Amanda Sthers: Die Geisterstraße

Eine traurige Geschichte über Freundschaft, Liebe und religiösen Fanatismus

„Alfred ist tot.“ So beginnt der erste auf Deutsch erschienene Roman der jungen, in Paris geborenen Autorin Amanda Sthers. Alfred, der Schreiber, war einer der beiden letzten Juden Kabuls. Der andere ist Simon, der Schuster aus dem Iran, der Alfreds Geschichte vor dem Vergessen bewahren will, indem er sie viele Jahre später aufschreibt.

15 Jahre lang haben die Beiden als Nachbarn in der Chicken Street gelebt, haben sich eingeredet sich nicht zu mögen und waren doch bei der Ausübung ihrer Religion aufeinander angewiesen. Da tritt die junge Afghanin Naema in ihr Leben, die ein Kind von einem amerikanischen Journalisten erwartet. Bei dem Versuch, sie vor der Steinigung zu bewahren, erkennen sie ihre Freundschaft füreinander: „An jenem Tag habe ich begriffen, dass diese fröhliche Abneigung, diese anhängliche Übellaunigkeit von tiefer Freundschaft zeugte, mehr noch, sehr viel mehr noch: von brüderlicher Liebe.“

Die überaus tragische Geschichte von Alfred, Simon, Naema, dem Journalisten Peter und dessen Frau Jenny ist so poetisch, mit so viel sanfter Melancholie erzählt, dass sie mich beim Lesen im Innersten berührt hat.

Amanda Sthers: Die Geisterstraße. Luchterhand 2006
www.randomhouse.de

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