Anchee Min: Madame Mao

Eine fiktive Biografie über Maos letzte Ehefrau

Diese fiktive Biografie der letzten Ehefrau Maos, mit der er von 1939 bis zu seinem Tod 1976 verheiratet war, ist einerseits geschichtlich-politisch hochinteressant, andererseits gibt es so wenig gesicherte Informationen über diese Frau, dass sehr vieles in den Bereich der Fantasie eingeordnet werden muss.

Madame Mao wurde 1914 in der chinesischen Provinz Shangdong als unerwünschte Tochter einer Konkubine geboren. Schön, zäh und willensstark floh sie bereits mit 15 zum ersten Mal von zuhause, schloss sich einer Operntruppe an und machte Karriere in Shanghai. Sie wurde Kommunistin, leugnete dies allerdings in der Haft, was ewig ein wunder Punkt in ihrer Biografie war.

Als sie 1939 in vierter Ehe den 46-jährigen Mao heiratete, glaubte sie, endlich eine politische Rolle spielen zu können, wurde jedoch nach dessen Machtergreifung kaltgestellt. Erst in den letzten Jahren vor Maos Tod kam sie als Mitarbeiterin im Kulturministerium und im Politbüro der KP zu Macht und wurde zur treibenden Kraft der Kulturrevolution. Nach Maos Tod 1976 wurde sie als Haupt der sogenannten Viererbande verhaftet, zum Tode verurteilt und später begnadigt. 1991 beging sie Selbstmord.

Anchee Min wurde mit 17 Jahren in ein Arbeitslager gesteckt und nach vielen Jahren dort von Madame Maos Talentsuchern entdeckt. Sie machte Karriere und wanderte nach Maos Tod in die USA aus.

Die wechselnden Erzählperspektiven zwischen „ich“ und „sie“ machen die fiktive Biografie unterhaltsam und abwechslungsreich. Allerdings hat es mich beim Lesen gestört, dass ich nie wusste, was wahr und was erfunden ist. Insgesamt sind mir Sachbuch-Biografien einfach lieber als Romanbiografien.

Anchee Min: Madame Mao. Fischer 2007
www.fischerverlage.de

Silvia Stolzenburg: Die Fliege

Nicht „wer?“, sondern „warum?“

Lasse sich keiner von der harmlosen Fliege auf der herstellerisch sehr gut gemachten Klappenbroschur täuschen. Der zweite Krimi um das Stuttgarter Ermittlerteam Anna Benz und Markus Hauer beginnt mit einer äußerst brutalen Folterszene mit Todesfolgen am 6. Juni 2015. Die von drei Mördern im Spitalwald unweit des Katzenbacher Hofs in Stuttgart-Vaihingen abgelegte Leiche wird am nächsten Tag, Annas erstem Arbeitstag nach einem erholsamen Urlaub, gefunden und umgehend ein SOKO-Katzenbach-Team zusammengestellt. Da die Identität des jungen Mannes, dem nicht nur die Hände, sondern auch die Zunge fehlen, im ersten Drittel des Romans unbekannt ist, und die einzigen Zeugen ein kleiner Junge und ein Obdachloser sind, gestalten sich die Ermittlungen zunächst höchst problematisch. Erst mit der Identifizierung des Toten dank seines Zahnarztes kommt Bewegung in diesen Fall, von dem viele Spuren in den Bereich der Cyberkriminalität weisen…

Obwohl es sich bei diesem Krimi bereits um den zweiten Band einer Reihe handelt und ich Band eins, Tödliche Jagd, bisher nicht kenne, konnte ich das Buch problemlos lesen und verstehen. Das Privatleben und die komplizierte Vergangenheit von Anna Benz werden, soweit zum Verständnis nötig, rückblickend erklärt, sodass ich nie den Eindruck hatte, Zusammenhänge nicht zu verstehen.

Die große Stärke dieses Krimis ist die detailgetreue Schilderung der Ermittlungsarbeit, die so interessant erfolgt, dass ich keine Sekunde gelangweilt war. Im Gegenteil hätte ich mir durchaus gewünscht, dass die Arbeit der Polizei an diesem Fall, der schließlich vier Morde umfasst und eine Zusammenarbeit mit dem LKA München erfordert, länger als nur 12 Tage gedauert und ich noch mehr über Annas Gedankenwelt erfahren hätte. Die Auflösung des Falles, dessen Spannung sich nicht aus dem „Wer“ sondern aus dem „Warum“ speist, erfolgt aber schlüssig und umfassend und dankenswerterweise werden die Aktivitäten rund ums Netz auch für Nicht-Nerds gut verständlich erklärt. Stilistisch hat mir das Buch ebenfalls gut gefallen und nicht selten habe ich mich über kleine Seitenhiebe oder humorvolle Formulierungen amüsiert. Dass die beiden Hauptermittler sympathische Persönlichkeiten sind, die in einem harmonischen Team ohne die schon zu oft anderenorts dargestellten Kompetenz- und Machtstreitigkeiten arbeiten, hat mich darüber hinaus für diese Reihe eingenommen.

Da ich in der Nähe von Stuttgart lebe und die Handlungsorte Stuttgart und Tübingen ganz gut kenne, war der Krimi eine Art „Heimspiel“ für mich. Ich kann ihn aber nicht nur für Schwaben, sondern für alle Krimifans empfehlen, die allerdings dazu bereit sein müssen, zwei kurze, jedoch heftige und schockierende Gewaltszenen zu akzeptieren.

Silvia Stolzenburg: Die Fliege. Bookspot 2016
blog.bookspot.de

Kirsten Boie: Skogland

Viel mehr als eine spannende Abenteuergeschichte

Überraschend gewinnt die schüchterne 14-jährige Jarven aus einer norddeutschen Kleinstadt ein Filmcasting, an dem sie trotz des Verbots ihrer alleinerziehenden, extrem ängstlichen Mutter teilnimmt. Mit dem Filmteam fliegt sie nach Skogland, einem fiktiven Land im Norden, das aus zwei Inseln besteht: Südskogland mit seiner reichen, blonden Bevölkerung und dem Regierungssitz und Nordskogland mit seinen Bodenschätzen, wo die Menschen arm, rechtlos und dunkelhaarig sind. Jarven soll keineswegs in einem Film mitwirken, sondern die verschwundene Prinzessin Malena doubeln, die untergetaucht ist und sich den nordskogischen Rebellen angeschlossen hat.

Die politisch unerfahrene Jarven wird zum Spielball in der Hand des machtgierigen Vizekönigs Norlin, der bis zu Malenas Volljährigkeit regiert. Erst als die Rebellen Jarven kidnappen, begreift sie die Zusammenhänge und erfährt Überraschendes über ihre eigene Herkunft.

Skogland ist für mich einer der besten Kinderromane der letzten Jahre und sticht auch im herausragenden Werk von Kirsten Boie noch hervor. Verpackt in eine überaus spannende Abenteuergeschichte vermittelt die großartige Kinder- und Jugendbuchautorin gut verständlich politische Themen wie Arm und Reich, Einwanderung, Rassismus, Diktatur, Widerstand, Terror und Kampf um Bodenschätze, ohne ihre Leserinnen und hoffentlich auch Leser ab ca. elf Jahren zu überfordern.

Kirsten Boie: Skogland. Oetinger 2016
www.oetinger.de

Kjell Eriksson: Das Steinbett

Ann Lindell ermittelt in Uppsala

Bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht kommen eine junge Frau und ihre sechsjährige Tochter ums Leben.

Ann Lindell, Mitte 30 und Kommissarin bei der Kriminalpolizei Uppsala, vermutet schnell einen inszenierten Mord. Hauptverdächtiger ist der Ehemann und Vater der Toten, Sven-Erik Cederén, Forschungsdirektor eines Pharmaunternehmens. Kurz darauf ist er tot: Selbstmord? Familientragödie? Warum hat Cederén kurz vor seinem Tod Land in der Dominikanischen Republik gekauft? Was ist dran an den Vorwürfen militanter Tierschützer gegen die Firma? Und welche Rolle spielt die spanische Tochterfirma in Malaga? Obwohl die Tat aufgeklärt scheint, möchte Ann Lindell aufgrund der offenen Fragen den Fall nicht zu den Akten legen. Ihre privaten Probleme bleiben dabei wieder einmal auf der Strecke…

Ein typisch schwedischer Krimi, intelligent und spannend, und mit einer sympathischen, tatkräftigen Kommissarin.

Kjell Eriksson: Das Steinbett. Aufbau 2004
www.aufbau-verlag.de

Mireille Zindel: Kreuzfahrt

Leben Nummer zwei oder Glück ist kein Zustand

Meret ist vierzig, hat mit Dres einen familienfreundlichen, zupackenden Mann, der sie liebt, und zwei aufgeweckte Jungs von drei und vier Jahren. Finanziell ist die Familie gut gestellt, objektiv sind alle Voraussetzungen für ein glückliches Familienleben gegeben, und doch fühlt sich Meret seit der Geburt des zweiten Kindes verzagt, ausgelaugt, überfordert, verkraftet die Verantwortung nicht und fühlt sich so in Anspruch genommen, dass sie keine eigenen Bedürfnisse mehr hat. Sie leidet darunter, kein eigenes, unabhängiges Leben mehr zu haben und den alleinigen Preis für die Familie zu bezahlen.

Während des Standurlaubs im italienischen Spotorno bei glühender Hitze trifft sie Jan, einen schwedischen Expat, der mit seiner Frau Romy und den beiden kleinen Söhnen in Zürich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnt. Jan und Romy sind Weltenbummler, heute hier morgen dort, und an jedem Ort erfindet sich Romy neu. In ihrem Blog schafft sie sich ein Leben, wie sie es gerne führen würde. Jan dagegen ist beruflich erfolgreich, reist durch die Welt und trainiert intensiv Marathon.

Ein Jahr umfasst die Zeitspanne des Romans, der aus einem Brief von Meret an Jan besteht, und in dem wir nicht erfahren, ob die geschildert Beziehung Realität oder Fantasie ist. Ich habe mich manchmal gefragt, ob der Roman Eine Frau von vierzig Jahren von Vita Sackwell-West, den Meret zu Beginn liest, und in dem eine vierzigjährige Witwe aus ihrem inhaltsleeren Alltag ausbricht und sich unkonventionell verliebt, der Auslöser für Merets tatsächlichen oder erträumten Ehebruch ist. Auf jeden Fall ist die Affäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn „wir hängen zu acht drin“. Für Meret ist es eine Rückkehr in die Zeit vor Dres und den Kindern: „… wir waren nicht mehr Vater, Mutter oder Ehepartner, wir waren wieder diejenigen, die wir gewesen waren, bevor das Leben so viele Forderungen an uns gestellt hatte.“

Als Meret nach einem Jahr nach Sotorno zurückkehrt, ist sie eine andere, das hat mich neben dem wunderbaren Stil der Autorin besonders begeistert. Obwohl mir keine der Figuren des Vier-Personen-Stücks sympathisch war und ich mich, vielleicht weil ich fast eine Generation älter bin, absolut nicht in sie hineinversetzen konnte, hat mich der Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die strickte Ich-Perspektive verhindert es, die Gedanken der anderen drei Beteiligten zu erfahren, was für mich einen zusätzlichen Reiz ausmacht. Die Stimmung (nicht der Inhalt) des Romans und das Lebensgefühl der Dreißig- bis Vierzigjährigen hat mich an Die Glücklichen von Kristine Bilkau erinnert, ein Buch, das ich mit der gleichen Faszination gelesen haben.

Unnötig fand ich den titelgebenden, häppchenweise eingestreuten Bericht einer Bekannten von Meret über deren Affäre mit einem Mannschaftsoffizier während einer Kreuzfahrt. Was mir dagegen ausgesprochen gut gefällt, ist die Umschlaggestaltung mit den vier im Meer treibenden, nach den Protagonisten benannten Inseln. Die Verbindungen zwischen ihnen kommen wunderbar zur Geltung und ich habe sie mir beim Lesen immer wieder angeschaut. Außerdem liegt das Buch dank des etwas kleineren Formats sehr gut in der Hand und wirkt mit dem Lesebändchen hochwertig.

Für mich ist die Autorin Mireille Zindel eine Entdeckung und ich freue mich auf weitere Romane von ihr!

Mireille Zindel: Kreuzfahrt. Kein & Aber 2016
keinundaber.ch

Harlan Coben: Kein Sterbenswort

Ein Wettlauf gegen die Zeit

David Beck ist Kinderarzt in einer Klinik für sozial Schwache.  Vor acht Jahren hat er seine Frau Elisabeth kurz nach der Hochzeit durch ein Verbrechen verloren. Sie waren zur Feier ihres „Kusstages“ an einen einsamen See gefahren, David wurde bewusslos geschlagen und seine Frau entführt. Tage später fand man ihre Leiche, die ihr Vater identifiziert hat. Der Mord wurde einem Serientäter zugeschrieben.

David hat sich von diesem Verlust nie erholt, zumal er und Elisabeth seit ihrem siebten Lebensjahr unzertrennlich waren.

Doch nun erhält David plötzlich in der Klinik eine Mail, die Einzelheiten ihrer Beziehung enthält, die nur Elisabeth kennen kann. Der Zusatz: „Kein Sterbenswort – Sie beobachten dich“. Als David mit Nachforschungen beginnt, stößt er auf Ungereimtheiten und fehlende Akten. Gleichzeitig ist ihm das FBI auf den Fersen, denn man hat am See zwei alte Leichen gefunden und glaubt nicht mehr an die Täterschaft des Serienmörders. David taucht unter.

Selten ist es mir so schwer gefallen, nicht auf die letzten Seiten zu spicken. Harlan Coben schafft es meisterhaft, Tempo und Spannung zu erzeugen. Andererseits ist der Thriller sehr konstruiert, enthält viele Klischees und konzentriert sich vollkommen auf die Haupthandlung, was mir für eine Fünf-Sterne-Bewertung zu wenig ist. Für einen verregneten Urlaubstag ist das Buch jedoch genau richtig!

Harlan Coben: Kein Sterbenswort. Goldmann 2015
www.randomhouse.de

Michel Bussi: Das Mädchen mit den blauen Augen

Emilie Vitral oder Lyse-Rose de Carville?

Michel Bussi, Geograf und Politologe an der Universität von Rouen, ist inzwischen ein vielprämierter Autor. Seine Bücher fallen bei mir in die Gattung „Hängematte“, was bedeutet, dass ich stilistisch keine allzu großen Höhenflüge erwarte, aber spannend und gekonnt unterhalten werden will.

Das Mädchen mit den blauen Augen beginnt, dass es dramatischer nicht geht: Am 23.12.1980 stürzt ein aus Istanbul kommender Airbus im Schneesturm  am Mont Terrible im französischen Jura ab. 168 Passagiere und Crewmitglieder sterben, doch wie durch ein Wunder überlebt ein weiblicher Säugling unverletzt.

Da das Kind nicht identifiziert werden kann – wir befinden uns in der Zeit vor Einführung von DNA-Tests – kämpfen zwei mögliche Großelternpaar um die vermeintliche Enkelin: die superreiche Unternehmerfamilie de Carville und die in bescheidenen Verhältnissen lebende Familie Vitral, Besitzer eines Imbisswagens. Ein Gericht entscheidet aufgrund von Indizien für die Familie Vitral, was die Carvilles nie akzeptieren. Die verhinderte Großmutter Mathilde de Carville beauftragt einen Privatdetektiv, der bis zum 18. Geburtstag des Kindes weiterermitteln soll…

In einer zweiten Zeitebene treffen wir die beiden Familien und die inzwischen fast 18-Jährige 1998 wieder.

Eine unterhaltsame, spannende Geschichte mit Krimielementen, nicht immer ganz glaubwürdig, aber mit einem absoluten Auflösungs-Highlight.

Michel Bussi: Das Mädchen mit den blauen Augen. Rütten & Loening 2014
www.aufbau-verlag.de

Barbara McClintock: Adèle und Simon in Amerika

Ein nostalgisches Suchbilderbuch

Dieses nostalgische Bilderbuch spielt während einer USA-Reise der Geschwister Adèle und Simon mit ihrer Tante Cécile zu Beginn es 20. Jahrhunderts. Zuerst werden die Koffer gepackt und alle mitgenommenen Gegenstände sind gut zu erkennen. Dann geht es los. Doch leider verliert der schusselige Simon an jedem Ort einen Gegenstand. In New York, Boston, Chicago, North Dakota, Washington, San Francisco, Denver, Santa Fee, Lubbock, New Orleans und St. Louis, die man alle auf der Karte finden kann, bleibt jeweils ein Gegenstand zurück, den es zu finden gilt.

Barbara McClintock hat ein hübsches Suchbilderbuch geschrieben und farbenfroh und detailliert bebildert. Leider holpert der Text an einigen Stellen, was vielleicht auch an der Übersetzung liegen mag. Trotzdem werden kleine Entdecker und ihre erwachsenen Begleiter ihren Spaß beim Suchen haben und erleichtert sein, wenn nach der Rückkehr viele kleine Päckchen zu Hause ankommen, weil die vorausschauende Tante alles mit Namen und Adresse versehen hat.

Barbara McClintock: Adèle und Simon in Amerika. Jacoby & Stuart 2009
www.jacobystuart.de

Paddy Richardson: Komm, spiel mit mir

Familientrauma

Der zweite Krimi der Neuseeländerin Paddy Richardson, Komm, spiel mit mir, stand in Neuseeland wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste und konnte mich deutlich mehr überzeugen als ihr erster, Der Frauenfänger.

Bei einem großen Schulpicknick am See verschwindet 1988 die vierjährige Gemma spurlos. Ihre Familie, Minna, Dave, die 14-jährige Stephanie und die Zwillingsbrüder bleiben traumatisiert und jeder mit seinen eigenen Schuldgefühlen zurück. Schließlich bricht die Familie auseinander.

2005 ist Stephanie eine fast fertige Psychiaterin, lebt in Dunedin und möchte anderen helfen, nachdem sie sich selbst nicht helfen konnte. Sie lebt wie eine Einsiedlerin, ist bindungsunfähig, ein Workoholic und verdrängt das Erlebte.

Ihrer neuen Patientin Beth kommt Stepanie näher, als sie es als deren Psychiaterin dürfte. Durch sie erkennt sie plötzlich eine Spur zu Gemmas Verschwinden und macht sich auf eine Reise, um den Fall doch noch aufzuklären. Dabei findet sie nicht nur wieder einen Draht zu ihrer Mutter, sie gerät auch in höchste Gefahr…

Der Krimi ist spannend bis zum dramatischen Showdown, psychologisch einfühlsam und größtenteils stimmig. Gut gefallen hat mir, dass Paddy Richardson neben dem Fall an sich auch ausführlich darauf eingeht, was mit Familien und speziell Geschwistern passiert, wenn ein Kind verschwindet.

Paddy Richardson: Komm, spiel mit mir. Knaur 2014
www.droemer-knaur.de

Paddy Richardson: Der Frauenfänger

Ein psychologischer Krimi aus Neuseeland

Dieser erste Krimi der Neuseeländerin Paddy Richardson erschien bereits früher unter dem Titel Der Vogelbrunnen. Laut Klappentext handelt es sich um einen Thriller, für mich ist es eher ein psychologischer Krimi.

Die junge, verwitwete Journalistin Claire lebt mit ihrer pubertierenden Tochter Annie in Dunedin, Neuseeland. Obwohl sie ein schlechtes Gefühl dabei hat, nimmt sie aus finanziellen Gründen das lukrative Angebot an, eine Biografie über einen berüchtigten Serientäter zu schreiben, der Überfälle auf Frauen in deren Wohnungen verübt hat. Travis Crill, der „Frauenjäger“, kommt ihr bei den Interviews bedrohlich nah – bis zum alptraumhaften Showdown.

Paddy Richardson spielt gekonnt mit psychologischen Effekten und beschreibt auch eine interessanten Mutter-Tochter-Beziehung, trotzdem konnte mich der Krimi nicht ganz überzeugen.

Paddy Richardson: Der Frauenfänger. Knaur 2012
www.droemer-knaur.de