Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann

 Zusammenhänge

Der Optiker in Mariana Lekys Roman Was man von hier aus sehen kann spielt mit der Ich-Erzählerin Luise und ihrem Freund Martin gern „Dinge zusammendenken, die nicht zusammengehören“. Die Kinder nennen ihm zwei Begriffe und er muss einen Zusammenhang zwischen ihnen herstellen.

Aber was haben…

  • … eine Großmutter namens Selma, die unendlich viele Mon Chéries isst und die immer, wenn sie von einem Okapi träumt, einen Todesfall im Dorf voraussieht,
  • … ein kleiner Junge, der Gewichtheber werden möchte,
  • … ein unglaublich tragischer Todesfall,
  • … ein instabiles Haus, in dem die Bewohner immer wieder durch die Decke brechen,
  • … ein Eiscafé, in dem die Becher Namen wie „Heimliche Liebe“ tragen,
  • … ein unberechenbarer Anrufbeantworter, der macht, was er will,
  • … eine über Jahrzehnte verschwiegene Liebe, von der doch jeder weiß,
  • … ein „Mitarbeiter des Monats“ in einem Ein-Mann-Betrieb,
  • … ein Mann, der einen Hochsitz ansägt, weil er dem Jäger nach dem Leben trachtet,
  • … ein Riesenhund namens Alaska, der steinalt wird und ein haariger, ausgelagerter Schmerz ist,
  • … eine Mutter, die 25 Jahre lang darüber nachdenkt, ob sie ihren Mann verlassen soll,
  • … ein Vater, der seine Praxis aufgibt und fortan nur noch durch die Welt reist, weil er meint, dass er nur in der Ferne wirklich wird,
  • … ein buddhistischer Mönch namens Frederik aus Hessen, der in einem japanischen Kloster lebt und cyanblaue Augen hat und
  • … ein Mädchen, das ihm über 700 Briefe schreibt

… gemeinsam? Richtig, sie alle spielen eine Rolle in diesem Roman.

Aber nicht nur die Handlung ist absolut außergewöhnlich, auch die Sprache und der Stil Marina Lekys sind anders als alles, was ich bisher gelesen habe, und sogar die Erzählperspektive lässt sich kaum beschreiben, weil die Ich-Erzählerin allwissende Züge hat.

Während mir die Sprache, das warmherzige Verhältnis der Großmutter und des Optikers zur Ich-Erzählerin, die Beschäftung mit den Themen Tod, Liebe, Sinn des Lebens, Abschied und Wiederkehr und die Auswirkungen von Selmas Okapi-Träumen auf die Dorfgemeinschaft sehr gut gefallen haben, war mir die Handlung insgesamt doch leider zu skurril und es ist mir nicht ausreichend gelungen, mich fallen zu lassen, um den Roman durchgehend zu genießen.

Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann. DuMont 2017
www.dumont-buchverlag.de

2 Kommentare

  1. Spannend, dass es auch LeserInnen gibt, die das Buch langweilig fanden. Mich hat bisher kein Buch so gefesselt und mir so viel Freude bereitet wie dieses. Besonders gefallen hat mir die Schönheit der Sprache und dass die Menschen in dem unspektakulären Dorf, mit meist ganz unspektakulären, aber dennoch besonderen Lebensverläufen, einander auch wirklich zuhören. Eingelesen wird das Buch von Sandra Hüller, die sehr feinfühlig mitten ins Leben und Erleben der Protagonisten führt… und das ist halt manchmal auch monoton oder verstockt. Grandios gelesen.

    1. Ich weiß, dass die meisten Leserinnen und Leser das Buch anders beurteilen. Bei der Sprache kann ich die Begeisterung noch verstehen, aber insgesamt war es einfach nichts für mich! Der Zauber, von dem so oft die Rede ist, hat sich bei mir leider einfach nicht eingestellt, schade.

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