Ernest van der Kwast: Die Eismacher

Was macht man mit Teilen seiner selbst, die man verliert?

Margie Orford: Blutsbräute

 Die zwei Gesichter von Kapstadt

Im ersten Band um die promovierte Journalistin, Dokumentarfilmerin und Profilerin Clare Hart, die von der Polizei wegen ihres Instinkts und ihrer unkonventionellen Methoden geschätzt wird, geht es um die Themen Frauenhandel, Korruption, Macht, Geld, Immobilienhaie und Moral.

Als ein junges Mädchen mit einem Blumenstrauß tot an der Strandpromenade fast vor Clare Harts Haus in Kapstadt gefunden wird, zieht man die Profilerin, die gerade an einer Dokumentation zum Thema „Frauenhandel und Gewalt gegen Frauen“ arbeitet, hinzu. Aufgrund des auffälligen Arrangements tippt sie auf einen Serienkiller, was sich bald als wahr erweist…

Obwohl der Thriller streckenweise spannend war und die sympathische Protagonistin das Potential für eine Serienfigur hat, war mir die Handlung teilweise doch zu grausam und die Sprache zu einfach. Gut gefallen haben mir die Beschreibungen von Kapstadts, wo die gebürtige Britin Margie Orford heute lebt, und die sozialkritischen Passagen. Insgesamt ziehe ich jedoch die südafrikanischen Thriller von Deon Meyer eindeutig vor!

Margie Orford: Blutsbräute. Blanvalet 2008
www.randomhouse.de

Veit Heinichen: Tod auf der Warteliste

Hinter den Kulissen einer Schönheitsklinik

Nach Bestechung, Menschenschmuggel, Ritualmorden, Rechtsextremismus u. a. in den ersten beiden Bänden der Reihe, geht es im dritten Band mit dem Triester Commissario Proteo Laurenti um den Organhandel, ein Thema, das sich von Afrika und Indien immer mehr ins arme Osteuropa verlagert. Triest, eine Stadt, die früher eher eine Randlage hatte, gerät durch seine Geografie im Dreiländereck Italien/Slowenien/Kroatien in den letzten Jahren  immer mehr in die Situation einer Schnittstelle zwischen West und Ost und wird zunehmend für das internationale Verbrechen interessant.

Im aktuellen Fall kommt der deutsche Bundeskanzler zum Treffen mit Berlusconi nach Triest. Laurenti befindet sich in einem Begleitfahrzeug, als ein junger Mann mit OP-Schürze ins Fahrzeug springt und zu Tode kommt. Die Polizei vermutet einen Osteuropäer, der Mann war kräftig und gesund. Kurz danach wird der Chefarzt der sehr exklusiven Schönheitsklinik „La Salvia“ ermordet. Hängen beide Fälle zusammen, und wenn ja, wie? Ist die Geheimniskrämerei in der Klinik wirklich nur dem promienten Patientenklientel geschuldet?

Commissario Laurenti, versöhnt mit seiner Frau, im neuen Haus und mit heimlicher Geliebter, beginnt mit seinen Ermittlungen in einem sehr spannenden Kriminalfall, in dem wie immer zahlreiche Handlungsstränge ineinander verwoben sind.

Ein empfehlenswerter Krimi, in dem mir besonders das Triester Lokalkolorit, die sarkastisch-kritischen Seitenhiebe auf das politische Klima unter Berlusconi, die Darstellung der deutsch-italienischen Beziehungen und das sensible Thema Organhandel gut gefallen haben.

Veit Heinichen: Tod auf der Warteliste. dtv 2004
www.dtv.de

Martin Suter: Lila, Lila

Im Inneren des Literaturbetriebes

In Lila, Lila plaudert Martin Suter sozusagen aus dem Nähkästchen, denn es geht um den Literaturbetrieb.

David Kern, jung, sympathisch, etwas orientierungslos, jobbt als Aushilfe in einer Szenekneipe. Dort lernt er Marie, eine junge, literaturbegeisterte Frau kennen. Er verliebt sich in sie, hat aber keine Ahnung, wie er an die Angebetete herankommen soll. Da findet er durch Zufall in einem alten Nachttisch vom Trödler ein Manuskript mit einer wunderbaren Liebesgeschichte. Er zeigt es ihr, Marie schickt es an einen Verlag, David wird zum Shootingstar der deutschen Literatur und die Lawine ist nicht mehr aufzuhalten. Aber je größer der Erfolg, desto größer Davids Angst vor der Enttarnung. Sein Plan ist zwar aufgegangen und er hat Marie für sich gewonnen, aber kann eine Liebe Bestand haben, die auf einer Lüge gründet? Liebt ihn Marie wirklich, oder liebt sie nicht vielmehr das Bild, das sie von ihm hat? Und dann taucht auch noch jemand auf, der behauptet, er wäre der wahre Verfasser der Geschichte…

Wie fast immer bei Martin Suter hat mir der Roman beim Lesen großen Spaß gemacht. Seine sprachliche Präzision, der sympathische Held, mit dem gelitten habe, die beiden Liebesgeschichten, eine davon als „Buch im Buch“, die Spannung und die herrliche Satire auf den Literaturbetrieb haben mich niveauvoll unterhalten.

Martin Suter: Lila, Lila. Diogenes 2009
www.diogenes.ch

Simone Buchholz: Blaue Nacht

Offiziell kaltgestellt

Dies ist kein 08/15-Krimi, sonst wäre er nicht bei Suhrkamp erschienen und würde nicht die Krimi-Bestenliste der Zeit im Juni 2016 anführen. Außergewöhnliches Personal, ein sehr pointierter, lässiger Stil, geistreiche, oft sogar witzige Dialoge und eine durchdachte Handlung zeichnen ihn aus.

Dass es ein Band aus einer Serie ist, führt höchstens am Anfang zur Verwirrung, denn durch geschickt eingeschobene Rückblenden aus der Sicht der Protagonisten werden diese auch mit ihrem Vorleben vorgestellt und die Bausteine aus der Vergangenheit Stück für Stück nachgeliefert. Das liest zwar nicht ganz einfach, ein bisschen Konzentration ist hier schon gefragt, aber dieser Kunstgriff hat mir gut gefallen.

Im Mittelpunkt steht die Staatsanwältin Chastity Riley, die wegen erfolgreicher interner Korruptionsermittlungen und anderer Unangepasstheiten aus ihrer bis dahin geradlinigen Lebensbahn geworfen und zur Opferanwältin degradiert und in Sachen Ermittlungen offiziell kaltgestellt wurde. Nun betreut sie einen schwer malträtierten Unbekannten im Krankenhaus, den sie sowohl zum Reden bringen als auch beschützen soll. Je mehr Riley, nicht zuletzt dank Bier und Zigaretten, aus ihm herausbringt, desto klarer wird, dass er Verbindungen zu einer berüchtigten albanischen Kiezgröße hat, dem Lieblingsfeind ihres Ex-Kollegen Faller, und dass er über Drogengeschäfte der übelsten Art im Bilde ist. Klar, dass Riley voll in die Ermittlungen mit einsteigt…

Trotz aller positiven Aspekte des Buches und des fraglos interessanten Falles bin ich weder mit der Ich-Erzählerin Riley und ihrer „Familie“, den Kollegen und Freunden, noch mit deren exzessiven Rauch- und Trinkgewohnheiten warm geworden. Letzere haben mich sogar regelrecht genervt. Wer sich aber daran nicht stört und die Kiezatmosphäre mehr schätzt als ich, für den könnte Blaue Nacht genau die richtige Krimiempfehlung sein.

Simone Buchholz: Blaue Nacht. Suhrkamp 2016
www.suhrkamp.de

Arne Dahl: Tiefer Schmerz

Spuren in die Vergangenheit

Im vierten Band von Arne Dahls Reihe um das Stockholmer A-Team der Reichskriminalpolizei geht es um Frauenhandel in der Ukraine, NS-Forscher und die Verwicklung schwedischer Wissenschaftler und die organisierte Kriminalität in Italien.

Zu Beginn werden menschliche Knochen im Vielfraßkäfig in Stockholms Freizeitpark gefunden. Das Opfer wurde kopfunter an den Zaun gehängt. Immerhin hatte es noch die Zeit, die 5 Buchstaben „EPIVU“ in den Sand zu schreiben. Dieselben Buchstaben findet man bei einem 90-jährigen Hirnforscher und Nobelpreiskandidaten, einem ehemaligen jüdischen KZ-Häftling. Auch er wird ermordet aufgefunden, kopfunter aufgehängt auf einem jüdischen Friedhof, eine lange Nadel im Kopf. Aus anderen Städten Europas werden ähnliche Morde gemeldet. Wie hängen die Morde zusammen und warum wurden sie so überaus brutal verübt? Und wie passt das Verschwinden zweier Prostituierter aus einem Asylbewerberheim dazu?

Spuren führen nach Italien, wo ein Mitglied des A-Teams gerade verlängerte Ferien verbringt.

Wieder ein sehr spannender, anspruchsvoller, aber auch überaus brutaler Dahl-Krimi, bei dem es keine einfachen Lösungen gibt und alles seine Ursprünge in der Vergangenheit hat.

Arne Dahl: Tiefer Schmerz. Piper 2006
www.piper.de

Arne Dahl: Falsche Opfer

Das A-Team ist wieder da!

Nachdem die Stockholmer Sonderermittlergruppe für komplexe Fälle der schwedischen Reichskriminalpolizei am Ende des zweiten Bandes der Reihe, Böses Blut, wegen desaströser Leistungen aufgelöst und die Ermittler verstreut eingesetzt worden waren, erhält das sog. A-Team in diesem dritten Band eine neue Chance, denn es scheint eben doch nicht ohne sie zu gehen.

Inspektor Paul Hjelm und seine Kollegin Holm ermitteln zunächst in einem Kneipenmord zwischen rivalisierenden Fußballfans. Die Besucher der Szenekneipe verhalten sich fast alle sehr seltsam. Dann ereignet sich im Hochsicherheitsgefängnis Kumla ein Mord an einem führenden Drogendealer und es kommt zu einer Schießerei zwischen zwei Verbrecherbanden auf einem abgelegenen Industriegelände.

Mit dem Aufleben des A-Teams werden die Fäden langsam entwirrt. Denn irgendwie muss es eine Verbindung zwischen den Fällen geben, das wird klar, als sich herausstellt, dass das fast alle Beteiligten in der Kneipe anwesend waren…

Arne Dahl ist bei der Konstruktion seiner Krimis ein Perfektionist, der nichts dem Zufall überlässt, aber bezüglich der Konzentration keine geringen Anforderungen an seine Leser stellt. Er wird oft mit Henning Mankell verglichen, doch spielt bei ihm der Teamgedanke bei den Ermittlern eine viel größere Rolle. Beide, Dahl und Mankell, sind scharfe Kritiker der sozialen Zustände in Schweden, beide greifen aktuelle Themen der schwedischen Gesellschaft und Politik auf und beide gehen weit über das Krimigenre hinaus. In meiner Gunst hat Henning Mankell aber immer die Nase einen Tick vorn, vielleicht wegen meiner Sympathie für Wallander, wegen Arne Dahls noch größerer Brutalität oder weil Henning Mankells Wetterbeschreibungen einfach unübertroffen sind.

Arne Dahl: Falsche Opfer. Piper 2005
www.piper.de

Ann Rosman: Die Gefangene von Göteborg

Alt und Neu

Dies ist sicherlich kein gewöhnlicher skandinavischer Krimi, auch wenn
auf dem Buchrücken Vergleiche mit Henning Mankells Wallander-Reihe angestellt werden.

Mehr als die Hälfte von Die Gefangene von Göteborg, dem vierten Band der Reihe um die sympathische Göteborger Kriminalinspektorin Karin Adler, ist eher ein historischer Roman. Dabei geht es um das geschichtlich verbürgte Schicksal der adeligen, trotzdem in ärmlichen Verhältnissen lebenden Metta Charlotta Fock, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschuldigt wurde, ihren geistig zurückgebliebenen Mann und zwei ihrer Kinder vergiftet zu haben. Mächtige Männer führten die Anklage gegen die als zu selbstständig empfundene Frau, unterdrückten Beweismittel und konnten ihr erst nach jahrelanger Beugehaft als einzige Frau in der berüchtigten Festung
Carlsten auf der Insel Marstrand vor Göteborg ein Geständnis abpressen, das nach heutigem Wissen höchstwahrscheinlich falsch war. Am 7.11.1810 wurde sie hingerichtet.

Der etwas kleinere Teil des Krimis befasst sich mit einem aktuellen Verbrechen in derselben Familie 200 Jahre später. Nach dem Tod des alten Grafen Ekeblad soll gemäß dessen Testament der Familienbesitz unter seinen drei Kindern Carl-Henrik, Hugo und Maud aufgeteilt werden. Doch dann stellt der Älteste, Carl-Henrik, einen Antrag auf die Verlängerung des Fideikommisses: Der Besitz soll wegen seines herausragenden kulturellen Wertes in einer, selbstverständlich seiner Hand bleiben, die Geschwister leer ausgehen. Doch noch bevor der Bescheid der Prüfungskommission eintrifft, werden der Antragsteller und sein Sohn bei einem Maskenball in der Festung Carlsten ermordet. Kriminalinspektorin Karin Adler und ihr Team ermitteln im Kreis der illusteren Gäste.

Dass ich die Vorgängerbände dieses Krimis nicht kannte, hat an keiner Stelle
gestört. Allerdings hat es wegen der verschiedenen Zeitebenen und der
zahlreichen Personen einige Seiten gedauert, bis ich mich voll im Geschehen
orientiert hatte. Dann hat mich das Buch sehr gut unterhalten, vor allem der
akribisch recherchierte historische Teil. Beide Handlungsstränge sind gut
erzählt, jedoch steht die Spannung nicht so im Vordergrund, wie sonst bei
skandinavischen Krimis üblich.

Ann Rosman: Die Gefangene von Göteborg. Aufbau 2016
www.aufbau-verlag.de

Silke Schlichtmann: Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten

Ganz normaler Familienwahnsinn

Wow, was für eine sympathische, nimmermüde achtjährige Buxtehuder Quasselstrippe, diese Pernilla Petersen, die uns auf knapp 300 Seiten erzählt, wie sie und ihre Brüder die Familie vor dem finanziellen Ruin und einem Umzug vom Haus in eine Vierzimmerwohnung bewahren.

Dabei sieht am Anfang alles ganz traurig aus: Der Vater, Bestattungsunternehmer Petersen, bekommt seit knapp drei Monaten keine Aufträge mehr und die Mutter, Krimiautorin, hat die Verleumdungsklage eines angeblich wegen ihres neuen Buches um seine Umsätze gebrachten Obstbauern am Hals. Kleinere Katastrophen wie ein Strafreferat über den Harz, Massennachwuchs beim vermeintlich männlichen Mäusepaar Ernie und Bert und ähnliches kommen dazu.

Doch Pernilla und ihre Brüder, der fünfzehnjährige Lars, der zehnjährige Ole und der einjährige Sten, lassen sich so leicht nicht unterkriegen. Eine Arbeitsgruppe mit dem Namen „Goslar go home“ wird gebildet und die Probleme werden systematisch – oder wie Pernilla sagt: multiperspektivisch – angegangen: Observierung der Bestatterkonkurrenz und Ermittlung und Auskundschaftung des klagenden Obstbauers. Jedes Kind stellt seine Talente in den Dienst der guten Sache, kleinere Projekte wie die Regenwurmrettung müssen erst mal auf die lange Bank geschoben werden und obwohl die Mission zwischendurch fast zur „Mission impossible“ wird, heißt es schließlich doch: Ende gut, alles gut!

Obwohl ich nicht zur Zielgruppe gehöre, hat mir das Lesen dieses vor Fantasie nur so sprühenden, fröhlichen Kinderbuchs um eine leicht skurrile Großfamilie einen Heidenspaß gemacht. Der Autorin merkt man eine geradezu überbordende Schreibfreude an, die sich in einer unglaublichen Zahl von Einfällen bis hin zum Buchtitel und den Kapitelüberschriften niederschlägt. Allein die Szenen am Frühstückstisch lohnen bereits das Lesen! Gut gefallen hat mir außerdem die für ein Kinderbuch durchaus anspruchsvolle Sprache. Da Pernilla neue Wörter sowie die Sprüche ihrer Oma Hilde gerne mit Erklärungen versehen weitergibt, dient das Buch so ganz nebenbei und unbemerkt auch der Erweiterung des kindlichen Wortschatzes.

Hervorheben möchte ich außerdem die wieder einmal hervorragend zum Text passenden, sehr ausdrucksstarken Illustrationen von Susanne Göhlich und die gewohnt wertige Herstellung durch den Hanser Verlag, die das Buch auch optisch zu einem Genuss machen.

Obwohl ich Band eins, Pernilla oder Wie die Beatles meine viel zu große Familie retteten, noch nicht kenne, war das Lesen problemlos möglich. Empfehlen möchte das Buch zum Vorlesen ab ca. sieben Jahren, zum Selberlesen für gute Leser beiderlei Geschlechts ab der dritten Klasse.

Silke Schlichtmann: Pernilla oder Warum wir nicht in den sauren Apfel beißen mussten. Hanser Kinderbuch 2016
www.hanser-literaturverlage.de

Andrea Maria Schenkel: Als die Liebe endlich war

Es gibt immer ein Gestern

Drei Handlungsstränge und zwei Zeitebenen, erzählt in sieben Teilen und einem kunstvollen Prolog, die sich erst nach und nach in Beziehung zueinander bringen lassen, bilden das Gerüst dieses ausgesprochen empfehlenswerten Romans.

Da ist zum einen das Schicksal der deutsch-jüdischen Familie, die 1938 zu viert nach Shanghai aufbricht, aber nur die Mutter Grete, der knapp zwölfjährige Carl und die drei Jahre jüngere Ina betreten schließlich in Genua das Schiff. Erwin, der jüdische Arzt und Familienvater, kann sich nicht entschließen, seine deutsche Heimat zu verlassen. Kurzentschlossen kehrt er um im festen Glauben, ihm, dem zum Katholizismus konvertierten Juden, würde nichts passieren. Während seine Frau und die Kinder die Kriegsjahre unter immer schwierigeren Bedingungen, aber mit Hilfe eines älteren Paares in der von Japanern besetzten Stadt verbringen, wird Erwin in Dachau interniert.

Im zweiten Handlungsstrang verbringt die junge Erna die ersten Kriegsjahre bei ihrer schillernden Tante Marga in München, einer Anhängerin der Nationalsozialisten und Wahrsagerin der besseren Kreise, die sich nebenbei ganz pragmatisch ein Zubrot durch Abtreibungen und als Kindsvermittlerin verdient. Dank ihrer Vermittlung wird Erna die Gehilfin des Arzt Dr. Sauer, bei dessen Experimenten sie in Dachau assistiert.

In drei Kapiteln dazwischen treffen wir Carl als alten Mann in New York. Er ist nach dem Krieg nicht mit seiner Mutter und der Schwester nach Deutschland zurückgekehrt, fühlt sich nicht an ein Land, eine Rasse oder einen Glauben gebunden, und hat mit Emmi eine deutsche, ebenfalls nach dem Krieg eingewanderte Frau gefunden, die ihm die Wärme, Geborgenheit und Liebe geschenkt hat, nach der er sich sehnte. Eigentlich möchte er nur einen ruhigen Lebensabend mit ihr verbringen, doch dann holt die Vergangenheit beide ein…

Hätte ich nur den Titel des Romans gehört, so hätte ich einen eher seichten Liebesroman vermutet und mich nicht weiter dafür interessiert. Zum Glück hat mich aber der Name Andrea Maria Schenkel neugierig gemacht, von deren erfolgreichen Krimis ich schon viel gehört hatte, und tatsächlich wurde ich sehr positiv überrascht. Der Stil und die Souveränität der Autorin haben mir überaus gut gefallen. Äußerst gekonnt, mit der nötigen Distanz und trotz des schwierigen Themas auch mit dem ein oder anderen Augenzwinkern erzählt sie die unterschiedlichen Lebensschicksale spannend und nachvollziehbar und verknüpft sie mit spielerischer Leichtigkeit.

Eine Geschichte mit Nachhall!

Andrea Maria Schenkel: Als die Liebe endlich war. Hoffmann und Campe 2016
www.hoffmann-und-campe.de