Zwischen Tradition und Moderne
Bereits in ihrem empfehlenswerten Erstling Geheime Tochter hat die indisch-kanadische Autorin Shilpi Somaya Gowda vom Leben in zwei Welten erzählt, von der Zerrissenheit zwischen Indien und den USA. Auch in ihrem neuen Roman, der wieder in einer sehr einfachen Sprache, aber packend und gekonnt erzählt ist, spielt diese Zerrissenheit eine zentrale Rolle. Gleichzeitig ist es ein Roman über zwei Lebensschicksale im modernen Indien, über althergebrachte Traditionen, über Heimat und den Aufbruch zu neuen Ufern.
Anil und Leena sind im gleichen (fiktiven) indischen Dorf Panchanagar aufgewachsen und waren schon immer Freunde, obwohl Anils Familie als größere Landbesitzer über Leenas Eltern standen. Anils Vater, Streitschlichter des Dorfes und dadurch hoch angesehen, hat früh die herausragenden schulischen Fähigkeiten seines ältesten, „goldenen“ Sohnes erkannt und gefördert. So konnte Anil, anders als seine drei Brüder, studieren und wird Arzt . Anschließend wird ein Traum für ihn wahr: Er erhält als einer der ganz wenigen Ausländer eine Facharztstelle am (ebenfalls fiktionalen) Parkview Hospital in Dallas. Die Schilderung der harten Assistenzarztzeit hat mich sehr an den ebenfalls empfehlenswerten Roman Rückkehr nach Missing von Abraham Verghese erinnert.
Leena dagegen wird nach alter Sitte und gegen die indischen Gesetze mit Hilfe einer hohen Mitgift und der Unterstützung von Anils Vater an einen scheinbar ehrenhaften Mann verheiratet. Ihr Schicksal ist besonders bewegend.
Obwohl mich Indien als Reiseland nicht reizt, haben es mir indische Romane in letzter Zeit angetan. Neben Die Farben der Hoffnung von Lavanya Sankaran und Die Glückssucher von Tishani Doshi kann auch Der goldene Sohn allen empfehlen, die anhand eines spannenden, leicht zu lesenden Romans mehr über dieses Land erfahren möchten.
Shilpi Somaya Gowda: Der goldene Sohn. Kiepenheuer & Witsch 2016
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Es gab gleich mehrere Gründe, warum ich dieses Buch unbedingt lesen wollte: das farblich zurückhaltende Cover, das im wahrsten Sinne federleicht wirkt, der geheimnisvolle Titel, der nichts über den Inhalt verrät, der Handlungsort Maine, der Übersetzer Klaus Modick, den sogar der gestrenge Dennis Scheck zu den „großen Erzählern der Bundesrepublik“ zählt, und der mare Verlag, der mich noch nie enttäuscht hat. Nach der Lektüre kann ich feststellen, dass mein Gefühl mich nicht getäuscht hat. Ich habe diesen Roman von der ersten bis zur letzten Seite inhaltlich, atmosphärisch sowie sprachlich genossen und das erstaunt mich umso mehr, als ich für den Helden nur Mitleid, aber keine Sympathie empfinde.
Vor zwei Jahren habe ich das Auswanderermuseum in Bremerhaven besucht, eine der museumpädagogisch für Kinder und Erwachsene am besten aufbereiteten Ausstellungen, die ich kenne.
Zwei Zeitebenen, zwei Orte und zwei Protagonisten sind die Zutaten zu diesem spannenden Debüt des promovierten Philosophen und diplomierten Datentechnikers Thomas Beckstedt. Was ich zunächst für einen sehr intelligent aufgebauten historischen Krimi gehalten hatte, entpuppte sich auf den letzten 150 Seiten doch noch als der auf dem Umschlag versprochene Thriller.
Artemisia Gentileschi (1593 – 1653) war eine der wenigen bekannten Malerinnen der Renaissance und die erste, die in die Accademia dell’Arte in Florenz aufgenommen wurde. Ihre Motive waren die typischen ihrer Zeit: Judith, Lukrezia, Maria Magdalena und Susanna, gesehen mit den Augen einer Frau.
Der Mord an der kleinen Gritli Moser und der unerbittliche Ermittler Dr. Matthäi stehen im Mittelpunkt von Dürrenmatts Kriminalroman Das Versprechen. Doch aus diesen Zutaten macht der Schweizer Autor keinen traditionellen Krimi sondern – so der Untertitel – ein „Requiem auf den Kriminalroman“.