Astrid Lindgren: Von Bullerbü bis Lönneberga

Astrid Lindgren für Eilige

18 Geschichten aus der Feder von Astrid Lindgren, darunter Märchen, Erzählungen und Ausschnitte aus ihren unübertrefflichen Kinderbüchern, vereint der Band Von Bullerbü bis Lönneberga. Als „großes Astrid-Lindgren-Hausbuch“ bezeichnet der Oetinger Verlag dieses gewohnt hochwertig gestaltete Buch mit dem Leinenrücken, auf dem bereits vorn mit Pippi Langstrumpf, Michel und Ida sowie Karlsson vom Dach vier wichtige Protagonisten zu sehen sind.

Als großer Fan nahezu aller Astrid-Lindgren-Bücher ziehe ich zwar die vollständigen Texte den Auszügen vor, aber als erster Einstieg in die Welt der schwedischen Kinderbuchautorin ist das Buch mit den stimmungsvollen Illustrationen von Katrin Engelking zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren durchaus sehr empfehlenswert.

Astrid Lindgren: Von Bullerbü bis Lönneberga. Oetinger 2011
www.oetinger.de

Maren Gottschalk: Jenseits von Bullerbü

Ihrer Zeit voraus

Nach der  Lebensgeschichte von Nelson Mandela, Die Morgenröte unserer Freiheit, war Jenseits von Bullerbü, die Biografie über Astrid Lindgren, das zweite Buch von Maren Gottschalk für mich.

Als positiv empfunden habe ich, dass diese Lebensbeschreibung kein x-ter Aufguss der Entstehungsgeschichte von Pippi Langstrumpf ist, sondern vielmehr die Schwerpunkte auf der Betonung des politischen Menschen Astrid Lindgren und der Werkanalyse samt Rezeption in unterschiedlichen Ländern liegen. Ihr Leben bleibt dagegen Stückwerk, was an einem Charakterzug liegt, den ihre Freundin und Biografin Margareta Strömstedt so beschrieb: „Wenn man mit ihr zusammen war, dann hatte man ihr in einer halben Stunde sein ganzes Leben erzählt. Aber über ihr Leben wollte sie nicht sprechen.“

Aus der Lektüre habe ich das Bild einer starken Persönlichkeit gewonnen, die privat eine kaum zu glaubende Menge an Schicksalsschlägen hinnehmen musste, die bei ihrer Schreibtätigkeit stets nach absoluter Perfektion strebte, aktiv am Zeitgeschehen teilnahm und ihrer Zeit voraus war.

Maren Gottschalk: Jenseits von Bullerbü. Beltz & Gelberg 2008
www.beltz.de

Kent Haruf: Unsere Seelen bei Nacht

Solange es dauert

Addie Moore und Louis Waters leben schon ewig nur einen Häuserblock voneinander entfernt in der Cedar Street im Städtchen Holt, Colorado, kennen sich aber kaum. Beide sind um die 70, verwitwet und allein, vor allem nachts. Da macht Addie Louis eines Tages einen ebenso ungewöhnlichen wie direkten Vorschlag: Sie möchte gerne die einsamen Nächte mit ihm teilen und lädt ihn ein, bei ihr zu übernachten, um die Schlaflosigkeit durch Gespräche zu überbrücken. Louis, weniger mutig als sie, willigt nach kurzem Zögern ein, und so erzählen sich die beiden in langen Nächten vor dem Einschlafen ihre Lebensgeschichten, finden ihre Treffen wundervoll und können es sich bald gar nicht mehr anders vorstellen.

Doch während die Bewohner von Holt, denen die Besuche nicht verborgen bleiben, sich mit der Zeit daran gewöhnen und sich bald keiner mehr dafür interessiert, können Louis‘ Tochter Holly und vor allem Addies Sohn Gene das „peinliche“ Gebaren der Eltern nicht akzeptieren: „Ihr schämt euch nicht mal… Leute in eurem Aller treffen sich nicht im Dunkel der Nacht.“ Und so müssen Addie und Louis schließlich noch einmal ganz von vorn beginnen…

Von der ersten Seite an hat sich dieser kaum 200 Seiten starke, nie kitschige, unaufgeregt erzählte, wunderschöne und anrührende kleine Roman mit seinen überaus sympathischen Protagonisten in mein Herz geschlichen. Ich habe mich für Addie und Louis über ihr Altersglück gefreut, habe ihre beiden Lebensgeschichten, die anders verliefen, als sie es sich erträumt hatten, gerne verfolgt, war wütend auf die Ignoranz ihrer Mitmenschen, die das von der Norm abweichende Verhalten nicht akzeptieren wollten, und konnte mich mit dem Ende wenigstens halbwegs anfreunden, auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte.

Unsere Seelen bei Nacht, der letzte Roman des mir bisher unbekannten US-amerikanischen Autors Kent Haruf (1943 – 2014), ist für mich eine der kleinen Perlen des Literaturmarkts, deren Entdeckung so große Freude macht. Ich bin gespannt, ob die Verfilmung mit Jane Fonda und Robert Redford ein ebensolches Erlebnis wird.

Kent Haruf: Unsere Seelen bei Nacht. Diogenes 2017
www.diogenes.ch

Rufi Thorpe: Ein Sommer in Corona del Mar

„Jeder muss das Blatt spielen, das er bekommt“

Ginge es rein nach den familiären Voraussetzungen, hätte eigentlich Lorrie Ann die besseren Karten gehabt. Aufgewachsen in einer zwar armen, aber (scheinbar?) sehr glücklichen Familie, wird sie von ihrer engen Freundin und Ich-Erzählerin Mia förmlich vergöttert. Mias Los ist weitaus weniger beneidenswert: eine alkoholsüchtige Mutter, ein durchgebrannter Vater, ein Stiefvater, zwei kleine Halbbrüder, für die sie verantwortlich ist, und ein chaotisches Zuhause.

Bis zum 18. Lebensjahr leben Mia und Lorrie Ann wie „gegensätzliche Zwillinge“ unzertrennlich in Corona del Mar, einem verschlafenen südkalifornischen Küstennest. Gemeinsam stehen sie Mias heimliche Abtreibung in der zehnten Klasse durch und planen, nach dem Highschool-Abschluss zusammen in Berkeley zu studieren. Doch mit dem Tod von Lorrie Anns Vater bei einem Motorradunfall setzt für Lorrie Ann eine schier unglaubliche Abwärtsspirale ein, während Mia zum Studium der Altphilologie nach Yale geht, Karriere macht und mit dem Dozenten Franklin auch privat ihr Glück findet.

Nach dem sehr guten Beginn im ersten Viertel des Buches habe ich leider den Bezug zu den beiden Protagonistinnen immer mehr verloren, vor allem zu Lorrie Ann, und spätestens ab der Mitte des Buches wurde die Lektüre für mich mühsam. Umso enttäuschter war ich, dass ich am Ende keinerlei Beweggründe für Lorrie Anns Verhalten erkennen konnte, auf die ich gehofft hatte. In meinen Augen hätte man sowohl aus dem zentralen Thema, wie gut wir uns nahestehende Menschen wirklich kennen, als auch bei den oberflächlich angerissenen ethischen Fragen um Abtreibung und Sterbehilfe deutlich mehr herausholen können. Schade, denn so wird der Debütroman von Rufi Thorpe kaum bleibende Spuren bei mir hinterlassen und ich kann nicht mehr als knappe drei Sterne dafür vergeben. Darüber hinaus hat sich mir der deutsche Titel nicht erschlossen, der Originaltitel The Girls from Corona del Mar passt in meinen Augen ungleich besser.

Rufi Thorpe: Ein Sommer in Corona del Mar. btb 2017
www.randomhouse.de

Helene Hanff: Die Herzogin der Bloomsbury Street

Eher enttäuschend

Nach den vielen lobenden Worten, die ich über Helene Hanffs Die Herzogin der Bloomsbury Street gelesen hatte, habe ich mir das Buch angehört und war eher enttäuscht. Die Erlebnisse einer Amerikanerin in London hatten für mich nicht den Charme und Witz, den ich mir davon versprochen hatte. Die Sprecherin Marion Martienzen gibt sich zwar alle Mühe, Farbe in den Text zu bringen, ihre Stimme klingt allerdings zu jung und passt deshalb nicht zu der bei ihrer Reise nach London bereits über 50 Jahre alten Tagebuchschreiberin.

Helene Hanff (1917 – 1997) landete mit ihrem erstmals 1970 erschienenen Buch 84, Charing Cross Road, in dem sie ihren transatlantischen Briefwechsel mit einem Londoner Antiquar veröffentlichte, einen großen Erfolg. Ihr im Sommer 1971 während einer langersehnten sechswöchigen Londonreise entstandenes Tagebuch erschien im Original 1973 unter dem Titel The Duchess of Bloomsbury Street und schildert die Begegnungen mit der Stadt ihrer Träume und ihren Fans.

Ich kann nicht genau sagen, warum der Funke bei mir nicht übergesprungen ist. Teilweise mag es daran liegen, dass ich 84, Charing Cross Road nicht kenne, teilweise daran, dass London für mich im Gegensatz zu zahlreichen anderen Städten keine große Anziehungskraft ausübt. So habe ich diese auf 190 Minuten gekürzte Lesung auf drei CDs als eher langatmig und zum Teil recht banal empfunden und Helene Hanff als bisweilen sehr zickige Amerikanerin, deren zweifellos vorhandener Humor leider viel zu selten aufblitzt.

Helene Hanff: Die Herzogin der Bloomsbury Street. Hoffmann und Campe Hörbuch 2003
www.hoffmann-und-campe.de

Eitaro Oshima: Der Tiger und die Katze

Warum Tiger und Katze keine Freunde sind

Der Tiger und die Katze ist eine traditionelle chinesische Fabel, die in diesem Bilderbuch aus dem Moritz Verlag vom japanischen Zeichner Eitaro Oshima für Kinder ab vier Jahren ins Bild gesetzt wird.

Die Fabel erzählt, wie der Tiger, der vor langer Zeit ein Tollpatsch war und von den anderen Tieren als „Trottel“ verspottet wurde, von der hochangesehenen Katze das Anschleichen, das schnelle Rennen und den Sprung aus großer Höhe erlernte. Doch anstatt seiner Lehrmeisterin dankbar zu sein, begann er sogleich, sie zu jagen. Zum Glück hatte die schlaue Katze ihm nicht beigebracht, wie man auf hohe Bäume klettert, und so konnte sie sich retten und ging zuletzt als Siegerin aus diesem Duell hervor. Der Tiger stand, wie schon zu Beginn, trotz aller neu erlernter Fähigkeiten wie ein Tollpatsch da.

Eitaro Oshima hat die Fabel mit klaren, ausdrucksstarken Tiergesichtern illustriert und hebt auf den Größenunterschied zwischen den beiden Protagonisten ab, was den Triumph der Katze nur noch größer erscheinen lässt.

Eitaro Oshima: Der Tiger und die Katze. Moritz 2004
www.moritzverlag.de

Marco Balzano: Das Leben wartet nicht

Geschichte einer gestohlenen Kindheit

Bis zum Beginn der 1960er-Jahre gab es in Italien die „Kinderemigration“. Kinder unter zwölf Jahren wurden aus dem armen Süden nach Mailand, Turin oder Genua geschickt, alleine oder mit Bekannten, wo sie bis zum 15. Geburtstag ihr Leben mit Gelegenheitsarbeiten fristeten und dann als ungelernte Arbeiter in den Fabriken schufteten.

Auch Ninetto Giacalone aus dem Dorf San Cono auf Sizilien geht nach einer entbehrungsreichen und lieblosen Kindheit als Neunjähriger mit einem Bekannten des Vaters nach Mailand, wird von den Einheimischen als „Terroni“ (Hungerleider) oder „Napulì“ geschmäht, verdingt sich unter widrigsten Umständen als Fahrradkurier und landet schließlich mit 15 Jahren und bereits verheiratet bei Alfa Romeo. Sein Ziel ist ein besseres Leben für seine Tochter, doch mit 47 Jahren macht er einen verhängnisvollen Fehler, der kaum wiedergutzumachen ist…

Marco Balzano hat in seinem zurecht mit dem Literaturpreis der Region Venetien, dem „Premio Campiello“, ausgezeichneten Roman den Kindern, denen man die Kindheit und die Zukunft gestohlen hat, ein Denkmal gesetzt. Der Ich-Erzähler Ninetto, der unter anderen Voraussetzungen Lehrer wie sein verehrtes und geliebtes Vorbild, der Dorflehrer Vincenzo di Cosimo, oder sogar Dichter hätte werden können, leidet zeitlebens unter den verpassten Möglichkeiten, auch wenn er privat mit Maddalena die Liebe seines Lebens gefunden hat. Er erzählt seine Lebensgeschichte rückblickend mit knapp 60 Jahren nach der Entlassung aus einer zehnjährigen Haft so erfrischend unverblümt, dass er mir von der ersten Seite an ans Herz gewachsen ist. Die Verschränkung der Zeitebenen ist dabei besonders gelungen, ebenso wie die Sprache und die Gedanken Ninettos.

„Manche werden als Hauptstraße geboren, manche als Sackgasse“, philosophiert Ninetto. Doch auch wenn es bei ihm keine Hauptstraße ist und er es an trüben Tagen nicht sehen kann, er hat einiges im Leben erreicht und die Sympathie der Leserinnen und Leser ist ihm und seinem Ghostwriter gewiss!

Marco Balzano: Das Leben wartet nicht. Diogenes 2017
www.diogenes.ch

Arno Frank: So, und jetzt kommst du

„Immerhin war es nicht langweilig“

Eigentlich hatte ich gedacht, dass mich nach Jeannette Walls‘ Schloss aus Glas kein Bericht über eine Kindheit mehr schockieren könnte. Doch Arno Franks autofiktionaler Roman So, und jetzt kommst du, der nicht in den fernen USA, sondern hier bei uns spielt, zu einer Zeit, als ich selber Kind war, hat es doch geschafft.

Arno Frank, heute Publizist und freier Journalist u. a. für die taz, Die Zeit und Spiegel Online, schildert die „wilden Jahre“ der Familie Frank aus der Sicht des ältesten Sohnes zwischen dessen fünftem Lebensjahr und der Pubertät. Der Vater, ein Hochstapler und Betrüger, bringt ihm früh bei: „Du musst dir aussuchen, was du sein willst. Angreifer oder Verteidiger“. Für sich selbst hat er klar die Rolle des Angreifers gewählt, den Verwaltungsjob an den Nagel gehängt und macht dubiose Geschäfte, für die er sich immer wieder Geld leiht und mit ebenso schillernden wie zwielichtigen Bekannten verkehrt. So geht zunächst das eigene Haus verloren und die Familie muss zur Miete in ein abgelegenes Haus ziehen. Sie leben vom Versprechen des Vaters, auf „das ganz große Geld“, das jeden Tag kommen kann, denn „jeden Tag steht wieder ein Dummer auf“, der sich übers Ohr hauen lässt. Als der „Arsch voll Geld“ schließlich da ist, flieht die Familie, mittlerweile mit drei Kindern, darunter ein Baby, an die Côte d’Azur und lebt eine Weile im Luxus, bis die Polizei auch dort vor der Tür steht und die Odyssee weiter nach Südeuropa geht. Doch die Abstiegsspirale ist nicht mehr aufzuhalten…

Der Autor erzählt diese schräge und tragische Familiengeschichte einerseits mit Humor, andererseits habe ich beim Lesen immer mehr Mitleid mit dem Ich-Erzähler bekommen, für den der Diercke-Atlas als Orientierung zum wichtigsten Besitz wird, der nicht mehr „ankommen“, sondern endlich in stabilen Verhältnissen leben möchte, und der des ewigen Wartens auf was auch immer müde ist. Im Gegensatz zur schwachen Mutter, die in kritischen Situationen Daumen lutscht, ihren Mann aufrichtig liebt und die Wirklichkeit verdrängt, ist die Schwester Jeany, obwohl jünger als der Ich-Erzähler, das tatkräftigste Mitglied der Familie und durchschaut die Lage erstaunlich klar.

„Immerhin war es nicht langweilig“, wird die Mutter viele Jahre später über ihr Leben sagen. Dem kann ich als Leserin voll und ganz zustimmen.

Arno Frank: So, und jetzt kommst du. Tropen 2017
www.klett-cotta.de/buecher/tropen

Andrea Hebrock: Sissi

Was Sissi braucht…

Vor einigen Jahren hatten wir ein Kind zu Gast beim Kindergeburtstag unserer Tochter, das seine Pommes ausschließlich mit Ketchup der Marke „Heinz“ essen wollte – ein kleines Drama…

An diese Episode musste ich beim Bilderbuch Sissi von Jutta Langreuter, illustriert von Andrea Hebrock, denken. Sissi ist für eineinhalb Tage und eine Nacht bei Familie Yak-Yak zu Besuch: Vater, Mutter und Moritz. Bereits äußerlich hebt sie sich ab, gibt sich bescheiden, isst elegant, aber in Wahrheit ist sie eine verwöhnte kleine Göre, die zu den Kartoffeln Quark, Dill, Petersilie und ein kleines Stück Butter „braucht“, zum Toast ein kleines Stück Käse, eine Tomatenscheibe, eine kleine Gurke und ein paar Maiskörner, zum Spielen im Kaufladen eine Waage usw. usw.

Entschieden, aber trotzdem vorsichtig, gehen die Yak-Yaks daran, Sissi zu einem angenehmeren Gast zu erziehen. Und als sie schließlich abgeholt wird und Moritz fragt, ob sie jetzt Freunde seien, entspinnt sich folgender Dialog:

„Ja, aber nur, wenn du – wenn du mein Freund bist, musst du… brauche ich…“ „Nein“, sagt Moritz, „ – ich bin dein Freund, so wie ich bin, der Moritz eben.“ Sissi überlegt. „Na gut“, lächelt sie.

Andrea Hebrock: Sissi. Sauerländer 2003
www.fischerverlage.de

Joseph Roth: Die Legende vom heiligen Trinker

„Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod.“

Die Legende vom heiligen Trinker erschien 1939 posthum in Amsterdam, nachdem Joseph Roth (1894 – 1939) kurz zuvor im Pariser Exil verarmt und alkoholkrank verstorben war.

Die Alkoholsucht des aus dem polnischen Schlesien stammenden Andreas, der unter den Brücken von Paris ein armseliges Dasein fristet, steht im Mittelpunkt der Novelle. Als erstes von mehreren Wundern erhält Andreas von einem fremden Herrn 200 Francs. Da er ein „Mann von Ehre“ ist, will er das Geld selbstverständlich zurückzahlen, und zwar der kleinen Statue der heiligen Therese von Lisieux in der Kapelle Ste Marie des Batignolles. Doch immer wieder, wenn er erneut durch ein Wunder überraschend zu Geld kommt, steht ihm seine Trunksucht im Weg, bis er schließlich umfällt und stirbt. Joseph Roth kommentiert seinen Tod mit den Worten: „Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod.“

In der Lesung auf einer CD mit 75 Minuten unterstreicht Mario Adorf als Sprecher nicht nur die Vollkommenheit von Joseph Roths Sprache, sondern bringt auch die Unausweichlichkeit von Andreas‘ Situation eindringlich zu Gehör.

Joseph Roth: Die Legende vom heiligen Trinker. Diogenes Hörbuch 2007
www.diogenes.ch