Spielernaturen
Nach Irisches Verhängnis, dem ersten Fall der Irland-Rückkehrerin Grace O’Malley und seit nunmehr über drei Monaten Leiterin des Morddezernats der Garda Galway, geht es im Folgeband Irisches Roulette um die internationale Wettmafia, die von Asien aus operierend auch vor der Grünen Insel nicht Halt macht.
Alles beginnt mit dem Mord an Tom Nolan, einem Angestellten eines Wettbüros, das ausgerechnet dem Zwillingsbruder von Graces verlässlichstem Mitarbeiter Rory Coyne gehört. Damit ist Rory vorerst von den Vermittlungen ausgeschlossen und Grace muss mit dem ihr unzuverlässlich erscheinenden Kevin Day zusammenarbeiten, der den Kampf um die Stelle des Superintendenten gegen sie verloren hat.
Die beginnenden Ermittlungen fallen in eine Zeit des sportlichen Ausnahmezustands in Irland: Es steht nicht nur das Finale im Gaelic Football bevor, sondern auch die berühmte Woche der Pferderennen. Grace und ihr alter Freund, der Privatdetektiv Peter Burke, arbeiten sich derweilen in die Welt der Wetten und Wettmanipulationen ein. Eine international agierende Wettmafia installiert dazu in jedem Gebiet einen möglichst unauffälligen Landeschef, viele sogenannte „Runner“, also Leute mit Kontakten zu Spielern oder anderen im Sportmilieu Tätigen, und möglichst einen Verbindungsmann bei der Polizei, der oft unbewusst zum informellen Mitarbeiter wird. Tom Nolan gehörte eher zur Kategorie „Runner“, wie Grace schnell klar wird, aber wer sind die Hintermänner, wer hat ihn umgebracht und warum und wer schwebt noch in Gefahr? Recherchearbeit ist diesmal auch im Stadion und auf der Pferderennbahn angesagt. Bei insgesamt zwei Leichen in einer Woche und drei Verschwundenen bleibt für die Ermittler allerdings keine Zeit, die sportlichen Spektakel zu genießen.
Wie auch bei Band eins der Reihe um die sympathische Ermittlerin, den ich während einer Irland-Reise gelesen habe, hat mich wieder die Beschreibung der irischen Landschaft, der Stadt Galway und der Iren, kurz gesagt das irische Flair, noch mehr begeistert als der Kriminalfall. Es macht einfach Spaß, diese unterhaltsamen, eingängigen Krimis zu lesen, die Gegend um Galway vor Augen zu haben und sich in den Urlaub zurück zu träumen. Die deutsche Journalistin und Autorin Hannah O’Brien, die lange in Irland gelebt hat, fängt all das wunderbar ein und bettet es in eine durchdachte Krimihandlung, wobei auch das Privatleben der Protagonisten nicht zu kurz kommt.
Ich freue mich auf den dritten Band, der für das Frühjahr 2017 angekündigt ist. Vielleicht kommen sich Grace und Peter dann ja auch privat endlich näher?
Hannah O’Brien: Irisches Roulette. dtv 2016
www.dtv.de