Sechs turbulente Tage
Wer lauthals lachen möchte, wird von dieser isländischen Familienkomödie der leisen Töne eher enttäuscht werden, obwohl sie mit einem absoluten Knaller beginnt: Nach jahrzehntelanger Ehe verkündet Ragnar bei der Überraschungsparty zu seinem 60. Geburtstag vor den im Wohnzimmer versteckten Gästen seiner Frau Margrét, dass er sich scheiden lassen wird. Die Ankündigung kommt ebenso unpassend wie überraschend, denn ihre Ehe war eine typische Gewohnheitsehe, in der sich beide aufeinander eingespielten Ehepartner gemütlich eingerichtet hatten, nicht ohne beständig übereinander zu jammern: sie über seinen Hang zum Chaos und seine verrückten Ideen, er über ihren krankhaften Putzwahn. Aber immerhin hat Margrét vor nicht einmal einem Jahr ihrem Mann eine Niere gespendet, da wäre eine gewisse Rücksichtnahme doch angebracht, oder? Während Ragnar und Margrét eine Woche lang verrücktspielen, versuchen die drei Kinder Eygló, Steinn und Anna, die selber jede Menge Probleme mit ihrem Privatleben haben, die Situation zu bereinigen, jeder auf seine Art…
Der sehr unterhaltsame, gut erzählte Roman ist in sechs Wochentage von Sonntag bis Freitag und innerhalb in verschiedene Uhrzeiten unterteilt. Dabei schwenkt die Kamera der Autorin abwechselnd auf die verschiedenen Hauptpersonen, vor allem Margrét, Ragnar und Eygló, und erzählt deren Situation.
Obwohl alle mit mehr oder minder schwierigen Lebenslagen zu kämpfen haben, kam bei mir nie eine depressive Stimmung auf. Ich hatte jederzeit den Eindruck, dass alle Familienmitglieder – bis auf den kindlichen, von seiner Frau und seiner Schwester Fífí lenkbaren Ragnar – den Herausforderungen ihres Lebens entschieden entgegentreten. Die Spannung und das Lesevergnügen speisten sich für mich deshalb einzig aus der Frage, wie sie sich aus ihren verflixten Lagen „herauswursteln“ würden. Das Ende kam für mich daher auch keinesfalls überraschend und hat keine Fragen offengelassen, obwohl nicht alles explizit aufgelöst wird.
Jonina Leósdóttir: Meine Familie und andere Katastrophen. Kiepenheuer & Witsch 2016
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Inspiriert vom feudalen Japan ist dieser Fantasy-, Abenteuer- und Liebesroman. Das Besondere: Es ist eine der wenigen Jugendreihen, die sowohl Jungen wie Mädchen begeistern.
Als der Rabbiner Laibl Goldenhirsch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach Prag zurückkehrt, ist seine Frau schwanger. Er ist bereit, dies als Wunder zu akzeptieren, wenn sie ihn ihrerseits nicht nach seinen Kriegserlebnissen fragt.
Oliver Caruso und sein Bruder Charlie sind Angestellte einer sehr exklusiven amerikanischen Privatbank, bei der die Mindesteinlage 2 Mio. Dollar beträgt und die Papierkörbe chinesische Vasen aus dem 18. Jahrhundert sind.
Im ersten Band um die promovierte Journalistin, Dokumentarfilmerin und Profilerin Clare Hart, die von der Polizei wegen ihres Instinkts und ihrer unkonventionellen Methoden geschätzt wird, geht es um die Themen Frauenhandel, Korruption, Macht, Geld, Immobilienhaie und Moral.
Nach Bestechung, Menschenschmuggel, Ritualmorden, Rechtsextremismus u. a. in den ersten beiden Bänden der Reihe, geht es im dritten Band mit dem Triester Commissario Proteo Laurenti um den Organhandel, ein Thema, das sich von Afrika und Indien immer mehr ins arme Osteuropa verlagert. Triest, eine Stadt, die früher eher eine Randlage hatte, gerät durch seine Geografie im Dreiländereck Italien/Slowenien/Kroatien in den letzten Jahren immer mehr in die Situation einer Schnittstelle zwischen West und Ost und wird zunehmend für das internationale Verbrechen interessant.
In Lila, Lila plaudert Martin Suter sozusagen aus dem Nähkästchen, denn es geht um den Literaturbetrieb.
Dies ist kein 08/15-Krimi, sonst wäre er nicht bei Suhrkamp erschienen und würde nicht die Krimi-Bestenliste der Zeit im Juni 2016 anführen. Außergewöhnliches Personal, ein sehr pointierter, lässiger Stil, geistreiche, oft sogar witzige Dialoge und eine durchdachte Handlung zeichnen ihn aus.
Im vierten Band von Arne Dahls Reihe um das Stockholmer A-Team der Reichskriminalpolizei geht es um Frauenhandel in der Ukraine, NS-Forscher und die Verwicklung schwedischer Wissenschaftler und die organisierte Kriminalität in Italien.