, als das bei einem Krimi sonst der Fall ist.

Die Handlung lebt von den beiden Hauptfiguren Eduard und Pep, die der Welt verheimlichen, dass sie Zwillingsbrüder sind. Sie sind Hochstapler, Machos und in chronischen Finanznöten, was sie dazu veranlasst, ohne belastendes Vorwissen ein Detektivbüro zu eröffnen.

Der Auftrag eines reichen Politikers und sicheren Anwärters auf die katalanische Präsidentschaft, seine des Ehebruchs verdächtige Frau zu beschatten, kommt den beiden Hobbydetektiven wie gerufen, denn sie spüren, dass sie auf eine Goldader gestoßen sind. Die Ermittlungen führen sie in die High Society von Barcelona.

Die überraschende Wendung, die der Beschattungsfall nimmt, und der Umgang der beiden Detektive mit der schließlich ermittelten Wahrheit machen den Krimi zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen, auch für Nicht-Krimileser!

Teresa Solana: Mord auf katalanisch. Piper 2007
www.piper.de