Eine doppelte Liebesgeschichte
Kästners kleiner, heiterer Roman „Der kleine Grenzverkehr“ ist ein doppelter Liebesroman: Nicht nur geht es um die Liebesgeschichte zwischen dem schrulligen, vermögenden Literaten Georg Rentmeister und der vermeintlichen Kammerzofe Konstanze, sondern auch um eine Liebeserklärung an die Festspielstadt Salzburg.
Als Kästner den Roman 1937 verfasste, waren Deutschland und Österreich durch einen Schlagbaum und vor allem durch rigorose Devisenbestimmungen getrennt, was den jungen Georg Rentmeister, der von einem Freund zu den Salzburger Festspielen eingeladen ist, dazu zwingt, in Bad Reichenhall Quartier zu nehmen und jeden Tag mit dem Bus die Grenze zu überqueren. Als er eines Tages im Café Glockenspiel vergeblich auf den Freund wartet und die Tasse Kaffee, die er bereits getrunken hat, nicht bezahlen kann, nimmt das Schicksal seinen Lauf:
„Ich taxierte die Gäste auf ihre Eignung hin, einen wohlhabenden Fremden zu einer Tasse Kaffee einzuladen, die er bereits getrunken hatte. Und da sah ich sie! Sie heißt Konstanze. Kastanienbraunes Haar hat sie und blaue Augen – aber auch wenn’s umgekehrt wäre, bliebe sie vollkommen.“
Der kleine Grenzverkehr ist eine zauberhafte Liebesgeschichte voller Witz und Charme vor einem ernsten Hintergrund und seit vielen Jahren eines meiner Lieblingsbücher.
Erich Kästner: Der kleine Grenzverkehr. Atrium 1995
www.atrium-verlag.com